München: Auch in Sachen Neue Musik spielt dieses Haus ganz an der Spitze mit

Hamlet 2023, A. Clayton © W. Hoesl

Eigentlich kommen die Toten beim Hamlet erst am Ende. Doch lässt der australische Komponist Brett Dean schon zu Beginn solch einen bitterkalten Wind durch das Orchester wehen, dass diese Musik nur nach Rache schreit. Musikalisch schmückt sich die Staatsoper mal wieder mit einer einzigartigen Meisterleistung, im Graben wie auf der Bühne.

Bayerische Staatsoper, 5. Juli 2023

Hamlet
Musik von Brett Dean
Libretto von Matthew Jocelyn nach William Shakespeare


von Johannes Karl Fischer

Diese musikalische Luft ist nur ein kleiner Vorgeschmack auf die drei Stunden an einzigartiger Klangkunst im Graben. Mit einer enormen Apparatur an Instrumenten schafft der Komponist eine Palette an Klangfarben so bunt, wie sie die Welt bislang nicht kannte. Die Musik lässt nicht nur den Wind hauchen, er haucht auch noch in allen Stimmungen. Eine kalte, eine düstere, eine unheimliche Luft, für alles findet diese Klangmalerei ein fein gemahlenes Gemisch an Instrumentalfarben. Das Bayerische Staatsorchester unter Vladimir Jurowski hat die Partitur fest im Griff, selbst die Vierteltöne am Vibraphon scheinen ihnen keine Mühe zu machen. „Hamlet, Musik von Brett Dean
Bayerische Staatsoper, 5. Juli 2023“
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”Verzichtet auf den Teufel, zum Teufel!”

Photo © Jean-Nico Schambourg – Grisélidis, Vannina Santoni

Grisélidis von Jules Massenet feiert großen Erfolg in Paris

Das Théâtre des Champs-Elysées in Paris spielt, in Zusammenarbeit mit dem Opernhaus aus Montpellier und dem Palazetto Bru Zane, Jules Massenets selten aufgeführte Oper “Grisélidis”. Der Erfolg dieses Abends läßt hoffen, dass dieses Werk wieder öfters in der Programmierung der Opernhäuser berücksichtigt wird. Massenet verbindet in seiner Musik drei Elemente, die bei ihm öfters in seinen Opern einfließen: Mittelalter, Märchen und Komödie.

Konzertante Aufführung, Paris, Théâtre des Champs-Elysées, 4. Juli 2023

Jules Massenet (1842-1912)
GRISÉLIDIS
Conte lyrique in drei Akten und einem Prolog
(Libretto von Armand Silvestre und Eugène Morand)

Musikalische Leitung        Jean-Marie Zeitouni

Grisélidis                   Vannina Santoni
Der Marquis             Thomas Dolié
Der Teufel                 Tassis Christoyannis
Alain                            Julien Dran
Fiamina                     Antoinette Dennefeld

 Orchestre national Montpellier Occitanie

Choeur de l’Opéra national Montpellier Occitanie (Chorleiterin: Noëlle Gény)

von Jean-Nico Schambourg

 Zur Geschichte der Oper: Im Prolog begegnet der Marquis Grisélidis und ist von ihrer Schönheit bezaubert. Zum Leidwesen von Alain, einem jungen Schäfer, der auch in Grisélidis verliebt ist, bittet er sie ihm auf sein Schloss zu folgen und ihn zu heiraten. Grisélidis antwortet mit Bescheidenheit, dass sie seine Dienerin ist und ihm gehorchen will.

Einige Jahre später: Bevor der Marquis zum Kreuzzug aufbricht, wettet er mit dem Teufel auf die Treue und den Gehorsam seiner Frau. Als Wetteinsatz übergibt er dem Teufel seinen Hochzeitsring. Dann verabschiedet er sich von seiner Frau und seinem Sohn. Mit Hilfe seiner Frau Fiamina versucht der Teufel Grisélidis zur Untreue und zum Ungehorsam zu bewegen. Zuerst tauchen beide als Orientale verkleidet auf dem Schloss auf. Der Teufel stellt Fiamina als neue Geliebte des Marquis vor, die, gemäß dem Wunsch des Marquis, jetzt Herrin auf dem Schloss sein soll. Als Beweis seiner Aussage zeigt er Grisélidis den Hochzeitsring des Marquis. Diese akzeptiert ohne Widerwillen ihr neues Schicksal. Auch als der Teufel ihr Alain erneut zuführt, bleibt sie dem Marquis treu. Aus Wut entführt der Teufel ihren kleinen Sohn.

„Jules Massenet (1842-1912), GRISÉLIDIS
Konzertante Aufführung, Paris, Théâtre des Champs-Elysées, 4. Juli 2023“
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„Dieser Abend schreibt Festival-Geschichte!“ – Martha Argerich, Janine Jansen und Mischa Maisky in Kiel

Martha Argerich © Adriano Heitmann

Kiel, Petrus-Kirche, 4. Juli 2023


Maisky & Friends – Konzert im Rahmen des Schleswig-Holstein Musik Festivals

Ludwig van Beethoven: Sonate für Violoncello und Klavier Nr. 2 g-Moll op. 5, 2

Joseph Haydn: Klaviertrio Nr. 39 G-Dur Hob. 15/25 „all’Ongarese“

Robert Schumann: Phantasiestücke für Violoncello und Klavier op. 73

Dmitri Schostakowitsch: Klaviertrio e-Moll op. 67

 

Martha Argerich, Klavier
Janine Jansen, Violine
Mischa Maisky, Violoncello

von Dr. Andreas Ströbl

Eigentlich hätten Martha Argerich, Janine Jansen und Mischa Maisky auch eine zeitgenössische Vertonung des Kieler Telefonbuches präsentieren können – die treue und seit Jahrzehnten begeisterte Fangemeinde wäre ohnehin gekommen. Zu der gesellte sich am Abend eines sommerstürmischen Tages die Zahl derer, die sich von solch glanzvollen Namen in die Kieler Petrus-Kirche locken ließen.

Valeriia Badon, Martha Argerich und Mischa Maisky © Dr. Andreas Ströbl

Das Konzert war eines von vieren, die Maisky sich, seinen großartigen Kolleginnen und Kollegen und dem SHMF-Publikum zum 75. Geburtstag schenkt. Respektive des Anlasses war das Kammerkonzert am 4. Juli von der Terzett-Besetzung eher ein bescheidenes Geburtstags-Packerl, aber der ausgepackte Inhalt hatte es in sich. „Maisky & Friends – Konzert im Rahmen des Schleswig-Holstein Musik Festivals
Petrus-Kirche, Kiel, 4. Juli 2023“
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Anne Sophie Mutter: Schwäche scheint diese Frau nicht zu kennen

Blu-ray-Rezension:

Anne Sophie Mutter
Vivace

A Film by Sigrid Faltin

SWR Classic

von Peter Sommeregger

Den Anlass für dieses Filmporträt der berühmten deutschen Geigerin Anne Sophie Mutter gab wohl der 60. Geburtstag der Geigenvirtuosin im Juni dieses Jahres. Sigrid Faltin folgt bei ihrem Konzept zwar dem für solche Filme typischen Muster, dank Mutters überschäumendem Temperament und ihrer Offenheit dem Aufnahmeteam gegenüber gelingt am Ende aber doch ein außergewöhnliches Porträt einer außergewöhnlichen Frau. „Anne Sophie Mutter, Vivace, A Film by Sigrid Faltin
klassik-begeistert.de, 5. Juli 2023“
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Hamburger Ballett-Tage: Nach dem Beifall für Elisa Badenes und Friedemann Vogel schwillt der Jubel beim Auftreten von John Neumeier zum Orkan an

John Neumeier überreicht Elisa Badenes einen Rosenstrauß, rechts daneben Friedemann Vogel (Foto: RW)

Und dennoch, besser als vom Stuttgarter Ballett habe ich Neumeiers Kameliendame bei auswärtigen Ensembles bisher nicht gesehen

48. Hamburger Ballett-Tage, Aufführung vom 4. Juli 2023


Die Kameliendame

Ballett von John Neumeier nach dem Roman von Alexandre Dumas d.J.

Musik: Frédéric Chopin

Bühnenbild und Kostüme: Jürgen Rose

Gastspiel des Stuttgarter Balletts
Musikalische Leitung: Wolfgang Heinz
Am Flügel: Andrej Jussow, Chie Kobayashi

von Dr. Ralf Wegner

Es war eine schöne, viel bejubelte Aufführung im ausverkauften Haus der Hamburgischen Staatsoper. Der Beifall galt vor allem den Stuttgarter Ersten Solisten Elisa Badenes und Friedemann Vogel. Dem 43-jährigen Stuttgarter Startänzer haftet noch soviel Jugendlichkeit an, dass man ihm die Rolle des unerfahren von der Liebe überwältigten Armand Duval ohne weiteres abnahm. Der um gut ein Jahrzehnt jüngeren Elisa Badenes war die Rolle der lebens- und liebeserfahreneren Marguerite Gautier anvertraut. „Die Kameliendame, Ballett von John Neumeier nach dem Roman von Alexandre Dumas d.J.
48. Hamburger Ballett-Tage, Aufführung vom 4. Juli 2023, Staatsoper Hamburg“
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Sommereggers Klassikwelt 192: Der unverwüstliche Dirigent Otto Klemperer prägte eine ganze Ära

Foto: de.wikipedia.org

In dieser Woche sind es 50 Jahre, dass der bedeutende Dirigent Otto Klemperer in seinem Alterswohnsitz Zürich starb. Sein 88 Jahre dauerndes Leben ist ein Spiegelbild der ungeheuren Umwälzungen in dieser Zeit. Voll von politischen und persönlichen Katastrophen erscheint Klemperer in der Rückschau wie ein Monolith, der allen Stürmen widerstanden hat.

 

von Peter Sommeregger

Geboren 1885 in Breslau in eine jüdische Familie, studierte er am Hoch’schen Konservatorium in Frankfurt, später am Stern’schen Konservatorium in Berlin Klavier und Komposition. 1905 begegnete er erstmals Gustav Mahler, als er als Assistent Oskar Frieds bei einer Aufführung von Mahlers 2. Symphonie das Fernorchester dirigierte. Mahler empfahl ihn später Angelo Neumann als Chorleiter und Kapellmeister am Deutschen Theater in Prag. Als in München 1910 Mahlers monumentale
8. Symphonie, die „Symphonie der Tausend“ uraufgeführt wurde, amtierte Klemperer als Mahlers Assistent. Klemperer wurde in späteren Jahren zum glühenden Verfechter von Mahlers Werk, dessen endgültige Durchsetzung nicht zuletzt auch ihm zu danken ist. „Sommereggers Klassikwelt 192: Der unverwüstliche Dirigent Otto Klemperer prägte eine ganze Ära“ weiterlesen

DIE MITTWOCH-PRESSE – 5. Juli 2023 

Foto: Bayreuther Festspiele

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DIE MITTWOCH-PRESSE – 5. Juli 2023

AR-Brillen-„Parsifal“ in Bayreuth: Erweiterung der Bühnenrealität
Erstmals kommen in einer Inszenierung bei den Bayreuther Festspielen AR-Brillen zum Einsatz. Das Bühnengeschehen wird damit um eine digitale Ebene erweitert. Doch wie funktioniert die Technik fürs Theater? Und was bringt sie künstlerisch? Eine Recherche vor Ort.
BR-Klassik.de.aktuell

Bayreuth
Schwindendes Interesse – Wagner wehrt sich gegen Kritik

Die Bayreuther Festspiele sind noch nicht ausverkauft. Für fast alle Vorstellungen gibt es noch Karten. Der ehemalige Wiener Staatsoperndirektor Ioan Holender will darin den drohenden Untergang der Oper sehen. Katharina Wagner hingegen sieht in den Kontroversen eine Bayreuther Tradition.
BR-Klassik.de

Salzburg
Franz Welser-Möst: Sorge um Star-Dirigent!
https://www.krone.at/3050690

Salzburg
Franz Welser-Möst muss für „Macbeth“ absagen
Stardirigent Franz Welser-Möst muss sich aufgrund einer akuten orthopädischen Erkrankung einer medizinischen Behandlung unterziehen. Dies teilten die Salzburger Festspiele am Montag mit. Der 62-Jährige sei aber zuversichtlich, die Konzerte am 20. und 21. August mit den Wiener Philharmonikern im Großen Festspielhaus wie geplant dirigieren zu können.
Oberösterreichische Nachrichten

„DIE MITTWOCH-PRESSE – 5. Juli 2023 “ weiterlesen

DIE DIENSTAG-PRESSE – 4. Juli 2023 

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Martha Argerich und Bo Skovhus ©Cove Nouveau

Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden
DIE DIENSTAG-PRESSE – 4. Juli 2023

HAMBURG/LAEISZHALLE: MARTHA ARGERICH FESTIVAL am 25., 26. und 27.6.2023

Seit 5 Jahren veranstaltet die legendäre Pianistin Martha Argerich ihr sehr spezielles FESTIVAL statt in Lugano nunmehr in der Hamburger Laeiszhalle. Die Laeiszhalle (benannt nach dem Reeder und Mäzen Carl Friedrich Laeisz) ist das traditionelle, intime Konzerthaus der Hansestadt und wird von Zuschauern wie von Künstlern (im Gegensatz zum überdimensionierten, gigantomanischen und einschüchternden Architektenmonument Elbphilharmonie) immer noch heiß geliebt.

Siehe Beitrag in Info des Tages…

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Bayreuther Festspiele: Schwindendes Publikumsinteresse
Die Bayreuther Festspiele sind noch nicht ausverkauft. Für fast alle Vorstellungen gibt es noch Karten. Der ehemalige Wiener Staatsoperndirektor Ioan Holender will darin den drohenden Untergang der Oper sehen. Im Netz sorgt das für Aufregung.
BR-Klassik.de

Baden-Baden
La Capitale d’Été in Baden-Baden: Die Sommerfestspiele 2023 sind eröffnet
Der erste von zwei Abenden mit dem New Yorker MET Orchestra unter Yannick Nézet-Séguin ist in Gänze der Musik von Hector Berlioz gewidmet
Von Brian Cooper
Klassik-begeistert.de

„DIE DIENSTAG-PRESSE – 4. Juli 2023 “ weiterlesen

Sieben Solisten verschmelzen zu einem exquisiten Ensemble schieren Wohlklangs und individueller Stimmfarben

CD-Rezension

Carl Heinrich Graun
Silla

Innsbrucker Festwochenorchester
Alessandro De Marchi

cpo 555 586-2

von Peter Sommeregger

Diese 1753 im Königlichen Opernhaus Unter den Linden in Berlin uraufgeführte Oper Grauns, der zu den besonderen Lieblingen Friedrich II. zählte, musste 240 Jahre auf eine Wiederbelebung warten, die nun im letzten Jahr bei den Innsbrucker Festwochen stattfand.

Obwohl das Werk eindeutig der Gattung der Opera Seria zuzurechnen ist, erstaunt es durch die emotionale Tiefe, die für Opern dieser Zeit nicht unbedingt typisch ist. Speziell der zweite Akt gerät zu einem Feuerwerk hoch emotionalen Gesanges. Die Handlung, die im Wesentlichen die Läuterung eines Diktators beinhaltet, entspricht den Konventionen des zeitgenössischen Musiktheaters, ist aber für die Epoche vor Mozart in diesem Fall aber erstaunlich „modern“ in ihrer musikalischen Sprache. „CD-Rezension: Carl Heinrich Graun Silla
klassik-begeistert.de, 3. Juli 2023“
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La Capitale d’Été: Der fulminante zweite Abend mit dem MET Orchestra steht ganz im Zeichen von Shakespeare

Foto: Yannick Nézet-Séguin, Angel Blue, MET © Andrea Kremper

Fünf Sterne für Yannick Nézet-Séguin und das New Yorker Opernorchester


Baden-Baden, Festspielhaus, 2. Juli 2023

Leonard Bernstein (1918-1990) – Sinfonische Tänze aus West Side Story

Matthew Aucoin (*1990) – Heath. King Lear Sketches (Auftragswerk der Metropolitan Opera. Deutsche Erstaufführung)

Pjotr Tschaikowsky (1840-1893) – Romeo und Julia. Fantasie-Ouvertüre nach Shakespeare

Giuseppe Verdi (1813-1901) – Vierter Akt aus der Oper Otello  

Angel Blue, Sopran (Desdemona)
Russell Thomas, Tenor (Otello)
Deborah Nansteel, Mezzosopran (Emilia)

Errin Duane Brooks, Tenor (Cassio)
Michael Chioldi, Bariton (Jago)
Richard Bernstein, Bass (Lodovico)
Adam Lau, Bass (Montano)

The MET Orchestra
Yannick Nézet-Séguin, Dirigent


von Brian Cooper, Bonn

Im zweiten Baden-Badener Konzert des MET Orchestra stand Shakespeare im Mittelpunkt. Alle vier programmierten Werke sind vom Swan of Avon inspiriert. William Shakespeare war zweifellos einer der größten Schriftsteller, die jemals diesen Planeten mit ihrer Sprache beglückt haben. (Natürlich wird es immer die Fraktion geben, die nichts rezipieren mag, was älter als 50 Jahre ist. Their loss.) „The MET Orchestra, Yannick Nézet-Séguin, Dirigent
Baden-Baden, Festspielhaus, 2. Juli 2023“
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