Auf Himmelspfaden – Zubin Mehta und die Berliner Philharmoniker mit Mahlers Dritter

Wie einst Sergiu Celibidache thronend auf einem Hochstuhl, formte er hier mit schlichten, sparsamen, fließenden Bewegungen, ein mildes Lächeln auf den Lippen, die musikalische Dichtung, die bei der Natur beginnt und sich bis zur Liebe Gottes steigert.

Foto: Zubin Mehta (c) Sooni Taraporevala

Philharmonie Berlin, 18. Dezember 2021

Berliner Philharmoniker
Zubin Mehta Dirigent

Okka von der Damerau Mezzosopran
Damen des Rundfunkchors Berlin
Knaben des Staats- und Domchors Berlin

Guillaume Jehl Posthorn-Solo im 3. Satz

Von Kirsten Liese

Die Ahnung war schon im Vorfeld zum Greifen: Diese Konzertserie vor Weihnachten würde die diesjährige Saison der Berliner Philharmoniker krönen, schon allein seitens des herrlichen Programms mit Gustav Mahlers  gewaltiger Dritter als einem genialen Großwerk, das in Corona-Zeiten schon angesichts der großen Besetzung nur wenige Orchester an wenigen Orten mit Publikum realisieren können, noch dazu mit einer Dirigentenlegende am Pult.

Mit 85 Jahren ist Zubin Mehta einer der ältesten seiner Zunft und einer jener Grandseigneure im Olymp der Dirigenten, die mit zunehmendem Alter immer noch mehr zur Hochform auflaufen. „Gustav Mahler: Dritte Sinfonie, Zubin Mehta, Berliner Philharmoniker,
Philharmonie Berlin, 18. Dezember 2021“
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Buchrezension: Joachim Mischke, Geschichten und Geheimnisse der Elbphilharmonie

Foto: Michael Zapf

Vom Millionengrab zum Wahrzeichen – Geschichten und Geheimnisse der Elbphilharmonie

von Dr. Andreas Ströbl

„Wie baut man ein Wahrzeichen?“ – diese Frage liest man, wenn man die Krypta unter dem „Michel“ besucht und sich auf einer der Schautafeln über die Baugeschichte der prominentesten Kirche der Hansestadt informiert. Darin dürfte der wesentliche Unterschied dieser beiden Bauten, an denen das Gütesiegel „Hamburger Wahrzeichen“ prangt, bestehen: Ernst Georg Sonnin lag es fern, während seiner Planungen für den Wiederaufbau der 1750 durch Blitzschlag und Brand zerstörten Hauptkirche St. Michaelis an überregionale Strahlkraft zu denken. Dem pragmatischen Ingenieur, der als Autodidakt zum Architekten wurde, warf vor Beginn der Bauarbeiten der Architekturtheoretiker Johann Georg Büsch vor, Sonnin habe „nie ein Gebäude, selbst nicht einen Schweinestall“ gebaut. Sonnin war klug genug, darauf nicht zu reagieren, sondern einfach zu bauen. Waren bei der Gestalt des Schiffes und der Inneneinrichtung auch andere Köpfe beteiligt, so war der Turm mit seiner Verbindung klarer geometrischer Elemente doch Sonnins ganz persönliches Werk. Das Prädikat „Wahrzeichen“ kam dann mit der Zeit hinzu. „Joachim Mischke, Geschichten und Geheimnisse der Elbphilharmonie, Hoffmann und Campe, Hamburg 2021,
klassik-begeistert.de“
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Andris Nelsons entfesselte mit den Berliner Philharmonikern ein wahres musikalisches Feuerwerk

 Foto: Marco Borggreve, Andris Nelsons

Philharmonie Berlin, 9. Dezember 2021

Berliner Philharmoniker
Andris Nelsons  Dirigent
Håkan Hardenberger  Trompete

Jüri Reinvere
Maria Anna, wach im Nebenzimmer

Mieczysław Weinberg
Konzert für Trompete und Orchester

Igor Strawinsky
Le Sacre du Printemps
Fassung von 1947

von Peter Sommeregger

Ein ungewöhnliches Programm hatte  Andris Nelsons, gern gesehener Gast am Pult der Berliner Philharmoniker, für dieses winterliche Konzert gewählt. Im ersten Teil konnte das Publikum gleich zwei angenehme Überraschungen erleben. Das etwa 15-minütige Stück des estnischen Komponisten Jüri Reinvere, das auf spirituelle Weise  die gefühlte Nähe Mozarts zu seiner Schwester Maria Anna ausdrücken will, entspinnt sich aus zarten Streicherklängen, die eine dichte, durchaus melodische Intensität herstellen. Ein sanftes, ansprechendes Werk, für das der anwesende Komponist verdienten Beifall erhält. „Berliner Philharmoniker, Andris Nelsons,
Philharmonie Berlin, 9. Dezember 2021“
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Pärt, Strawinsky, Schumann – bewegend, mystisch und romantisch in der Elphi

Elbphilharmonie, Hamburg, 5. Dezember 2021 (Teil 2)

Foto: Elbphilharmonie, (c) Maxim Schulz

Philharmonisches Staatsorchester Hamburg
Daniel Cho Violine
Alexei Volodin Klavier
Dirigent Kent Nagano

Arvo Pärt
Fratres (Fassung für Violine, Streicher und Schlagwerk)
Igor Strawinsky
Konzert für Klavier und Bläser
Arvo Pärt
Swansong / Hamburger Fassung, Uraufführung
Robert Schumann
Sinfonie Nr. 4 d-Moll op. 120

von Andreas Schmidt

Seit 5,5 Jahren ist klassik-begeistert als mittlerweile größter Klassik-Blog in D, Ö und CH ein fester Bestandteil in der europäischen Klassik-Szene. Unsere Reporter verwöhnen Sie – gratis – mit empathischen wie kritischen Einblicken in die Welt der Opern und Klassik-Konzerte. Die Leser haben bis jetzt fast fünf Millionen Seitenaufrufe getätigt. Bald erscheint der 5000. Beitrag.

Jedes Jahr feiert klassik-begeistert zur Weihnachtszeit in Hamburg – diesmal stand ein Besuch der Elbphilharmonie mit dem Philharmonischen Staatsorchester Hamburg unter Kent Nagano an, danach ein Besuch beim leckeren Stammportugiesen A Casa do Benfica in der Rambachstraße 10 im Portugiesenviertel. Zwei AutorInnen aus Berlin sowie fünf AutorInnen und zwei Lektorinnen aus Hamburg samt „Anhang“ waren dabei und verbrachten einen wunderbaren Tag.

Hier ihre weiteren Berichte: „Philharmonisches Staatsorchester Hamburg, Daniel Cho, Alexei Volodin, Kent Nagano
Elbphilharmonie, Hamburg, 5. Dezember 2021 (Teil 2)“
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Jackenlager Elbphilharmonie

Mehr als 100 Jacken stapeln sich zu Konzerten im von den Baukosten her teuersten Konzertsaal der Welt. Klassikferne Besucher sabbeln während der Konzerte, auch weil es keine klaren Ansagen gibt. Frauen warten mehr als 20 Minuten vor den Mini-Toiletten. Die Elphi-Macher müssen handeln…

Elbphilharmonie, Hamburg, 3. / 5. Dezember 2021

von Andreas Schmidt (Text und Fotos)

Der Große Saal der Elbphilharmonie Hamburg gleicht in diesen Wintertagen einem Jackenlager. Wer die Konzerte am 3. und 5. Dezember besuchte, wurde Zeuge von peinlichen Zuständen im (von den Baukosten her und rein steuerfinanzierten) Fast-Milliarden-Euro-Konzerthaus am Hamburger Hafen.

So stapelten sich am Freitagabend – in der Pause deutlich vom Bereich O sichtbar – mehr als 100 dicke Winterjacken: auf Sitzflächen, über die Rückenlehnen gezogen, auf den Gängen, über die Geländer gehängt.

Ein Konzertbesucher konstatierte am Freitagabend: „Das sieht hier aus wie auf einem Bundesparteitag der Grünen Anfang der 1980er-Jahre.“ „Jackenlager Elbphilharmonie, Schlangen vor den Toiletten, Unruhe
Elbphilharmonie, Hamburg, 3. / 5. Dezember 2021“
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Pretty Yende verzaubert Hamburg... es gibt noch Karten für drei Aufführungen!

So come on, folks: Schaut Euch diese „La Traviata“ an… So etwas Feines gibt es nicht jeden Tag in der Freien und Hansestadt Hamburg.

Staatsoper Hamburg, 2. Dezember 2021

Giuseppe Verdi, La Traviata

Foto: Pretty Yende © Gregor Hohenberg / Sony Music Entertainment

Pretty Yende – Violetta Valéry
Dmytro Popov – Alfredo Germont
Andrzej Dobber – Giorgio Germont
Alexander Joel – Dirigent

von Andreas Schmidt

Wer in Hamburg eine „La Traviata“ auf eindeutigem Weltklasseniveau erleben möchte, hat dafür noch ein paar wunderbare Optionen in der Staatsoper Hamburg: am Donnerstag, 9. Dezember, am Dienstag, 14. Dezember, und am Donnerstag, 16. Dezember – jeweils um 19.30 Uhr!

Den Machern des Hauses an der Dammtorstraße ist ein eindeutiger Scoop gelungen: Sie holten den südafrikanischen Weltstar Pretty Yende als „Ersatz-Sopranistin“ für die Rolle der Violetta Valéry in die zweitgrößte deutsche Stadt. Frau Yende gab am Donnerstag eine überragende Partie in der Hauptrolle. Ihr Timbre, ihre Präsenz, ihre Strahlkraft und ihre feine, nuancenreiche Stimmführung waren wie von einem anderen Stern. Die hohen Töne waren superb, die Koloraturen brillant. Immer wieder ließ die Ausnahmesängerin Erinnerungen an die junge Anna Netrebko aufkommen – aber natürlich haben beide nicht denselben Stimmenklang. Kurz: Es war ein äußerst beglückender Abend – mit gaaaaaanz viel Sonderapplaus für Pretty Yende. Die  Gäste waren unisono aus dem Häuschen. „Giuseppe Verdi, La Traviata, Pretty Yende, Dmytro Popov
Staatsoper Hamburg, 2. Dezember 2021“
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„Faust aufs Herz“: Jurowski und das Rundfunk-Sinfonieorchester Belin widmen sich Wagner und Liszt

Foto: Stuart Skelton © Guðmundur Ingólfsson

Philharmonie Berlin, 26. November 2021

Richard Wagner
Eine Faust-Ouvertüre

Franz Liszt
Zwei Episoden aus Nikolaus Lenaus „Faust“

Franz Liszt
Eine Faust-Sinfonie


Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
Vladimir Jurowski, Dirigent

Herren des Rundfunkchores Berlin
Stuart Skelton, Tenor

von Peter Sommeregger

Der Faust-Stoff, der in Goethes zweiteiligem Drama wohl seinen Höhepunkt erreichte, hat von je her auch Komponisten inspiriert, wobei die durch den Weimarer Dichterfürsten gesetzte Fallhöhe gleichzeitig auch abschreckend war.

Vladimir Jurowski verbindet in diesem Konzert  die Faust-Ouvertüre Richard Wagners mit gleich zwei Auseinandersetzungen von Franz Liszt mit diesem Thema. Wagner hatte ursprünglich eine groß angelegte Faust-Sinfonie geplant, nach der Aufgabe dieses Plans übernahm er Teile der bereits begonnenen Komposition in die Ouvertüre und schloss diese als eigenständiges Werk ab. Das relativ kurze Stück zeigt schon den versierten Umgang Wagners mit einer großen Orchesterbesetzung, bleibt aber insgesamt mehr Versprechen als Erfüllung. „Vladimir Jurowski, Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, Wagner und Liszt,
Philharmonie Berlin, 26. November 2021“
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Vladimir Jurowski und das RSB: Gewichtiges zum Totensonntag

Foto: Daniel Hope © Nicolas Zonvi

Vladimir Jurowski demonstriert erneut den außergewöhnlichen Rang, zu dem er sein Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin gebildet und geführt hat.

Philharmonie Berlin, 21. November 2021

Jelena Firssowa  Nacht in Appen (Uraufführung)

Alban Berg  Konzert für Violine und Orchester
„Dem Andenken eines Engels“

Pjotr Iljitsch Tschaikowski  Sinfonie Nr. 6 h-Moll
„Pathetique“

Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
Daniel Hope  Violine
Vladimir Jurowski   Dirigent

von Peter Sommeregger

Das jüngste Konzert Vladimir Jurowskis mit seinem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin fiel auf den Totensonntag. Ein Datum allgemeinen Totengedenkens und Innehaltens. Das dafür gewählte Programm war in sehr subtiler Weise darauf abgestimmt.

Zu Beginn stand eine Uraufführung an, das vom Orchester beauftragte Orchesterwerk der russischen Komponistin Jelena Firssowa. Die 1950 geborene Komponistin ist in der laufenden Saison Composer in Residence des Orchesters. „Daniel Hope, Vladimir Jurowski, Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin,
Philharmonie Berlin, 21. November 2021“
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Interview: Wie man über Gleichberechtigung mit Barockmusik spricht

Foto: Susann Oberacker – Künstlerische Betriebsleitung und Inken Rahardt – Intendanz, Copyright: Silke Heyer

Gespräch mit der Intendantin Inken Rahardt über ihre Produktion „Semiramis – Wie geht Karriere?“ im Opernloft Hamburg.

Ein Regisseur, der sich mit Operntheater beschäftigt, sollte eine musikalische Ausbildung haben und sich bewusst sein, wie der Körper eines Sängers funktioniert. Inken Rahardt erfüllt diese Bedingung perfekt. Sie studierte Operngesang in Hamburg und in New York. 2005 machte sie ihr Diplom im Studiengang Kultur- und Medienmanagement in Hamburg. Seit 2007 beschäftigt sie sich mit Regie und bringt sowohl Barockopern als auch große romantische Werke auf die Bühne. Unter ihren Inszenierungen befinden sich „Carmen“, „Tristan und Isolde“, „Tosca“ sowie „Die Winterreise“ und „Heimliches Flüstern“. 2010 erhielt Inken Rahardt den Theaterpreis Hamburg – Rolf Mares für die Inszenierung von „Tolomeo“, 2015 für „Orlando furioso“. Außer im Opernloft führte sie Regie im Ernst Deutsch Theater Hamburg für „Ein Maskenball“ und „Carmen“. Im Opernloft kann man ihre zwei anderen Produktionen sehen: „Tosca“ und „La Traviata“.

von Jolanta Łada-Zielke 

Liebe Inken, wie ist die Idee von „Semiramis – Wie geht Karriere?“ entstanden?

Auf die Idee bin ich schon 2019 gekommen. Wir fingen mit „Semiramis…“ noch während des ersten Corona-Lockdowns an und mussten nach der ersten Hauptprobe abbrechen. Ich finde, die Barockmusik eignet sich hervorragend für neue Themen, weil sie im Gegensatz zur Romantik sehr transparent ist. Mit der Barockmusik lässt sich vieles erzählen, sie spiegelt verschiedene Emotionszustände wider, die man gut aufgreifen und umwandeln kann.

Haben Sie auch berücksichtigt, dass die Hauptheldinnen der Barockopern – Frauen aus der griechischen Mythologie  – häufig sehr stark und zielstrebend sind?   „Interview: Inken Rahardt, „Semiramis – Wie geht Karriere?“
Opernloft Hamburg, 21. November 2021“
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Die MONTAG-PRESSE – 22. NOVEMBER 2021

Kent Nagano © Felix Broede

Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden:
Die MONTAG-PRESSE – 22. NOVEMBER 2021

Porträt
Vom Leben lernen: Dirigent Kent Nagano wird 70
https://www.dw.com/de/vom-leben-lernen-dirigent-kent-nagano-wird-70/a-59848864

Weißt Du, wie das ward? Symposium 70 Jahre Neu-Bayreuth in Berlin
Der Richard-Wagner-Verband Berlin-Brandenburg und sein rühriger Vorsitzender Rainer Fineske luden zu diesem Symposium ein, das in den Foyers und unter Zusammenarbeit mit der Deutschen Oper Berlin und dessen Förderkreis stattfand.
von Peter Sommeregger
Klassik-begeistert.de

Hamburg/Elbphilharmonie
Das ganze Konzert über sitzt jede Note!
Jan Lisiecki, Klavier/Edward Gardner, Dirigent/London Philharmonic Orchestra
Man verlässt das Konzert ruhig und seltsam erhoben, Gardner gibt einem „a lot to think about“ – wahrhaft tiefe Gedanken, die noch lange – so steht zu hoffen – sehr lange nachwirken werden.
Klassik-begeistert.de

Berlin
75 Jahre Deutsches Symphonie-Orchester. Chrefdirigent Robin Ticciati wagt wahre Kreativität Tagesspiegel.de

Europa Galante unter Fabio Biondi Giuseppe Verdi: „Il Corsaro“
Verdi-Fans können sich wahrlich nicht beschweren, was die Präsenz seiner Werke angeht – er ist der meistaufgeführte Opernkomponist des 21. Jahrhunderts überhaupt. Doch nicht alle seine Opern haben es ins Repertoire geschafft, manche sind sogar echte Raritäten.
rbb-online.de

Tonträger
„Bach – Before Bach“: CD der Woche mit bemerkenswertem Repertoire
NDR.de/kultur „Die MONTAG-PRESSE – 22. NOVEMBER 2021“ weiterlesen