Volksoper Wien: Wolfram-Maria Märtig lässt den Walzer aufleben

Johann Strauß, Eine Nacht in Venedig,  Volksoper Wien

Foto: Barbara Pálffy (c)
Volksoper Wien
, 17. Januar 2018
Johann Strauß, Eine Nacht in Venedig
Wolfram-Maria Märtig, Dirigent

von Mirjana Plath

Wer seinen letzten Italienurlaub vermisst, sollte sich auf den Weg in die Volksoper Wien machen. Dort entführt Johann Strauß‘ Operette „Eine Nacht in Venedig“ in die Karnevalsfeiern der Serenissima. Hinrich Horstkottes Inszenierung hat einiges für das Auge zu bieten.

Im Bühnenhintergrund verfolgt hin und wieder ein Hai Badetouristen und sogar eine Meerjungfrau im Wasser. Auch ganze Häuser schwimmen gemächlich durch die Kanäle von Venedig. Das bringt dem Stück viel Publikumslachen ein. Das Bühnenbild und die Kostüme sind detailreich gestaltet: So trägt der Makkaronikoch Pappacoda eine Weste mit langen Schnüren, die wie Pasta seinen Körper umschlingen. Auf den schneeweißen Perücken der Senatorengattinen thronen Segelschiffe als Krönung der üppigen Gewänder.

Das Orchester der Volksoper Wien unter Wolfram-Maria Märtig vollbrachte eine musikalische Glanzleistung. Märtig verstand es, im Geist von Johann Strauß zu dirigieren. Schon in der Ouvertüre schuf er einen satten und mitreißenden Klang. Die Tempovariationen gelangen fließend und rissen die Zuhörer von der ersten Sekunde an mit. Auch im weiteren Verlauf der Operette tanzten die Melodien der Wiener Walzer und der venezianischen Barkarolen schwungvoll ins Ohr hinein. Bravo!

Der Star des Abends war Beate Ritter als Fischerstochter Annina. Die Sopranistin sang mit einer klaren und voluminösen Stimme, die in allen Tonlagen das Publikum verzauberte. An Reichweite und Textverständlichkeit blieb sie unübertroffen. Der Tenor JunHo You aus Südkorea spielte Anninas Liebhaber Caramello. Leider fiel sein Gesang etwas flach aus. Er konnte mit seinen Melodien nicht den gesamten Saal ausfüllen.

Die Wiener Sopranistin Juliette Khalil ging toll in ihrer Rolle als Köchin Ciboletta auf. Den Ton der einfältigen Angestellten traf sie perfekt. Es war köstlich, ihr beim langsamen Denken zuzusehen. Sie spielte die Gags mit viel Witz und überzeugte mit ihrem komischen Talent. Außerdem harmonierte sie stimmlich wunderbar mit Beate Ritter, wenn deren Gesangslinien parallel geführt wurden.

Darstellerisch ebenfalls gut war Alexandre Beuchat (Bariton). Charismatisch verkörperte er den Makkaronikoch Pappacoda. Seinen tiefen Tönen fehlte jedoch die Klarheit. Der Tenor Szabolcs Brickner, der den Herzog von Urbino sang, war der überzeugendste männliche Sänger der Vorstellung. Zwar ist der Herzog in der Operette mit seinen Liebesabenteuern nicht erfolgreich, doch umgarnte Brickner die Damen auf der Bühne sehr gekonnt. Kein Wunder, dass die greisen Senatoren (gespielt von Wolfgang Hübsch, Gerhard Ernst und Gernot Kranner) um ihre Ehefrauen bangten!

Der Abend in der Volksoper verflog wie ein schneller Walzer. Wer noch nicht genug von Karnevalswirren hat – die Faschingssaison ist zur Zeit in vollem Gange…

Mirjana Plath, 17. Januar 2018, für
klassik-begeistert.at

Hinrich Horstkotte, Regie, Bühnenbild und Kostüme
Szabolcs Brickner, Guido, Herzog von Urbino
Wolfgang Hübsch, Bartolomeo Delacqua, Senator
Gerhard Ernst, Stefano Barbaruccio, Senator
Gernot Kranner, Giorgio Testaccio, Senator
Sophie Bauer, Barbara, Delacquas Frau
Sulie Girardi, Agricola, Barbaruccios Frau
Susanne Litschauer, Constantina, Testaccios Frau
Beate Ritter, Annina, Fischerstochter
JunHo You, Caramello, des Herzogs Leibbarbier
Alexandre Beuchat, Pappacoda, Makkaronikoch
Juliette Khalil, Ciboletta, Köchin bei Delacqua
Martin Fischerauer, Enrico Piselli, Delacquas Neffe

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