Die Zeit für diesen "Siegfried" ist wirklich abgelaufen – Annäherungen an den Reichtum von Richard Wagners "Ring des Nibelungen"

Richard Wagner, Der Ring des Nibelungen, Siegfried,  Deutsche Oper Berlin

Foto © Bettina Stöß
Richard Wagner, Der Ring des Nibelungen – Siegfried
Deutsche Oper Berlin, 5. April 2017
Musikalische Leitung Donald Runnicles
Inszenierung Götz Friedrich
Siegfried Stefan Vinke
Mime (Gesang) Gerhard Siegel
Mime (szenische Darstellung) Burkhard Ulrich
Der Wanderer Samuel Youn
Alberich Werner Van Mechelen
Fafner Andrew Harris
Erda Ronnita Miller
Brünnhilde Ricarda Merbeth
Ein Waldvogel Elbenita Katjas

Von Sebastian Koik

Mit dem Ring des Nibelungen ist es so eine Sache: Er hat eine Fangemeinde von Leuten, die ihn lieben und nicht genug davon bekommen können. Und viele Leute haben keinen Zugang zu ihm. Ein Grund dafür ist die reine Länge. So dauert dieser Siegfried an der Deutschen Oper Berlin mit zwei Pausen fünf Stunden und 45 Minuten. Und das ist nur einer der vier Teile des Bühnenfestspiels von Richard Wagner. Die Spielzeit aller vier Teile beträgt an der Deutschen Oper – inklusive Pausen – 18 Stunden und 45 Minuten. Und auf der Handlungsebene passiert in diesen vielen Stunden auch gar nicht mal so viel. Im Siegfried wird ein Schwert geschmiedet, ein Drachen getötet und eine schlafende Frau inmitten eines Feuerkreises wachgeküsst. Ansonsten wird in unendlichen Monologen und Dialogen gesungen.

Und hier, in den Konflikten mit anderen und in sich selbst, wird es dann erst spannend. Je besser man den Text kennt und je öfter man das Stück gesehen hat, desto spannender wird es. Es gibt immer wieder Neues zu entdecken und Bekanntes anders zu betrachten. So sagt Joachim Kaiser, der große alte Mann des deutschen Feuilletons und wohl bedeutendste deutschsprachige Musik- und Theaterkritiker: „Wer den Text nicht genau gelesen hat – einen klugen, tiefsinnigen, bewusst das Stabreimschema einsetzenden Text, der höchsten Respekt verdient und nicht den Spott derjenigen, die in Opern keineswegs nachdenken wollen – wer den Text nicht genau gelesen und sozusagen Wort für Wort begriffen hat, der wird in den Aufführungen des RINGs das tun, was nur die Rheintöchter dürfen, er wird ‚schwimmen’.“

Wer sich an vier Abenden in knapp 19 Stunden also erstmals den Ring anschaut, wird das meiste der spannenden Beweggründe und Widersprüchlichkeiten erst einmal nicht verstehen, wird tatsächlich „schwimmen“.

Wenn man sich länger damit beschäftigt, kann man darin so wie der irische Literaturnobelpreisträgers George Bernard Shaw „die ganze Tragödie der menschlichen Geschichte“ erblicken. Und als wäre das allein nicht interessant genug: Es kommt ja noch die Musik dazu, die allein schon ohne jegliche Kenntnis der Story und der tieferen Zusammenhänge und Psychologie der Figuren zu begeistern und überwältigen vermag! Wagner hat hier einen ganzen Kosmos geschaffen.

 

So hat jede Figur und fast jede Situation ein eigenes musikalisches Motiv. Es gibt allein in Siegfried, dem dritten der vier Teile des Ring-Zyklus‘, Motive wie: Drachen-Motiv, Schmiede-Motiv, Schwert-Motiv, Siegfrieds Hornruf-Motiv, Siegfried-/Helden-Motiv, Ring-Motiv, Riesen-Motiv, Wehe-Motiv, das Motiv des Werdens, das Motiv der Erda, das Speer-/Vertrags-Motiv, Wanderer-Motiv, Ritt-Motiv, Götternot-Motiv, das Götterdämmerungsmotiv, Nornen-Motiv. Und diese vielen Motive hat Wagner miteinander verwoben. Er hat die komplette äußere Story als auch das Innenleben der Figuren und ihre Konflikte und Widersprüchlichkeiten kompositorisch in der Musik dargestellt.

„Ja, er ist Hanswurst, Lichtgott und anarchistischer Sozialrevolutionär auf einmal, das Theater kann nicht mehr verlangen“, schrieb Thomas Mann über Wagners Siegfried. Der Titelheld ist ein unwissender Held, wahrscheinlich der naivste Held von allen. Er hat keine Ahnung von den großen Zusammenhängen der Welt um ihn herum. Er weiß nichts von dem Ring, der Macht über die Welt verheißt. Er weiß nicht, dass Wotan, Mime und später auch Alberich ihre ganze Hoffnung auf ihn setzen, um den Ring für sich selbst zu gewinnen oder die Welt vor der Macht des Ringes zu erlösen. Er weiß auch nichts von seiner Herkunft.

Siegfried ist ein Stück, das bis auf das sich findende Liebespaar ausschließlich aus schlechten Beziehungen und Konflikten besteht. Außer Siegfried und der am Ende wachgeküssten Brünnhilde gibt es keine Beziehung oder Begegnung die positiv oder auch nur neutral wäre. Jede einzelne andere Beziehung oder Begegnung ist negativ und konfliktreich: Siegfried – Mime, Mime – Wotan, Alberich – Wotan, Alberich – Mime, Siegfried – Wotan. Und letztendlich verläuft auch die Begegnung von Wotan mit seiner ehemaligen Geliebten Erda, Mutter seiner Lieblings-Tochter Brünnhilde, nicht gerade harmonisch.

Was sich schon im zweiten Teil des Zyklus‘, der Walküre, deutlich abzeichnete, steht nach der Begegnung von Wotan und Erda in Siegfried fest: Der Untergang der Götter ist nicht aufzuhalten. Keine Macht der Welt kann ihn verhindern. Als die Erdgöttin Erda vom Schicksal ihrer Tochter Brünnhilde erfährt, versteht selbst sie, „der Welt weisestes Weib“ und Seherin die Welt nicht mehr:

„Wirr wird mir, seit ich erwacht:
wild und kraus kreist die Welt!“

Wotan erwidert ihr in der Gestalt des Wanderers:

„Du bist – nicht, was du dich wähnst!
Urmütter-Weisheit geht zu Ende:
dein Wissen verweht vor meinem Willen.
Weißt du, was Wotan will?“

Wotan, bis vor Kurzem noch Herrscher der Welt, hat beschlossen, das zu wollen, was nicht mehr zu ändern ist. Er akzeptiert sein Schicksal: Das Ende der Götter. Richard Wagner schreibt zu dieser Szene: ,,Wotan schwingt sich bis zur tragischen Höhe auf, seinen Untergang zu wollen. Dies ist alles, was wir aus der Geschichte der Menschheit zu lernen haben: das Notwendige zu wollen und selbst zu vollbringen. Das Schöpfungswerk dieses höchsten, selbstvernichtenden Willens ist der endlich gewonnene, furchtlose, liebende Mensch: Siegfried.“ Der Wanderer / Wotan schickt die unwissende Ur-Weise wieder zurück in den Schlaf. Auch ihre Zeit ist abgelaufen. Sie hat als Göttin ausgedient.

Wotan setzt alle seine Hoffnungen für die Welt in Siegfried. Er soll die Welt vom Ring und der damit verbundenen Habgier und des Machtstrebens erlösen. Doch die einzige Begegnung mit seinem auserkorenen Weltenretter – und Enkel – Siegfried verläuft ganz anders, als er sich das vorgestellt hat. Es kommt zum Streit. Im Zorn hält er Siegfried, Minuten zuvor noch Träger all seiner Hoffnungen, plötzlich nicht für würdig, Brünnhilde zu erwecken und verbietet ihm, weiterzugehen. Mit seinem Speer, dem ehemals mächtigen Zepter seiner Herrschaft über die Welt, will er Siegfried aufhalten:

„So sperre mein Speer dir den Weg!
Noch hält meine Hand der Herrschaft Haft:
das Schwert, das du schwingst,
zerschlug einst dieser Schaft:
noch einmal denn zerspring‘ es am ew’gen Speer!“

Doch diesmal zerbricht der Speer am Schwert, und die Herrschaft der Götter ist endgültig vorbei. Diese einzige Begegnung der beiden Hauptfiguren des Rings, Siegfried und Wotan, ist der letzte Auftritt des Gottvaters Wotan. Nachdem Siegfried Brünnhilde wachgeküsst hat, wehrt diese sich zuerst gegen seine Annäherung, meint, es sei besser, dass er und sie rein blieben. Doch nach einer Weile vergisst sie alles, was ihr früher etwas bedeutete und gibt auch ihre Göttlichkeit auf:

„Lachend muss ich dich lieben,

Fahr hin, Walhalls leuchtende Welt!
Zerfall in Staub deine stolze Burg!

Götterdämm’rung, dunkle herauf!
Nacht der Vernichtung, neble herein!“

So fallen sie sich schließlich in die Arme. Die Welt scheint wieder im Lot zu sein: Der Drache ist tot und die Liebe und das Gute siegen. Siegfried und Brünnhilde besitzen den Ring, der die Macht über die Welt verleiht, sind aber an der Macht und der Welt überhaupt nicht interessiert. Sie interessieren sich nur für einander, und der kommende vierte und letzte Teil der Tetralogie wird zeigen, dass es trotz der seligen Momentaufnahme alles noch recht kompliziert wird.

Der Regisseur Götz Friedrich sagte zu den letzten Szenen des Siegfried: „Mit zerbrochenem Speer geht der alte Gott ab in die Kulisse wie ein ausgedienter Bühnenstar. Von hinten aus dem Tunnelgewölbe nähert sich Siegfried im Schlussbild Brünnhilde. Er erweckt sie zu neuem, aber schließlich leidvollem Menschenleben.“

In der Inszenierungs-Idee – der Ausgangssituation einer Welt nach einem Atomkrieg oder einer ökologischen Katastrophe der größenwahnsinnigen und in großem Stil den Planeten zerstörenden modernen Menschen – wird Siegfried durch altmodisches Tragen eines Schwertes von vornherein zu einem anachronistischen Helden. Er kann damit in dieser Inszenierung gar nicht die Welt retten, sondern nur märchenhaft alte Geschichten nachspielen.

Der Hauptdarsteller der Berliner Inszenierung von Götz Friedrich ist das Bühnenbild des Zeittunnels, in dem sich das komplette Geschehen des Vierteilers abspielt. Doch in Siegfried hatten der Regisseur und sein Bühnenbildner Peter Sykora anscheinend ein wenig das Vertrauen in den Tunnel verloren und Zugeständnisse an das Publikum gemacht, dem sie vielleicht nicht ganz soviel von diesem in den ersten beiden Teilen noch dominanten architektonischen Element zumuten wollten. Und sicher war ein Teil des Publikums auch dankbar dafür, dass die Rolle des Tunnels in den ersten beiden Akten von Siegfried deutlich zurechtgestutzt ist: Im ersten Akt ist vor lauter Kinderzimmer-Dekoration nicht viel davon zu sehen, und im zweiten Akt ist der Tunnel von großen Tarnnetz-Flächen verdeckt. Das Bühnenbild verliert damit viel von der Kraft, das es zuvor noch hatte, und der Siegfried beraubt sich eines guten Stückes seiner konzeptionellen Kraft.

Der Drache Fafner ist eine rauchende Maschine mit blinkenden Lichtern, ein langsam heranrollendes eisernes Ungetüm. Fafner sitzt wie ein Panzerkommandant in seiner Kanzel. In der Logik der Inszenierungs-Idee von Götz Friedrich: der nach der Apokalypse in einem unterirdischen Tunnel lebenden Götter, ist dieser Panzer ein Relikt aus einem die Welt zerstörenden 3. Weltkrieg. Irgendwie hat diese Maschinen-Version des Drachen etwas, wirkt aber in seiner Ausgestaltung auch trashig wie ein veraltetes Science-Fiction-Element.

Während die Walküre-Inszenierung noch sehr frisch wirkte, nagt am Siegfried schon stärker der Zahn der Zeit. Das vom archaischen und zeitlosen „Zeittunnel“ abweichende Bühnenbild der ersten drei Akte wirkt angestaubt. Die Kostüme vom Wanderer und von Brünnhilde bieten ohne die Gruppenwirkung im Kreise der anderen Walküren etwas aus der Mode gekommenen 1980er-Jahre-Geschmack.

Die Requisiten funktionieren nach 33 Jahren nicht mehr ganz rund. Das deutlichste Zeichen dafür, dass die Materialien dieses Siegfried nach einer allerletzten Aufführung schon reif für eine Entsorgung sind, ist folgende kleine Panne: Der Speer des Wanderers / Wotans bricht nicht wie geplant an Siegfrieds Schwert. Da die Sollbruchstelle nicht funktioniert, bricht der Wanderer seinen eigenen Speer kurzerhand schnell selbst mit eigenen Armen entzwei – ein nettes Bild dafür, dass die Zeit für diese Inszenierung abgelaufen ist.

Sehr holprig wird es, nachdem Siegfried den Brünnhilde umrundenden Feuerkreis durchbricht: Die Feuer werden sichtbar von Händen aus dem Inneren der Feuerkrater eines nach dem anderen mit einer Decke erstickt, während es unter der Bühne mächtig poltert und rumpelt.

Auch musikalisch läuft dieser Siegfried zum Abschied nicht ganz rund. Zum ersten Mal höre ich das großartige Orchester in einer nicht so ganz überzeugenden Vorstellung. Vor allem im ersten Satz ist es musikalisch schwach und teilweise auch unsauber. Während drei Tage zuvor die Vorstellung der Walküre auch musikalisch perfekt war, kommen die Musiker an diesem Abend im Orchestergraben nicht so ganz in den Fluss und beweisen dann, dass auch die besten Orchester aus Menschen bestehen. Den zweiten und dritten Satz spielen Dirigent und Orchester deutlich stärker und gut, aber nicht mit der Magie, die man von ihnen bei Wagner gewohnt ist.

Der Tenor Stefan Vinke als Siegfried überzeugt im ersten Akt auch nicht: er singt nicht kraftvoll und heldenhaft genug. Vielleicht hat er sich auch nur die Kräfte etwas eingeteilt beim Singen dieser wahnsinnig anspruchsvollen und kräftezehrenden Rolle. Denn: Im zweiten und dritten Akt singt er stark und liefert einige großartige Passagen ab.

Burkhard Ulrich spielt sehr überzeugend den Mime, ebenso überzeugend gesungen wird er vom Bühnenrand aus vom Tenor Gerhard Siegel.

Der Bariton Samuel Youn spielt den Wanderer gut, sieht aber leider im Vergleich zum darstellerisch sensationellen Vorzeige-Wotan Iain Paterson drei Tage zuvor in der „Walküre“ etwas blass aus. Es fehlt ihm etwas an Stimmvolumen – er kann das Orchester leider nicht immer übertönen. Seine Stimme hat nicht das ganz große Format, er singt seine Rolle dennoch sehr ordentlich.

Ricarda Merbeth als Brünnhilde überzeugt in den höheren Lagen, wenngleich sie in manchen Momenten auch etwas unschön schrill klingt. In mittleren und tieferen Lagen wirkt ihre Stimme manchmal leicht dünn.

Leider kommt das große Liebesfinale im dritten Aufzug mit Siegfried und Brünnhilde nicht so wirkungsvoll herüber, wie es eigentlich könnte und sollte. Anders als drei Tage zuvor bei Siegmund und Sieglinde in der Walküre, als die körperliche Anziehungskraft zwischen den beiden magnetisch zu sein schien und unfassbar lebendig auf das Publikum ausstrahlte, nimmt man dem Liebespaar Siegfried und Brünnhilde diese Liebe und diese gegenseitige Anziehung nicht so ganz ab. Die Chemie zwischen beiden stimmt an diesem Abend nicht so ganz. Selbst als sie im Schlussbild Hand in Hand dastehen und in die Zukunft sehen, wirkt die Händchenhaltung etwas ungelenk.

Sehr stark gibt Werner Van Mechelen darstellerisch und auch stimmlich den Alberich! Da empfindet man es als schade, dass seine Rolle im „Siegfried“ keinen größeren Auftritt hat und man nicht mehr von ihm zu hören und sehen bekommt.

Nachtigallengleich trällert die Sopranistin Elbenita Kajtazi im zweiten Aufzug klangschön einen glockenhellen Waldvogel.

Sensationell und nicht besser vorstellbar singt der Bass Andrew Harris den Riesen Fafner! Und auch Ronnita Miller als Erda ist atemberaubend gut und spielt und singt sich mit einer unglaublich starken Ausstrahlung in den Olymp der besten Wagner-Darbietungen.

Sebastian Koik, 7. April 2017 für
klassik-begeistert.de

2 Gedanken zu „Richard Wagner, Der Ring des Nibelungen, Siegfried,
Deutsche Oper Berlin“

  1. Die begeisterten Kritiken bezüglich Iain Patersons Wotan in der „Walküre“ kann ich nicht ganz nachempfinden, fehlte ihm doch das Stimmvolumen, sich gegen das Orchester durchzusetzen. Zumindest im ersten Rang kam wenig von ihm rüber, was meine Sitznachbarin dazu brachte, von vergangenen Zeiten und Robert Hale zu schwärmen. Vielleicht lag es auch am Dirigat, denn auch Samuel Young hatte als Wanderer im „Siegfried“ zeitweise Probleme, das Orchester zu übertönen.
    Gabriele Hagedorn

  2. Liebe Frau Hagedorn,

    herzlichen Dank für Ihren Kommentar, … auch weil er mir die Gelegenheit gibt, die einzelnen Leistungen noch einmal differenzierter zu beleuchten.

    Bei Samuel Youn als Wanderer bin ich bei Ihnen. Auch ich hörte, dass er gelegentlich das Orchester nicht übertönen konnte. Auch für mein Empfinden hatte seine Stimme nicht das ganz große Format und ich fand seinen Gesang nur „sehr ordentlich“. Er war weit weg davon mich zu begeistern, machte seine Sache in meinen Augen insgesamt aber doch ganz gut. (Auch wenn man sich als Opernbesucher natürlich sensationelle und unvergessliche Leistungen wünscht.)

    Bei Iain Patersons Wotan verhält es sich etwas komplizierter: Auch hier bin ich bei Ihnen, was den Gesang betrifft. Ich finde, dass Paterson etwas Stimmvolumen fehlte und er nicht die ganz große sängerische Klasse hatte. Allerdings fand ich seine Darstellung und seine Ausstrahlung als Wotan so absolut umwerfend, dass für mich kleinere Mängel im Gesang dagegen verblassten. Sie störten mich kaum bei diesem darstellerischen Vorzeige-Wotan. Auch empfand ich Paterson sängerisch deutlich weniger limitiert als Samuel Young als Wanderer im „Siegfried“.

    Ein Grund, weshalb mich die etwas kleinere Stimme bei Iain Paterson als Wotan nicht wirklich störte ist der Punkt, dass sie sehr gut zu seiner Rolle passt. Der stark angeschlagene Gott, der seinem Ende entgegentaumelt, muss vielleicht auch nicht so voluminös und schön singen wie ein Siegfried oder ein Drache Fafner oder ein mächtiger Strippenzieher wie Hagen. Nur in wenigen Momenten konnte Paterson das Orchester – von meinem Platz in Reihe 15 gehört – nicht übertönen. Falls das von ihrem Platz aus häufiger der Fall war, ist das natürlich schade.

    Mit besten Grüßen
    Sebastian Koik, Autor,
    klassik-begeistert.de

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