Madama Butterfly in London: so geht Oper, so geht Puccini!

CD-Blu-ray-Rezension: Giacomo Puccini Madama Butterfly  klassik-begeistert.de, 21. Dezember 2024

CD-Blu-ray-Rezension:

Giacomo Puccini
Madama Butterfly

Royal Opera House Covent Garden

Opus Arte OABD 7328 D

von Peter Sommeregger

Puccinis in Japan spielende Oper um einen amerikanischen Offizier, der eine dort nicht unübliche Scheinehe mit einer jungen Geisha eingeht, an der diese am Ende zerbricht, lässt nicht selten ihr Publikum in Tränen zurück. Seit ihrer Uraufführung 1904 ist die Oper ein Kassenschlager, in unzähligen Inszenierungen kann man sie an sämtlichen Opernhäusern der Welt erleben, wobei der fernöstliche Schauplatz dabei nicht selten in verkitschter Form die Inszenierungen dominiert.

Wohltuend schlicht und stringent erzählt, fällt die nun auf Blu-ray erschienene Londoner Inszenierung von Moshe Leiser und Patrice Caurier aus dem üblichen Rahmen. Die Bühne bleibt den ganzen Abend beinahe leer, nur die notwendigsten Requisiten finden Verwendung. So fokussiert auf das Wesentliche fällt den handelnden Personen die Hauptaufgabe zu, der sie sehr gut gerecht werden.

Die Szene wird naturgemäß von Butterfly, in Gestalt von Asmik Grigorian, dominiert. Ihr inzwischen etwas reifer und voller gewordener Sopran bewältigt nicht nur die Schwierigkeiten der Partie, es gelingt ihr große, nuancierte Gesangskunst. Ebenso intensiv ist ihr Spiel, nur die 15-jährige will man ihr nicht recht glauben, man erlebt eher eine Frau in ihren besten Jahren. Ihr Gegenspieler Pinkerton findet in Joshua Guerrero einen engagierten Darsteller, dem man die anfängliche Arroganz ebenso wie die spätere Reue abnimmt. Sein kräftiger Spinto-Tenor mischt sich ausgezeichnet mit Grigorians Timbre. Warum der Applaus am Ende für ihn enttäuschend ausfällt, ist schwer nachzuvollziehen.

Als Konsul Sharpless wird Lauri Vasar dieser zwiespältigen Rolle durchaus gerecht. Aus dem Ensemble heraus sticht positiv die Suzuki von Hongni Wu, die weit mehr als nur Stichwortgeberin für ihre Herrin ist. Sie verfügt über einen satten Mezzosopran, mit dem sie eigenständige Akzente setzen kann.

Befremdend ist die Besetzung der Kate Pinkerton, der amerikanischen Ehefrau Pinkertons mit Veena Akama-Makia. Die Rolle ist im Grunde nur dramaturgisch wichtig, aber sie mit einer Afro-Amerikanerin zu besetzen, bringt einen fatalen falschen Zungenschlag ins Spiel. Plötzlich steht die Frage im Raum, ob Pinkerton etwa ein Faible für fremde Ethnien hat, außerdem wäre zu jener Zeit die Ehe eines amerikanischen Offiziers mit einer dunkelhäutigen Frau unmöglich gewesen. Gut gemeint ist eben doch oft daneben.

Das Gelingen der Aufführung geht zu guten Teilen auch auf das Konto des Dirigenten Kevin John Edusei, der einen schlanken, schwungvollen Puccini dirigiert und vom Pult aus dafür sorgt, dass die Gefahr, ins zu Sentimentale abzugleiten, vermieden wird. Am Ende kann man dem begeisterten Londoner Publikum nur zustimmen: so geht Oper, so geht Puccini!

Peter Sommeregger, 20. Dezember 2024, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

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