Schweitzers Klassikwelt 84: Freud und Leid mit Umbesetzungen

„Umgekehrt ist auch gefahren.“ („Der Rosenkavalier“, 2. Akt, Baron Ochs)

von Lothar und Sylvia Schweitzer

Was die zweite Änderung betraf, war es eine angenehme Überraschung, am abendlichen Besetzungszettel statt Arnold van Mill Walter Kreppel als „Sparafucile“ zu entdecken, der sich schon in der vorherigen Spielzeit als tiefenmächtiger Berufsmörder vorgestellt hatte. Doch bald kam die Enttäuschung, denn leider vermissten wir an diesem Abend seine „Fagotttöne“. „Schweitzers Klassikwelt 84: Freud und Leid mit Umbesetzungen“ weiterlesen

Schammis Klassikwelt 12: Wie der Osterhase in der Oper erdolcht wurde!

Foto: © dpp images

Keine Angst! Diese “Tragödie” ereignet sich meines Wissens nach (bisher) noch in keiner Oper! Da müssen “höchstens” mal einige lebendige Kaninchen stundenlang in gleißendem Licht den Inszenierungswahnsinn eines Regisseurs bis fast zum Verrecken erdulden. In der Operngeschichte gibt es nur sehr wenige Bühnenwerke, die einen Bezug zum Osterfest oder der Passionszeit haben. Diejenigen von denen es auch Tonaufnahmen gibt, werden in diesem Artikel vorgestellt.


von Jean-Nico Schambourg

Richard Wagners (1813-1883) letzte Oper ”Parsifal steht jedes Jahr am Karfreitag auf den Spielplänen vieler Opernhäuser. Ein Grund hierzu ist der sogenannte “Karfreitagszauber, einer der musikalischen Höhepunkte im dritten Akt des “Bühnenweihfestspiels”, wie Wagner selbst sein Werk bezeichnete.

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Sommereggers Klassikwelt 177: Der geniale Klavierbegleiter Gerald Moore war nie zu laut

Dem Briten Gerald Moore gelang es in beispielhafter Weise, die Rolle des Klavierbegleiters für Sänger vom unauffälligen Helfer zum adäquaten Partner zu entwickeln.

von Peter Sommeregger

Der 1899 geborene Gerald Moore wurde von seiner musikalischen Mutter nur unter Mühen zum Klavierspiel animiert, nach eigener Aussage entwickelte sich sein Sinn für Musik erst in seinen 20er Jahren. Nachdem die Eltern mit ihm nach Kanada auswanderten, erhielt er dort Klavierunterricht, auch an der Orgel wurde er ausgebildet. Sein Brot verdiente er zeitweise als Kirchenorganist und Klavierspieler bei der Aufführung von Stummfilmen. Um seine Ausbildung als Pianist abzuschließen, sandten ihn seine Eltern zurück nach England, wo er sein Klavierstudium fortsetzte. Früh entschied er sich, bevorzugt als Liedbegleiter, aber auch als Teil von Kammermusikensembles sich zu betätigen. „Sommereggers Klassikwelt 177: Der geniale Klavierbegleiter Gerald Moore war nie zu laut
klassik-begeistert.de, 15. März 2023“
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Daniels vergessene Klassiker Nr 16: Dmitri Schostakowitsch – Violinkonzert Nr. 2 (1967)

Foto: https://www.mphil.de/orchester/musikerinnen-und-musiker/details/dmitrij-schostakowitsch

Kritisieren kann jeder! Aber die Gretchenfrage ist immer die nach Verbesserung. In seiner Anti-Klassiker-Serie hat Daniel Janz bereits 50 Negativ-Beispiele genannt und Klassiker auseinandergenommen, die in aller Munde sind. Doch außer diesen Werken gibt es auch jene, die kaum gespielt werden. Werke, die einst für Aufsehen sorgten und heute unterrepräsentiert oder sogar vergessen sind. Meistens von Komponisten, die Zeit ihres Lebens im Schatten anderer standen. Freuen Sie sich auf Orchesterstücke, die trotz herausragender Eigenschaften zu wenig Beachtung finden.

von Daniel Janz

Das Solokonzert – eine der konzertanten Gattungen, die seit jeher den klassischen Orchesterbetrieb prägen. Wo sonst kann ein Instrument aus den Vollen schöpfen? Wenn es als solistische Stimme im Vordergrund steht? Wenn alle anderen Instrumente nach dessen Leitung spielen? Kein Wunder, dass es zu einer der dankbarsten und am häufigsten bedienten Gattungen im Konzertbetrieb wurde – mit Wurzeln weit zurück bis in den Barock. Natürlich kristallisieren sich bei so einer langen Tradition über die Zeit einige wenige als große Meisterwerke heraus. Während sie aber diese Gattung dominieren, sind etliche andere fast vergessen. Ein Los, das selbst Solowerke von Komponisten traf, die einen hervorragenden Ruf genießen. Wie beispielsweise Dmitri Schostakowitsch und sein zweites Violinkonzert. „Daniels vergessene Klassiker Nr 16: Dmitri Schostakowitsch – Violinkonzert Nr. 2 (1967)“ weiterlesen

Pathys Stehplatz (22) – „Figaro" an der Wiener Staatsoper: Barrie Koskys zweiter Streich, folgt so gleich

Foto: Barrie Kosky © Jürgen Pathy

Bühne frei für Glamour pur. Das heißt es ab 11. März 2023 an der Wiener Staatsoper. Da lässt Barrie Kosky nämlich seine Deutung des Da Ponte-Mozart-Meisterwerks „Le nozze di Figaro“ von der Leine. Erwarten darf man viel: Nicht nur optische Reize, die da womöglich wieder über die Bretter flitzen könnten. Kosky ist bekannt für seine ausgefeilte Personenführung. Auch vielversprechende Stimmen, wie die Susanna der Neuproduktion, die bereits im Vorfeld eine Kostprobe geboten hat.

von Jürgen Pathy

Welcome to the Kosky jungle

„Wie Priscilla Presley, die gerade zu Elvis in den jungle room geht.“ Bei der Sonntagsmatinee offenbart Bogdan Roščić seine Assoziationen zu dieser Neuproduktion. So deutet zumindest er die Szene, wenn der Graf im „blauen Samtanzug“ erscheint. Den trägt Andrè Schuen zu Schau. Der italienische Bariton, der in die Rolle des Grafen schlüpft und auf sein Recht des Grundherrn pocht. „Ius primae noctis“ – das Recht der ersten Nacht. Die steht beim Figaro im Mittelpunkt des Geschehens.

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Sommereggers Klassikwelt 176 : Kastraten, die wie Engel singen, zahlten einen hohen Preis

von Peter Sommeregger

Als am 21. April 1922 in Rom der Sänger Alessandro Moreschi starb, ging mit seinem Tod eine jahrhundertealte Tradition endgültig zu Ende. Er war der letzte Sänger gewesen, der durch Kastration seinen Knabensopran behalten hatte, seine Stimme ist uns auf Schallplatten erhalten, die 1902 aufgenommen wurden und das ganz eigene Timbre bewahrt haben, das wohl für Kastraten typisch war. „Sommereggers Klassikwelt 176 : Kastraten, die wie Engel singen, zahlten einen hohen Preis
klassik-begeistert.de, 8. März 2023“
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Des Namensspiels zweiter Teil – Sängerinnen, die Helena heißen

Ileana Cotrubaș als Violetta. Foto: Pálffy

Ileana im Rumänischen und Elīna (Herkunft aus dem Schwedischen, weiter nach Finnland und ins Baltikum wandernd) sind Ableitungen aus dem Altgriechischen Helena, nicht jedoch Eliane der brasilianischen Sopranistin Eliane Coelho. Bei ihr handelt es sich um die weibliche Form von Elias, was „Elijahu“ (Mein Gott ist Jahwe) bedeutet. Der Prophet hatte sehr gegen den Einfluss der phönikischen Frau des Königs von Israel zu kämpfen. Es ist anzunehmen, dass sein Name ihm nicht schon seit Kindheit gegeben war. Helena kann vom Sonnengott Helios her verstanden werden. Man assoziiert die Sonnenstrahlen und überträgt „die Strahlende“. Nach dem altgriechischen Schulwörterbuch Gemoll kommt noch die Ableitung von Helane, der (leuchtenden, Licht spendenden) Fackel in Frage.  

von Lothar und Sylvia Schweitzer

Ileana Cotrubaș ist für meine Frau und mich bis heute  d i e  Violetta geblieben. Es sind seither fünfzig Jahre vergangen und meine Begeisterungsfähigkeit war damals sehr groß. Bei der Abschlussarie des ersten Akts „È strano“ erhob ich mich unbewusst vom Hochstuhl in der 2. Reihe der Opernloge und spürte auf einmal  meine Knie wanken. Als dann der freiwillige dreigestrichene Spitzenton perfekt saß, ließ ich mich glücklich zurück in den Sitz fallen und bot der Nachbarin hinter mir im Überschwang für den Rest der Vorstellung meinen besseren Sitz an. „Schweitzers Klassikwelt 83: Des Namensspiels zweiter Teil – Helena
klassik-begeistert.de, 7. März 2023“
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Schammis Klassikwelt 11: Kann denn Essen Sünde sein?

Foto: Mozartkugel (c) Konditorei Fürst

Nach christlichem Glauben ist die Zeit von Aschermittwoch bis Ostersonntag Fastenzeit. Aber auch während dieser besinnlichen Zeit kann doch der Gedanke allein an all die wunderbaren Gerichte bestimmt keine Sünde sein. Eine meiner großen Leidenschaften, neben dem klassischen Gesang, ist das Kochen und natürlich dann auch das Essen. In diesem Artikel interessiere ich mich für Gerichte und Leckereien, die großen Opernmusikern, sei es Komponisten oder Sängern, gewidmet sind und deren Namen tragen.


von Jean-Nico Schambourg

Wer kennt sie nicht, die berühmten Mozartkugeln, die man heute in jedem Kaufhaus im Süßigkeitenregal findet? “Original” ist sie aber nur, wenn sie aus der Salzburger Konditorei Fürst stammt. Sie wurde 1890 erfunden vom Konditormeister Paul Fürst, anlässlich des 100. Todestags von Wolfgang Amadeus Mozarts (1791). Eine kleine Kugel Pistazienmarzipan von Nougat umhüllt, die danach in dunkle Kuvertüre getaucht wird. Die “Original-Mozartkugel” wird heute noch von Hand gefertigt und ist silber-blau verpackt mit dem Abbild von Mozart. Andere  Firmen produzieren inzwischen auch die berühmte Kugel und nennen sich “echte Mozartkugel”.

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klassik-begeistert.de, 5. März 2023“
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Pathys Stehplatz (21) – „Fidelio“an der Wiener Staatsoper: Die Unruhe ist zurück

Foto: Brandon Jovanovich als Florestan © Michael Pöhn / Wiener Staatsoper

Die Touristen sind zurück. Ein zweischneidiges Schwert. Einerseits benötigt man sie, um die Wiener Staatsoper zu füllen. Auf der anderen Seite stören sie, was das Zeug hält. Teils unkultivierte Horden, die husten, reden und nicht checken, dass ein Klappsessel nun mal hoch schnellt, wenn man ihn nicht dämpft. Beim „Fidelio“ am 25. Februar ging es mal wieder richtig rund.


Fidelio, Ludwig van Beethoven

Otto Schenk, Inszenierung
Axel Kober,
Musikalische Leitung

Wiener Staatsoper, 25. Februar 2023

von Jürgen Pathy

Schattenseiten des Tourismus

„Stop it!“, ruft eine Frau. Nachdem sie bereits knapp davor war, das Handtuch zu werfen. Damit hatte sie nicht Brandon Jovanovich gemeint, der zwar mit seiner Auftrittsarie des Florestan zu kämpfen hatte. Ziel der Attacke war eine Gruppe von Touristen. Fünf Damen in Begleitung eines einzigen Herren. Auf der Galerie, 2. Reihe ganz rechts, wo sich Opernbesucher einen günstigen Sitzplatz erhoffen. Stattdessen sehen sie nichts. Fühlen sich dadurch ermuntert, ständig herumzuwandern und sich schamlos zu unterhalten.

Leidtragende sind der Rest. Publikum, das sich auf einen ungestörten Opernabend gefreut hat. Auf zwei Stunden, um der Realität zu entfliehen. Am Plan steht Beethovens „Fidelio“. Die Freiheitsoper schlechthin. Die Regie stammt noch aus den 1970er-Jahren. Altmeister Otto Schenk zeichnet für die verantwortlich.

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Rising Stars 40: Andreas Begert, Komponist – ein bayerischer Dickschädel geht seinen eigenen Weg

Bild von Clara Begert, frei verfügbar in Wikimedia Commons

Die Entwicklung und Karriere vielversprechender NachwuchskünstlerInnen übt eine unvergleichliche Faszination aus. Es lohnt sich dabei zu sein, wenn herausragende Talente die Leiter Stufe um Stufe hochsteigen, sich weiterentwickeln und ihr Publikum immer wieder von neuem mit Sternstunden überraschen. Wir stellen Ihnen bei Klassik-begeistert jeden zweiten Donnerstag diese Rising Stars vor: junge SängerInnen, DirigentInnen und MusikerInnen mit sehr großen Begabungen, außergewöhnlichem Potenzial und ganz viel Herzblut sowie Charisma.


von Dr. Lorenz Kerscher

Der 1990 in Erding als Sohn eines Kontrabassisten und einer Musiklehrerin geborene Andreas Begert studierte in München Musik für das Lehramt am Gymnasium. Die Wahl von Jazzklavier als Hauptfach legte nahe, dass er auch in diesem Genre auftrat und sich für die Produktion von CDs mit anderen Musikern dieser Richtung zusammentat. Außerdem arbeitete er als Pianist, Songwriter, Sänger und Bassist mit einigen an anspruchsvoller bayerischer Volksmusik orientierten Bands zusammen. Auch als er schließlich als klassischer Komponist Anerkennung finden wollte, war ihm das heimatliche Idiom eine wichtige Grundlage. „Rising Stars 40: Andreas Begert, Komponist – ein bayerischer Dickschädel geht seinen eigenen Weg
klassik-begeistert.de, 2. März 2023“
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