DIE MITTWOCH-PRESSE – 11. DEZEMBER 2024

Laurenz, Koch © Michael Poehn

Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden
DIE MITTWOCH-PRESSE – 11. DEZEMBER 2024

Wien/Staatsoper
„Palestrina“ in Wien: Thielemann zaubert einen hinreißend eindringlichen Pfitzner
Mit Pfitzners Palestrina erlebt man in Wien einen Abend, der noch lange nachklingen wird, zumal neuerliche Aufführungen wohl leider wieder lange auf sich warten lassen werden. Immerhin liegt die letzte Aufführungsserie in Wien fast ein Vierteljahrhundert zurück. Und es zeigt sich an diesem kalten Adventsabend gewissermaßen auch warum: Ein so ganz leicht verdauliches Werk ist dieser Palestrina nicht. Und dann ist da natürlich noch Pfitzners Antisemitismus, zu dem jedoch wirklich alles geschrieben ist. Jedenfalls gelingt mit seinem Palestrina in Wien ganz großes Musiktheater von einer hinreißenden Eindringlichkeit, die ihresgleichen sucht.
Von Willi Patzelt
Klassik-begeistert.de

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„Palestrina“ in Wien: Thielemann zaubert einen hinreißend eindringlichen Pfitzner

Palestrina, Eröd, Bank, Kraus, Ensemble  © Wiener Staatsoper / Michael Pöhn

Mit Pfitzners Palestrina erlebt man in Wien einen Abend, der noch lange nachklingen wird, zumal neuerliche Aufführungen wohl leider wieder lange auf sich warten lassen werden. Immerhin liegt die letzte Aufführungsserie in Wien fast ein Vierteljahrhundert zurück. Und es zeigt sich an diesem kalten Adventsabend gewissermaßen auch warum: Ein so ganz leicht verdauliches Werk ist dieser Palestrina nicht. Und dann ist da natürlich noch Pfitzners Antisemitismus, zu dem jedoch wirklich alles geschrieben ist. Jedenfalls gelingt mit seinem Palestrina in Wien ganz großes Musiktheater von einer hinreißenden Eindringlichkeit, die ihresgleichen sucht.

Hans Pfitzner (1869-1949)
Palestrina

Herbert Wernicke, Regie
Christian Thielemann,
Dirigent

Orchester der Wiener Staatsoper

Wiener Staatsoper, 8. Dezember 2024

von Willi Patzelt

„Dieses nationalistische Scheißstück!“ – Es waren diese harschen Worte eines älteren Kritikers an Christian Thielemann, die ihn am Ende aus überzeugtem Widerspruchsgeist bestärkten, den Palestrina als frischgebackener GMD in Nürnberg als erste Neuproduktion seiner Amtszeit zu dirigieren. So erzählte es der in alles Preußische verliebte Kapellmeister vor einigen Jahren in einem Interview.

Wiederum schwer in ebenjenen Preußen verliebt ist das Wiener Staatsopernpublikum. Schon vor dem Erklingen jenes wie aus dem Nichts kommenden, mit vier Sologeigen und vier Flöten so herrlich instrumentierten Beginns des ersten Akts sind laute „Bravo“-Rufe zu hören. Am Ende des Abends sind diese noch lauter. Denn Pfitzners Palestrina ist mitnichten nationalistisch und schon überhaupt kein „Scheißstück“. Und die Aufführung ist eine, die ihresgleichen sucht. „Hans Pfitzner (1869-1949), Palestrina
Wiener Staatsoper, 8. Dezember 2024“
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Anna Netrebko triumphiert als Donna Leonora in Mailand

Einige Verdi-Enthusiasten hatten sich wohl auch unter all jene gemischt, für die die Inaugurazione ein Event des Sehens und Gesehen-Werdens ist: Sie protestierten mit Zwischenrufen gegen die Schließung der Verdi Villa Sant’Agata. Der Ort, an dem der Komponist 50 Jahre gelebt hatte, steht wohl nun zum Verkauf, weil sich Verdis Erben darum zerstritten hatten und nicht einander ausbezahlen konnten. Noch im vergangenen Jahr hatte sich Riccardo Muti für den Erhalt des Museums mit Benefizkonzerten stark gemacht, offenbar aber leider vergebens.

Anna Netrebko/La forza del destino © Teatro alla Scala

Giuseppe Verdi, La forza del destino (Die Macht des Schicksals)

Musikalische Leitung: Riccardo Chailly
Regie: Leo Muscato
Szene: Federica Polarino

Teatro alla Scala, Milano, 7. Dezember 2024

Inaugurazione

von Kirsten Liese

Was wäre wohl die italienische Opernwelt ohne Anna Netrebko. Zwar reißen wie jüngst zur Stagione-Eröffnung in Mailand die politischen Proteste gegen die Russin nicht ab, die ihr eine zu große Nähe zu Wladimir Putin vorwerfen, aber wenn es um künstlerische Leistungen geht, können ihr doch die wenigsten das Wasser reichen. Das wurde nun zur „Inaugurazione“, einem der bedeutendsten Kulturereignisse Europas, nach Netrebkos Glanzauftritt als Abigaille im Berliner Staatsopern-Nabucco ohrenfällig. „Giuseppe Verdi, La forza del destino
Teatro alla Scala, Milano, 7. Dezember 2024 Inaugurazione“
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Meistersinger auf höchstem Niveau und ein stimmiges Regiekonzept sind an der Staatsoper Unter den Linden zu erleben

„Die Meistersinger von Nürnberg“? Nein, von Berlin. Gefeiert wird die Wiedereinigung – mit Nationalstolz. Das funktioniert ganz wunderbar unverkrampft wie überhaupt die Transformation des Stoffes in die Gegenwart. Zudem werden die alten Meister geehrt, nämlich große Sänger der Vergangenheit.

 Richard Wagner (1813 – 1883)
„Die Meistersinger von Nürnberg“

In deutscher Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln.
Libretto vom Komponisten
Uraufführung 1868 am Hof- und Nationaltheater München

Staatsoper Unter den Linden, 8. Dezember 2024

von Bianca Gerlich

An allen vier Adventssonntagen steht Wagners Oper „Die Meistersinger von Nürnberg“ auf dem Programm der Staatsoper Unter den Linden, ein wahres Fest für die Sinne! Die Inszenierung von Andrea Moses stammt aus der Saison 2015/16, und ist so gut gelungen, dass sie hoffentlich noch ein paar Jahre erhalten bleibt. „Richard Wagner, Die Meistersinger von Nürnberg
Staatsoper Unter den Linden, 8. Dezember 2024“
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Unerbittlich mahlen die Mühlen des Gerichts

Robert Murray (Josef K.), Fabian Tobias Huster (Kafka) © Herwig Prammer

 “Der Prozess” von Gottfried von Einem ist ein packendes, frappierend aktuelles Werk. Die Koproduktion des MusikTheaters an der Wien und der Neuen Oper Wien ist musikalisch beachtlich, szenisch allerdings nicht immer leicht verständlich.

Gottfried von Einem
Der Prozess

Libretto von Boris Blacher und Heinz von Cramer
Arrangement für kleines Orchester von Tobias Leppert

Koproduktion des MusikTheaters an der Wien in der Kammeroper mit der Neuen Oper Wien

Regie: Stefan Herheim
Bühne: Silke Bauer
Kostüme: Nina Paireder
Licht: Franz Tscheck

Klangforum Wien PPCM Academy
Musikalische Leitung: Walter Kobéra

Kammeroper Wien, 12. Dezember 2024

von Dr. Rudi Frühwirth

“Der Prozess” nach dem unvollendeten Roman von Franz Kafka ist die zweite Oper von Gottfried von Einem. Die Uraufführung bei den Salzburger Festspielen 1953 war – nach “Dantons Tod” im Jahr 1947 – wieder ein großer Erfolg für den Komponisten. Sie wurde bald auf anderen großen Bühnen nachgespielt; in der Wiener Staatsoper war sie zuletzt im Jahr 1970 zu sehen. Die Produktion mit dem grandiosen Gerhard Stolze in der Rolle des Josef K. hat mich damals mächtig beeindruckt. Umso größer war mein Interesse an der Neuinszenierung in der Kammeroper. „Gottfried von Einem, Der Prozess
Kammeroper Wien, 12. Dezember 2024“
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DIE DIENSTAG-PRESSE – 10. DEZEMBER 2024

Lise Davidsen/Tosca Staatsoper © Michael Pöhn

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DIE DIENSTAG-PRESSE – 10. DEZEMBER 2024

Wien
Staatsoper: Das Tosca-Phänomen namens Lise Davidsen
Die Norwegerin sang nun auch in Wien die Tosca, neben einem Star von Gergievs Mariinski-Theater.
DiePresse.com

7.12. „Tosca“, Staatsoper, „Nordische Kühle“
Nun ist die „Tosca-Tour“ von Lise Davidsen und Freddie De Tommaso schlussendlich auch an der Wiener Staatsoper angekommen: nach Berlin, München und New York jetzt also Wien. Ob sich damit ein neues „Dream-Team“ von Sopran und Tenor dem Publikum präsentiert hat? Eher nicht.
operinwien.at

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Slow Burn – ob dieser Ballettabend ein Renner wird, möchte ich nach dem ersten Sehen bezweifeln

Das Slow Burn-Ensemble in Linie (Foto: Kiran West)

Ballettabend mit Werken von Aszure Barton und William Forsythe

Uraufführung und Premiere in Hamburg, 8. Dezember 2024

Ein Renner wird dieses Stück bei dem noch nicht Neumeier-entwöhnten Hamburger Publikum wohl eher nicht. Man kann ja demnächst nach Stuttgart fahren. Dort wird bereits mit der Heimkehr John Neumeiers an das Stuttgarter Staatsballett geworben.

Teil 1: Slow Burn

Choreographie: Aszure Barton
Kostüme: Michelle Jank, Licht: Tanja Rühl

Musik von Ambrose Akinmusire
Philharmonisches Staatsorchester Hamburg
Leitung Simon Hewett

Musikalische und choreographische Uraufführung, 8. Dezember 2024


Teil 2: Blake Works V (The Barre Projekt)

Choreographie und Bühne: William Forsythe
Kostüme: William Forsythe und Howard Merlin

Musik vom Band: James Blake

Staatsoper Hamburg, 8. Dezember 2024 PREMIERE

von Dr. Ralf Wegner

Die farbsatte Uraufführung von Aszure Barton

Und wieder ein handlungsfreier Mehrteiler; diesmal nach dem Uraufführungsstück von Aszure Barton genannt: Slow Burn. Übersetzt mit Langsames Brennen, auch Glühen. Und nicht nur der kreisförmig ausgeleuchtete Bühnenboden glühte in Rot-Orange, auch die Kostüme der Tänzerinnen und Tänzer. Zunächst schien es, als ob neben den beiden als Weise Frauen titulierten Ersten Solistinnen Silvia Azzoni und Madoka Sugai nur Tänzerinnen eingesetzt würden, erst später schälte sich eine Mischung beider Geschlechter heraus. „Slow Burn/Blake Works V
Staatsoper Hamburg, 8. Dezember PREMIERE“
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Auch Mozart Junior kann mit Klavierstücken überzeugen

CD-Besprechung:

Franz Xaver Mozart
Polonaises

Robert Markham

Grand Piano GP 941

von Peter Sommeregger

Dass Wolfgang Amadeus Mozart nicht nur ein zu seiner Zeit gesuchter Pianist, sondern auch der vielleicht bedeutendste Komponist von Musik für dieses Instrument war, ist Allgemeinwissen.

Weit weniger bekannt ist, dass einer von seinen beiden Söhnen, die das Erwachsenenalter erreichten, selbst ein gefeierter Pianist wurde, und auch zahlreiche Klavierwerke komponierte. „CD-Besprechung: Franz Xaver Mozart, Polonaises
klassik-begeistert.de, 9. Dezember 2024“
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So schenkt Oper Freude! Danke, Karlsruhe!

Cavalleria rusticana © Felix Grünschloß

Mit keiner der Hauptfiguren kann ich uneingeschränkt Mitleid empfinden.

Für keine der Hauptfiguren kann ich ausschließlich Unverständnis aufbringen.

Jeder ist sowohl Opfer als auch Täter. Es menschelt, allerdings in mörderischen Dimensionen.

 Cavalleria rusticana
von Pietro Mascagni

 Pagliacci
von Ruggero Leoncavallo

Inszenierung:  Dietrich W. Hilsdorf
Bühne:  Dieter Richter
Kostüme:  Nicola Reichert

Badische Staatskapelle
Musikalische Leitung:  Johannes Willig

Badischer Staatsopernchor und Extrachor

Badisches Staatstheater Karlsruhe, 8. Dezember 2024

von Kathrin Beyer

Man nehme: Einen Abend, zwei Opern, ein paar interessante Regieeinfälle, setze diese kreativ um, verwebe alles zu einem gemeinsamen Ganzen und…

…voilà… heraus kommt ein erfreulicher Opernabend.

Man finde: Ein tolles Sängerensemble, einen starken Chor und… voilà… heraus kommt ein überaus erfreulicher und beglückender Opernabend. Einer, der beeindruckt und Auge, Ohr und Herz der Autorin erfreut. „Cavalleria rusticana/Pagliacci
 Badisches Staatstheater Karlsruhe, 8. Dezember 2024“
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Derart düster und dramatisch hat man Schuberts „Kreis schauriger Lieder“ selten erlebt

Winterreise, Simon Zigah, Nadine Lehner, Fania Sorel, Christoph Heinrich © Jörg Landsberg

Musiktheater: Winterreise

Liederzyklus von Franz Schubert
Text von Wilhelm Müller

In einer musikalischen Bearbeitung von Thomas Kürstner/Sebastian Vogel

Lukas Ziesché   Musikalische Leitung

Armin Petras   Regie und Szenarium

Nadine Lehner, Fania Sorel, Christoph Heinrich, Simon Zigah, Fabio Toraldo   Darstellung und Gesang

Theater Bremen, Kleines Haus,  7.Dezember 2024 Premiere

von Dr. Gerd Klingeberg

Es ist ein öde, bizarre, düster schwarz-graue Szenerie, die die Besucher empfängt: Mittig die Andeutung eines vereisten Flusses, eine raumhohe Projektionsleinwand als hintere Begrenzung, rechts hat sich das kleine Musikensemble postiert, links steht ein Schlagzeug. Das nahezu ausnahmslos dunkle Outfit sowie die in fahlem Hellgrau geschminkten Gesichter der Akteure verstärken den Eindruck tiefster Tristesse. Franz Schuberts Liederzyklus , üblicherweise für Singstimme und Klavier vorgesehen, wird in einer musikalischen Bearbeitung von Thomas  Kürstner und Sebastian Vogel zum Bühnenstück. „Musiktheater: Schubert, Winterreise
Theater Bremen, Premiere, 7. Dezember 2024“
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