Der Liebestrank: Große Oper in kleiner Factory

Gaetano Donizetti, Der Liebestrank
Opernfactory Hamburg, 16. Dezember 2017
Thomas Nobis Nemorino
Barbara Kaliner Adina
Nico Cornehl Belcore
Holger Schulz Dulcamara
Anissa Taggatz Gianetta
Antonia Rubtsova Pianistin, musikalische Leitung
Natalia Krel Chorleitung
Konstanze Jakob Klarinette

von Bianca Heitzer

Eine Kulisse wie aus dem Märchenbuch, bunte Lampions über den Köpfen der Zuschauer und farbenfrohe Kostüme – in dieser zauberhaften Atmosphäre präsentierte die Opernfactory Hamburg Gaetano Donizettis L’elisir d’amore.

Gegründet im Jahr 2012 als einziges Musiktheater im Osten der Hansestadt hat es sich die Opernfactory unter der Leitung von Barbara Kaliner zur Aufgabe gemacht, Stücke aus den Sparten Oper, Operette und Musical aufzuführen. Dabei liegt dem Ensemble die größtmögliche Nähe zum Publikum am Herzen, sowohl durch eine teilweise Verlagerung der Szene in den Zuschauerraum, als auch durch textliche Veränderungen und Anpassungen. Diese sollen Kaliner zufolge helfen, der Handlung zu folgen, ohne dass dafür Übertitel eingesetzt werden müssten.

Und dieses Konzept der dreidimensionalen Opernproduktion funktioniert: Gespannt verfolgen Zuschauerinnen und Zuschauer verschiedenster Altersgruppen am Sonnabend das Geschehen sowohl auf der Bühne als auch in unmittelbarster Nähe. Der naive und liebestrunkene Schäfer Nemorino wirbt um die Gunst Adinas (Barbara Kaliner), diese will jedoch von ihm zunächst nichts wissen. Als dann noch der Soldat Belcore auftaucht, der Adina ebenfalls heiraten möchte, und der Quacksalber Dulcamara den Dorfbewohnern einen geheimnisvollen Liebestrank verspricht, scheint das Opernchaos perfekt.

Der Tenor Thomas Nobis (Nemorino), der in der Opernfactory bereits den Don José in „Carmen“ und Alfredo in „La Traviata“ gab, zeigte an diesem Abend schauspielerisches Geschick und musikalisches Feingefühl. Sehr gelungen erklangen „Adina credimi“ und die Romanze „Una furtiva lagrima“, bei der die Gesangsmelodie von der Klarinettistin Konstanze Jakob untermalt wurde. Sein Kontrahent Belcore, interpretiert vom Bariton Nico Cornehl, überzeugte durch kraftvoll gesungene Passagen und ein warmes Timbre, besonders schön in „Come paride vezzoso“ und im Terzett mit Adina und Nemorino. Holger Schulz (Dulcamara) sorgte bei den Zuschauern für Begeisterung dank seines verschmitzten Spiels und seiner großen gesanglich dynamischen Bandbreite.

Begleitet wurden die Sängerinnen und Sänger der Opernfactory von der Pianistin und musikalischen Leiterin Antonina Rubtsova, die mit ihrem aufmerksamen Spiel für Momente großer Intimität sorgte. Gemeinsam interpretierten der Chor, die Solisten und die Pianistin Donizettis „Liebestrank“ mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln auf beeindruckende Art und Weise.

Am Ende gab es viel Applaus für alle Beteiligten sowie für einen gelungenen Abend in Hamburgs Opernfactory!

Bianca Heitzer, 18. Dezember 2017, für
klassik-begeistert.de

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