Tritt den Sprachpanschern ordentlich auf die Füße! Gern auch unordentlich. Der Journalist und Sprachpurist Reinhard Berger wird unsere Kultur nicht retten, aber er hat einen Mordsspaß daran, „Wichtigtuer und Langweiler und Modesklaven vorzuführen“. Seine satirische Kolumne hat er „Der Schlauberger“ genannt.
Als der Pilot der Air France Maschine am 28. Oktober 1949 beim Anflug auf die Azoren die Inseln Santa Maria und São Miguel verwechselte, da er auf Sicht flog, prallte die Maschine gegen einen Berg. Alle 48 Menschen an Bord verloren dabei ihr Leben.
von Peter Sommeregger
Der Flug Paris-New York sollte auf den Azoren zum Auftanken unterbrochen werden. Flüge in die USA waren zu dieser Zeit noch wenigen privilegierten und wohlhabenden Menschen vorbehalten, daher befanden sich unter den Toten nicht wenige bekannte Persönlichkeiten. Unter ihnen war der ehemalige Boxweltmeister Marcel Cerdan, der auf dem Weg zu seiner Geliebten Edith Piaf war. Prominenteste Opfer aber waren die bereits weltberühmte Geigerin Ginette Neveu und ihr Bruder Jean, der seine Schwester auf der vorgesehenen dreimonatigen Tournee durch die USA als Pianist begleiten sollte. „Sommereggers Klassikwelt 110: Ginette Neveu“ weiterlesen
Der Roman „Sing, Luna, sing. Ein Mädchen erlebt das Warschauer Ghetto“ ist im Urachhaus-Verlag Stuttgart erschienen. Dieses Buch habe ich zufällig in der Vitrine der Bartels-Buchhandlung in Bremen gemerkt. Mein erster Gedanke war: Hätte jemand an einem solchen Ort wie dem Warschauer Ghetto überhaupt singen können? Man weiß nicht, was dort schlimmer war: die allgegenwärtige Armut, der drohende Tod oder die Angst vor dem Tod. Irgendjemand muss hier eine ausgelassene Fantasie gehabt haben, über so etwas zu schreiben. Aber ich beschloss, den Roman trotzdem zu lesen. „Ladas Klassikwelt 83: Eine Nachtigall im Warschauer Ghetto “ weiterlesen
In der letzten Woche ging es in unserer Preisfrage um eine zeitgenössische Oper. Der Preis, auf den wir anspielten, war der Grammy Award. Den Grammy für die beste Opernaufnahme gewann im Jahr 2012 Alan Gilbert, als Chefdirigent des NDR Elbphilharmonie Orchesters seit 2019 in Hamburg engagiert. John Adams heißt der Komponist, der sich seinen Namen mit dem zweiten Präsidenten der USA teilt (Amtszeit 1797 – 1801). Die Oper, um die es ging, befasst sich mit dem „Manhattan-Projekt“, also der Entwicklung der Atombombe in den USA. Zu einem Opernstoff machte Adams dies unter dem Titel Doctor Atomic, was somit unser Lösungswort war. Wir gratulieren Jennifer Schmitt aus Maintal, die unter den richtigen Einsendungen als Gewinnerin der Überraschungs-CD gezogen wurde! „Das Klassik-Quiz – Folge 62“ weiterlesen
Tritt den Sprachpanschern ordentlich auf die Füße! Gern auch unordentlich. Der Journalist und Sprachpurist Reinhard Berger wird unsere Kultur nicht retten, aber er hat einen Mordsspaß daran, „Wichtigtuer und Langweiler und Modesklaven vorzuführen“. Seine satirische Kolumne hat er „Der Schlauberger“ genannt.
von Reinhard Berger
Die Zeitungswelt ist voll von Unbekannten. Sie kommen vor allem auf der Straße und in Wohn- und Geschäftshäusern vor, am liebsten nachts, wenn alles schläft. Dort treiben die Wesen ihr Unwesen als unbekannte Unerkannte. Und die Polizei hat dann die Gleichung mit manchmal sogar mehreren Unbekannten zu lösen. „Der Schlauberger 62: Unerhört! Der neue Promi ist leider nicht bekannt“ weiterlesen
Höchste Zeit, sich als Musikliebhaber neu mit der eigenen CD-Sammlung und der Streaming-Playlist auseinanderzusetzen. Dabei begegnen einem nicht nur neue oder alte Lieblinge. Einige der „Klassiker“ kriegt man so oft zu hören, dass sie zu nerven beginnen. Andere haben völlig zu Unrecht den Ruf eines „Meisterwerks“. Es sind natürlich nicht minderwertige Werke, von denen man so übersättigt wird. Diese sarkastische und schonungslos ehrliche Anti-Serie ist jenen Werken gewidmet, die aus Sicht unseres Autors zu viel Beachtung erhalten.
von Daniel Janz
Erlangen Komponisten (zu) viel Berühmtheit, können ihnen schon mal die Pferde durchgehen. Manches Mal verlieren sie dann das Gespür für Grenzen, gehen in Wahn über, sich alles erlauben zu können oder fordern sogar Spezialanfertigungen und -Instrumente für ihre Musik. Aus solchem Größenmut ist auch das ein oder andere Gute entstanden – man erinnere sich nur an die Wagnertuba. Viel zu oft aber endet solcher Narzissmus im Kuriosen, in Absurdität oder in Unikaten. Eines jener Unikate muss man dann auch dem berühmten italienischen Opernkomponisten Giuseppe Verdi unterstellen. Die Rede ist von seiner Oper Aida, die er mit einem instrumentalen Kniff versah, der bestenfalls als „Gag“ herhalten kann. „Daniels Anti-Klassiker 34: Giuseppe Verdi – Triumphmarsch aus „Aida“ (1871)“ weiterlesen
Auch in ihrem dreißigsten Bühnenjahr an der Oper Halle vermag uns die Sängerin KS Anke Berndt (Berlin / Halle) mit ihrer unverbrauchten Stimme im Repertoire zwischen Mozart und Operette, Beethoven und Glanert zu bezaubern. Ihre Stärken liegen im lyrisch-dramatischen Fach.
Trotz gelegentlicher Ausflüge in die Rollen der Musikdramen von Richard Wagner – besonders in Erinnerung ist ihre Senta im „Fliegenden Holländer“ in der aufsehenerregenden Inszenierung von Florian Lutz in der Raumbühne zu Beginn seiner Spielzeit an der Oper Halle vor einigen Jahren, blieb KS Anke Bernd in ihrem vertrauten eher lyrischen als hochdramatischen Fach, dass sie sich allerdings in den nächsten Jahren vor allem mit den großen Wagner-Partien erarbeiten möchte. Die Eva in den „Meistersingern von Nürnberg“ und einige Rollen im „Ring“ hat sie in Halle bereits gestaltet. „KS Anke Berndt, Liederabend, Oper Halle, 17. Oktober 2021“ weiterlesen
Die Entwicklung und Karriere vielversprechender NachwuchskünstlerInnen übt eine unvergleichliche Faszination aus. Es lohnt sich dabei zu sein, wenn herausragende Talente die Leiter Stufe um Stufe hochsteigen, sich weiterentwickeln und ihr Publikum immer wieder von neuem mit Sternstunden überraschen. Wir stellen Ihnen bei Klassik-begeistert jeden zweiten Donnerstag diese Rising Stars vor: junge SängerInnen, DirigentInnen und MusikerInnen mit sehr großen Begabungen, außergewöhnlichem Potenzial und ganz viel Herzblut sowie Charisma.
Lucienne Renaudin Vary spielt „María de Buenos Aires“ (Piazzolla) bei der OPUS KLASSIK 2021 Gala
von Lorenz Kerscher
Mein künstlich intelligenter „Großer Bruder“ in der Google-Zentrale glaubt immer zu wissen, was für mich gut ist. Also versorgt er mich regelmäßig mit Videovorschlägen in YouTube! Skeptisch wie ich bin, misstraue ich ihm natürlich. Wenn da ein nettes Mädel als Wunderkind präsentiert wird, das auf der Trompete mal Klassik, mal Jazz und in letzter Zeit vor allem Crossover spielt, halte ich das zunächst einmal für ein Internetphänomen mit einer guten Marketingstrategie. Ich bin gewiss nicht abgeneigt, mir von einer hübschen jungen Dame schöne Klänge vorspielen zu lassen, und so war ich auch gleich angetan von der 1999 geborenen Lucienne Renaudin Vary aus Frankreich, ihrem klangschönen, sauberen Spiel und ihrem ausgeprägten Sinn für Melodie. Die zierliche Solistin gibt sich ein mädchenhaftes Äußeres und tritt dazu passend gerne barfuß auf. Während andere Blechbläser in der Regel stocksteif dastehen, um die nötige Atemstütze aufzubauen, beherrscht sie ihr Instrument mit solcher Lockerheit, dass sie ihre Darbietungen noch mit eleganten Tanzschritten bereichert. So gut mir das auch gefiel, verdächtigte ich mich doch zunächst einmal selbst, in erster Linie das Wunschbild einer idealen Enkeltochter zu bewundern. „Rising Stars 17: Lucienne Renaudin Vary – die mit der Trompete tanzt“ weiterlesen
Foto: Anna Netrebko, Turandot, Bayerische Staatsoper, Quelle: Instagram
„ …dieser ruhige Wolkenzug an diesem hohen, unendlichen Himmel. Und wie kommt es, dass ich diesen hohen Himmel vorhin gar nicht wahrgenommen habe? Und wie glücklich bin ich, dass ich ihn endlich doch noch kennen gelernt habe!“ Diese Gedanken Fürst Andrej Bolkonskijs, als er schwer verwundet auf dem Schlachtfeld liegt und nichts anderes sehen kann, gehören zu den Schlüsselstellen von Tolstois Roman „Krieg und Frieden“ und werden sogar in einer sowjetrussischen Verfilmung nicht verschwiegen.
von Lothar und Sylvia Schweitzer
Fürst Andrej wird im Feldlazarett von Liebe und Mitleid für einen schwerverwundeten jungen Mann neben ihm ergriffen und erkennt in ihm den Nebenbuhler seiner Braut, den er ergebnislos verfolgt hatte, um ihn zum Duell zu fordern. Liebe für die Feinde. Jene Liebe, die seine Schwester ihn lehren wollte und die er nicht verstehen konnte. „Schweitzers Klassikwelt 46: Operntexte und Operninhalte kritisch betrachtet“ weiterlesen
Howard Arman, erster Gastdirigent des Opernhauses am Gärtnerplatz in München, Leiter des Chors des Bayerischen Rundfunks und ausgewiesener Barockspezialist, stellt vier Barockkomponisten für vier Jahreszeiten zusammen. Daraus webt er mit Regisseur und Ballettdirektor Karl Alfred Schreiner die Ballettoper „Amors Fest“. Diese Uraufführung am heutigen Abend kündigt das Gärtnerplatztheater in München als Barockspektakel in vier Teilen mit Gesang und Tanz an. „Uraufführung Ballettoper „Amors Fest“, Gärtnerplatztheater, München, 14. Oktober 2021“ weiterlesen