Gemeinsam mit den Bayern zaubert Rattle ein gewaltiges Feuerwerk an Klangfarben

Goldener Saal, Musikverein Wien © Wolf-Dieter Grabner

Man kann froh sein, dass man im Wiener Musikverein ein solches Konzert erleben konnte. Das war sicher eine der besten Aufführungen dieses Werkes in Wien; an Leonard Bernsteins Interpretation mit den Wiener Philharmonikern reichte es doch nicht heran – aber das war sowieso eine singuläre Interpretation.

Musikverein Wien, Großer Saal, 17. März 2024

Gustav Mahler:
Symphonie Nr. 6 a-moll „Tragische”

Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks

Dirigent: Sir Simon Rattle

von Herbert Hiess

Natürlich sind die beiden wuchtigen Hammerschläge im monströsen Finalsatz dieser sogenannten „Tragischen“ von Gustav Mahler nicht der Hauptteil dieser Symphonie. Denn dieses Werk hat dafür viel zu viele großartige Feinheiten, die Sir Simon Rattle mit diesem deutschen Spitzenorchester an diesem Sonntag Nachmittag im Wiener Musikverein präsentierte.

Vor vielen Jahren spielte Rattle mit seinem damaligen City of Birmingham Symphony Orchestra im Wiener Konzerthaus dieses Werk – damals so wie jetzt mit vertauschtem zweiten und dritten Satz. Also hörte man das Andante bei Rattle als zweiten Satz und danach erst das „Scherzo.Wuchtig“. „Gustav Mahler, Symphonie Nr. 6 a-moll „Tragische”, Sir Simon Rattle Dirigent
Musikverein Wien, 17. März 2024“
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Ein unvergesslicher Abend mit einem großen, unvergleichlichen symphonischen Werk

Musikverein Wien © Franks Travelbox

Wenn nach dem „Dies irae“ der Chor leise „Auferstehn, ja auferstehn“ anstimmt, und das Sopransolo vom Orgelbalkon aus sich über Orchester und Chor in himmlische Höhen emporschwingt, dann ist das für mich eine der ergreifendsten Stellen in der gesamten symphonischen Literatur. Die letzte Steigerung zur Schlussapotheose mit Orgel und Glocken war absolut überwältigend interpretiert. Nach einer kurzen Pause der Ergriffenheit brach großer Jubel aus; Solistinnen, Dirigent und Chorleiter dankten mit vielen Verbeugungen. Ein großer Abend mit einem großen, unvergleichlichen symphonischen Werk!

Gustav Mahler
Symphonie Nr. 2 c-moll „Auferstehung“

Wiener Symphoniker
Dirigent: Alain Altinoglu

Sopran: Chen Reiss
Alt: Nora Gubisch

Singverein der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien
Künstlerische Leitung: Johannes Prinz

Musikverein Wien, Großer Saal, 24. Februar 2024

von Dr. Rudi Frühwirth

Mahlers Auferstehungssymphonie steht nicht allzu oft auf dem Programm der beiden großen Wiener Konzertsäle. Verständlicherweise, denn eine Aufführung des in ein christliches Jenseits weisenden Werks ist ein Unternehmen, das den üblichen Repertoirebetrieb sprengt, an die Ausführenden höchste Anforderungen stellt und der Zuhörerschaft ein einzigartiges Musikerlebnis bescheren kann, wenn sie sich dem Werk vorbehaltslos hingibt. „Altinoglu / Mahler „Symphonie Nr. 2“
Musikverein Wien, Großer Saal, 24. Februar 2024“
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Riccardo Muti und das Superorchester aus Chicago liefern ein Feuerwerk an Klängen

Riccardo Muti mit dem Chicago Symphony Orchestra © Todd Rosenberg

Sag zum Abschied leise servus…

…aber Gott sei Dank nicht für immer. Es ist eine Abschiedstournee mit dem Chicago Symphony Orchestra und ihrem langjährigen Chef Riccardo Muti; dennoch der Maestro aus Neapel bleibt dem Orchester als „Music Director Emeritus for Life“ erhalten und dem Orchester und dem Publikum.

Musikverein, Wien, 22. Januar 2024

Philipp Glass: The Triumph of the Octagon
Igor Strawinsky: Suite aus dem Ballett „Der Feuervogel“ (Fassung 1919)
Richard Strauss: Aus Italien – Symphonische Fantasie für großes Orchester G-Dur, op. 16

Zugabe: Intermezzo aus „Manon Lescaut“ von Giacomo Puccini

Musikverein, Wien, 23. Januar 2024

Florence B. Price: Symphonie Nr. 3
Sergej Prokofjew: Symphonie Nr. 5 B-Dur, op. 100
Zugabe: Sinfonia von “Giovanna d’Arco“ von Giuseppe Verdi

Chicago Symphony Orchestra, Riccardo Muti

von Herbert Hiess

Riccardo Muti hat schon am ersten Abend schmerzlich bewusst gemacht, dass in Bezug auf ernst zu nehmende Dirigenten geradezu wüstenhafte Zustände herrschen. Charismatische Orchesterleiter, die aus den Orchestern alle möglichen Nuancen und Akzente herausholen, sucht man tatsächlich verzweifelt.

Und glücklicherweise haben die Wiener Philharmoniker Riccardo Muti als Dirigent des Neujahrkonzertes 2025 engagiert, worüber man mehr als froh sein kann. Die imbezilen Woke-Diskussionen bezüglich Alter, Geschlecht kann man getrost vergessen. Gut, dass das Wiener Orchester auf solche entbehrlichen Diskussionen kaum reagiert. Es ist nur wichtig, ob der Dirigent Qualität und Charisma hat. Muti hat bei den jetzigen Konzerten bewiesen, dass er die meisten jüngeren Kolleginnen und Kollegen locker „in die Tasche steckt“. „Chicago Symphony Orchestra, Riccardo Muti
Musikverein Wien, 22. und 23. Januar 2024“
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Christian Thielemann und die Wiener Philharmoniker lassen uns ins neue Jahr schweben

Neujahrskonzert 2024, Musikverein Wien © Dr. Sylvia Frühwirth-Schnatter

“Da muss ma weinen.” – “Was?” – “Weil’s gar so schön is.”
(Richard Strauss, Der Rosenkavalier, 3. Akt)

Neujahrskonzert 2024 der Wiener Philharmoniker

Großer “Goldener” Saal der Gesellschaft der Musikfreunde, Wien,
1. Januar / Jänner 2024

von Dr. Rudolf Frühwirth

Einmal im Leben die Wiener Philharmoniker zum Jahreswechsel nicht im Fernsehen, sondern im wie immer prächtig geschmückten Goldenen Saal des Wiener Musikvereins erleben? Dieser lang gehegte Wunsch ist heuer endlich in Erfüllung gegangen! Christian Thielemann hat zum zweiten Mal nach 2019 zum Stab gegriffen und die Philharmoniker zuerst am Silvestertag bis 22 Uhr abends und dann ab 11.15 Uhr am Morgen des Neujahrstags durch ein beschwingtes und abwechslungsreiches Programm geleitet. Ohne die Tradition zu vernachlässigen, muss und will das vielleicht bekannteste aller Konzerte sich Jahr für Jahr neu erfinden und wenig bis gar nicht bekannte Schätze ans Tageslicht heben. Folgerichtig waren nicht weniger als neun Stücke sozusagen “Erstaufführungen”. „Neujahrskonzert 2024 der Wiener Philharmoniker
Großer „Goldener“ Saal der Gesellschaft der Musikfreunde, Wien, 1. Januar / Jänner 2024“
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Es muss eine Rückbesinnung zu einer Art von „Werktreue“ geben

So sieht der Wiener klassik-begeistert-Reporter Herbert Hiess
das Opern- und Klassikjahr 2023

Foto © Wiener Staatsoper

von Herbert Hiess

Wenn ich von unserem Herausgeber ersucht werde die persönlichen Highlights des vergangenen Jahres bekannt zu geben, wird es tatsächlich schwierig – vor allem, was die „Kunstform“ Oper anbelangt.

Denn mittlerweile ist man an einer Phase angelangt, die man gelassen als Generationenkonflikt bezeichnen kann. Auf der einen Seite in die Jahre gekommene Damen und Herren, die auf jahrzehntelange Erfahrung und vielleicht eine profunde Werkkenntnis blicken können… und auf der anderen Seite das junge (bzw. jung gebliebene) Publikum, das noch irgendeine Art von Prägung benötigt. „Das Opern- und Klassikjahr 2023
klassik-begeistert.de“
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Da lösen sich alle Gegensätze glatt in Luft auf: Thielemann und Levit verzaubern zwei Brahms-Werke im Wiener Musikverein

Christian Thielemann © Terry Linke

Der Wagner-Gott Christian Thielemann kann auch Brahms, so viel kann diese beiden musikhistorischen Gegensätze also nicht trennen. Auch Igor Levit meistert das monumentale Klavierkonzert wie ein kleines, zartes Scherzo. Da muss selbst dieser Chef am Pult die Zügel abgeben…

Wiener Philharmoniker
Christian Thielemann, Dirigent

Igor Levit, Klavier

Werke von Johannes Brahms

Musikverein Wien, 9. Dezember 2023


von Johannes Karl Fischer

Kein Betriebsgeheimnis: Außermusikalisch trennen Igor Levit und Christian Thielemann Welten. Mehr sei dazu nicht gesagt. Und auf der Bühne? Keine kleinste Spur einer einzigen Meinungsverschiedenheit. Pianist und Dirigent spielen wie ein Herz und eine Seele, als würden sie hier eine Sinfonie, eine Klaviersonate, ein Horn- und Cellokonzert alles gleichzeitig aufführen. „Wiener Philharmoniker, Christian Thielemann, Igor Levit
Musikverein Wien, 9. Dezember 2023“
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Christian Thielemann führt durch die bayerischen Alpen

Foto: Christian Thielemann © Sächsische Staatskapelle Dresden / Matthias Creutziger

Musikverein Wien, Großer Saal, 11. September 2023 

Paul Hindemith: „Der Schwanendreher“; Konzert für Bratsche und kleines Orchester

Richard Strauss: „Eine Alpensinfonie“ op. 65

Sächsische Staatskapelle Dresden
Dirigent: Christian Thielemann

von Herbert Hiess

Wenn ein Konzertveranstalter mit SO einem Konzert die Saison beginnt, sollte das als Omen für diese gelten – andererseits wird damit die Latte extrem hoch gelegt. Also mit einem der besten und traditionsreichsten Orchester der Welt und einem wahrscheinlich der besten Dirigenten seiner Generation kann es schon vom Papier her nur ein Erfolg werden. „Sächsische Staatskapelle Dresden, Christian Thielemann
Musikverein Wien, Großer Saal, 11. September 2023 “
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Ein Bratschist wandert über das Podium für ein Klangerlebnis, das bewegt

Daniel Harding © Stephan Rabold

Musikverein Wien, Großer Saal, 14. Juni 2023

Jörg Widmann
Konzert für Viola und Orchester

Anton Bruckner
Symphonie Nr. 5 B-Dur

Webern Symphonie Orchester
Antoine Tamestit, Viola
Daniel Harding, Dirigent

von Dr. Rudolf Frühwirth

Ungewohnte, faszinierende Klänge waren im ersten Teil des Konzert des Webern Symphonie Orchesters zu hören. Das Orchester setzt sich aus Studierenden der Wiener Universität für Musik und Darstellende Kunst zusammen. Es ist nicht zu überhören, dass die Mitglieder hohes technisches Niveau und auch schon Orchestererfahrung mitbringen. Für das Konzert für Viola und Bratsche von Jörg Widmann sind sie von Daniel Harding glänzend vorbereitet worden. „Jörg Widmann Konzert für Viola und Orchester, Anton Bruckner Symphonie Nr. 5 B-Dur
Musikverein Wien, Großer Saal, 14. Juni 2023“
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Christian Thielemann zeigt Teodor Currentzis, wo der Hammer hängt

Foto: Gustav Mahler, 1909

Gustav Mahler: Symphonie Nr. 3 in d-moll

Konzert am 11. Juni 2023 im Wiener Konzerthaus:

Wiebke Lehmkuhl, Alt
Wiener Sängerknaben, Damen der Wiener Singakademie

Utopia
Dirigent: Teodor Currentzis


Konzert am 18. Juni 2023 im Musikverein Wien:

Christa Mayer, Alt

Wiener Sängerknaben, Damen des Singvereins der Gesellschaft der Musikfreunde in Wein

Sächsische Staatskapelle Dresden
Dirigent: Christian Thielemann

von Herbert Hiess

Eigentlich kann einem Rezensenten nichts Besseres passieren, dass so eine Jahrhundertkonstellation eintritt, wo ein relativ selten gespielter Koloss wie Gustav Mahlers Symphonie Nr. 3 in d-moll im Abstand von genau einer Woche in 2 denkwürdigen Aufführungen präsentiert wird.

Und es zeigt auch, wie breit das Interpretationsspektrum ist, dass ein Werk stilistisch recht unterschiedlich zu hören ist und trotzdem solche tiefgehenden Eindrücke hinterlässt. „Gustav Mahler, Symphonie Nr. 3 in d-moll, Currentzis versus Thielemann
Wiener Konzerthaus und Musikverein Wien“
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Maurizio Pollini – eine lebende Legende im Goldenen Saal des Wiener Musikvereins

Der italienische Pianist Maurizio Pollini © Deutsche Grammophon / Christoph Riccius

Wiener Musikverein, Großer Saal, 15. Juni 2023

Maurizio Pollini, Klavier

Schönberg, Schumann, Chopin

von Dr. Charles E. Ritterband (Text und Fotos)

Bevor auch nur der erste Ton erklang überwältigte die visuelle Pracht dieses Bildes: Golden schien die sommerliche Abendsonne durch die Fenster des Großen Musikvereinssaals goldüberströmt, fast überirdisch leuchtend der Goldene Saal mit den unzähligen goldenen Karyatiden unter der mit Fresken reich geschmückten, goldenen Kassettendecke. Dann trat er auf, der 81-jährige Weltstar, längst eine lebende Legende – in einem legendären Raum. Maurizio Pollini zählt, darüber sind sich Musikkritiker einig, zu einem der größten Pianisten unserer Zeit – technisch perfekt wie kaum ein anderer. Zurückhaltend, ja bescheiden im Auftreten, entfaltet er expressive Kraft und entlockt dem Instrument herrliche Töne, sobald seine Hände die Tasten des Flügels berühren. „Maurizio Pollini, Klavier, Schönberg, Schumann, Chopin
Wiener Musikverein, Großer Saal, 15. Juni 2023“
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