Tobias Kratzer: „Es interessiert mich mehr, neue Werke zu kreieren, als bestehende Werke zu dekonstruieren“ – Teil 2

Tobias Kratzer bei der Vorstellung der neuen Saison 25/26; Foto Patrik Klein

Klassik-begeistert im Interview mit Tobias Kratzer, dem künftigen Intendanten der Staatsoper Hamburg, zum Thema Werkbegriff im Orchester und der Oper, Teil II

Tobias Kratzer übernimmt ab der Saison 2025/26 die Intendanz der Staatsoper Hamburg. Bereits während der Probenarbeiten zu dem Saisoneröffnungsstück „Das Paradies und die Peri“ von Robert Schumann, welches im September die neue Saison eröffnen wird, hatten der Herausgeber von klassik-begeistert Andreas Schmidt und die Autoren Jörn Schmidt und Patrik Klein die Gelegenheit, ein paar Fragen an Herrn Kratzer zu stellen.

„Interview: kb im Gespräch mit Tobias Kratzer, Teil II
Hamburgische Staatsoper, 4. Juli 2025“
weiterlesen

Hamburg feiert das Ende der Delnon-Intendanz

Katharina Konradi (Susanna, Kammerzofe der Gräfin), Olga Peretyatko (Gräfin Almaviva), Kartal Karagedik (Graf Almaviva) und Julia Lezhneva (Cherubino, Page des Grafen) (Foto: RW)

Mit einer musikalisch wie szenisch spitzenmäßigen Aufführung von Stefan Herheims köstlich amüsierenden Figaro-Inszenierung verabschiedet die Hamburgische Staatsoper ihren Intendanten Georges Delnon. Großen Applaus gab es vor allem für die Sänger des Abends, weniger für den nun pensionierten Opernchef.    

Hamburgische Staatsoper, 3. Juli 2025

Le nozze di Figaro
Musik von Wolfgang Amadeus Mozart
Libretto von Lorenzo Da Ponte

von Johannes Karl Fischer

Ein fabelhaftes Abschiedsgeschenk der Hamburgischen Staatsoper hätte sich der scheidende Intendant wohl kaum wünschen können: Zum Ende der Ära Delnon hatte man an der Dammtorstraße die wahrscheinlich genialste und amüsierende Inszenierung dieses Hauses auf die Bühne gebracht und mit einem exzellenten Gesangensemble verziert. „Wolfgang Amadeus Mozart, Le nozze di Figaro
Staatsoper Hamburg, 3. Juli 2025“
weiterlesen

Auf den Punkt 65: Delnon geht, Brosda spricht, Kratzer kommt

Georges Delnon, scheidender Intendant der Staatsoper Hamburg © wikipedia.de

In seinem aktuellen Interview mit klassik-begeistert hat Tobias Kratzer, der designierte Intendant der Hamburgischen Staatsoper, uns in den Block diktiert: „Jeder Abend soll bei uns Premiere sein.“ Das wird großartig, ist mein Eindruck nach unserem Gespräch. Jetzt aber hat sich erst mal Georges Delnon verabschiedet und unbewusst gezeigt, wie sein Nachfolger das gemeint haben könnte.

Wolfgang Amadeus Mozart / Le nozze di Figaro

Philharmonisches Staatsorchester Hamburg
Chor der Hamburgischen Staatsoper

 Nicholas Carter/ Dirigent

Hamburgische Staatsoper, 3. Juli 2025

von Jörn Schmidt

Unlängst hat der ebenfalls scheidende Generalmusikdirektor Kent Nagano den Hamburger Orchestergraben mit einem orchestral fulminanten Tristan verlassen. Das war eine Ansage, lesen Sie dazu gerne Folge 63 meiner Kolumne.

Auf den Punkt 63:  Kent Naganos Abschied Hamburgische Staatsoper, 10. Juni 2025

„Auf den Punkt 65:  Delnon geht…
Hamburgische Staatsoper, 3. Juli 2025“
weiterlesen

Tobias Kratzer: „Jeder Abend soll bei uns Premiere sein“ – Teil 1

Tobias Kratzer © Robert Haas

Die Hamburgische Staatsoper vergleicht sich künftig in Qualität und Anspruch mit dem am häufigsten ausgezeichneten Opernhaus  des Landes, der Oper Frankfurt – und darüber hinaus.

klassik-begeistert im Interview mit Tobias Kratzer, dem künftigen Intendanten der Staatsoper Hamburg, Teil I.

Tobias Kratzer übernimmt ab der Saison 2025/26 die Intendanz der Staatsoper Hamburg. Bereits während der Probenarbeiten zu dem Saisoneröffnungsstück „Das Paradies und die Peri“ von Robert Schumann, das im September die neue Saison eröffnen wird, hatten der Herausgeber von klassik-begeistert Andreas Schmidt und die Autoren Jörn Schmidt und Patrik Klein die Gelegenheit, Fragen an Herrn Kratzer zu stellen. „Interview: kb im Gespräch mit Tobias Kratzer, Teil I
Hamburgische Staatsoper, 2. Juli 2025“
weiterlesen

Ein wunderbarer Mozart: Figaro fliegt aus dem Repertoire

Katharina Konradi (Susanna, Kammerzofe der Gräfin), Olga Peretyatko (Gräfin Almaviva), Kartal Karagedik (Graf Almaviva) und Julia Lezhneva (Cherubino, Page des Grafen) (Foto: RW)

Julia Lezhneva spielt mit den ihrem Sopran zur Verfügung stehenden, farbreich schimmernden, perlenglänzenden Tönen wie auf einem Trapez und füllt den Raum mit großer Strahlkraft.

Le nozze di Figaro
Musikalische Komödie in vier Akten von Lorenzo Da Ponte
Musik von Wolfgang Amadeus Mozart

Philharmonisches Staatsorchester Hamburg
Nicholas Carter musikalische Leitung

Inszenierung: Stefan Herheim

Bühnenbild: Christof Hetzer
Kostüme: Gesine Völlm
Video: fettFim (Momme Hinrichs, Torge Møller)

42. Vorstellung seit der Premiere am 15. November 2015

Hamburgische Staatsoper, 27. Juni 2025

von Dr. Ralf Wegner

Mozarts Nozze di Figaro unter Louis Lohraseb (2024) sowie die jetzige Aufführung unter der musikalischen Leitung des designierten Stuttgarter Generalmusikdirektors Nicholas Carter gehören zum Besten, was die Hamburgische Staatsoper zu bieten hat.

Leider zuletzt am 03. Juli 2025, denn die neue Intendanz nimmt die brillante Herheim-Inszenierung in dem Bühnenbild von Christof Hetzer nicht wieder auf. Darüber hinaus wird Mozart in der kommenden Saison 2025/26 an weniger als 12 Tagen gegeben (die quietschige Così fan tutte und die unsäglichen Zauberflöte).

Also, wer Mozart in Hamburg in einer musikalisch, inszenatorisch und darstellerisch vollkommen überzeugenden Vorstellung sehen will, sollte eine der beiden noch stattfindenden Aufführungen am 29. Juni sowie am 03. Juli 2025 nicht versäumen. „Wolfgang Amadeus Mozart, Le nozze di Figaro
Hamburgische Staatsoper, 27. Juni 2025“
weiterlesen

Auf den Punkt 64: Wie Billy Joel, nur cooler

Così fan tutte Hamburg © Hans Jörg Michel

An Mozarts Oper Così fan tutte hat sich schon so mancher Dirigent schwer verhoben. Allein schon all die Rezitative. Da kann das Orchester noch so schön spielen und das Ensemble himmlisch singen. Oft bleibt dem Zuschauer ein digitaler Eindruck, ein On-off schöner Melodien und schlimmen Stillstands. Kein Spannungsbogen weit und breit. Der Halbbruder von Piano Man Billy Joel hat nun in Hamburg den Così-Code geknackt.

Wolfgang Amadeus Mozart / Così fan tutte

 Philharmonisches Staatsorchester Hamburg
Chor der Hamburgischen Staatsoper

 Alexander Joel / Dirigent

Hamburgische Staatsoper, 25. Juni 2025   

von Jörn Schmidt

Billy Joel ist ein US-amerikanischer Sänger, Pianist und Songschreiber. Der Beiname Piano Man leitet sich ab von seinem gleichnamigen Hit aus dem Jahr 1973 und beschreibt dem Künstler perfekt. Billy lebt die Musik, so wie in seinem Song:

And the piano, it sounds like a carnival
And the microphone smells like a beer”

„Auf den Punkt 64: Wie Billy Joel, nur cooler
Hamburgische Staatsoper, 25. Juni 2025  “
weiterlesen

Wenn die Jugend in die Irre geht

Frühlings Erwachen, Gesamtszene © Bernd Uhlig

Singspiel „Frühlings Erwachen“
von Ludger Vollmer
(anhand der Kindertragödie von Frank Wedekind)

Hamburgische Staatsoper (Kampnagel 6),
21. Juni 2025

Musikalische Leitung   Luiz de Godoy

Inszenierung   Neco Çelik
Bühne und Kostüme   Alexander Wolf
Video und Livekamera   Jan Speckenbach
Dramaturgie   Angela Beuerle

Solisten von IOS und Mitglieder des The Young ClassX Chors und der Alsterspatzen – Jugendchor der Hamburgischen Staatsoper

Mitglieder des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg und des Felix Mendelssohn Jugendorchesters

von Jolanta Łada-Zielke

Ludger Vollmer hat ein interessantes Werk geschaffen, das die Unruhe des Heranwachsens vermittelt. Dies manifestiert sich zum Beispiel in der kontrastreichen Instrumentation. Einerseits haben wir dynamische und harmonisch dichte Passagen, wie ein Hormonsturm, auf der anderen Seite beschränkt auf den Klang eines einzigen Instruments, was die Einsamkeit und Leere der Protagonisten darstellt. Das Hauptproblem dieses Werks ist die Unfähigkeit der jüngeren und älteren Generation, miteinander zu kommunizieren, was zu Missverständnissen und sogar Unglück führt. „„Frühlings Erwachen“ von Ludger Vollmer
Hamburgischen Staatsoper (Kampnagel 6), 21. Juni 2025“
weiterlesen

Mit den Hamburger Tänzern gelingt jede Neumeier-Choreographie

Solovorhang für Aleix Martínez nach seiner physisch und psychisch erschöpfenden tänzerischen Leistung als Vaslaw Nijinsky (Foto: RW)

Zu bewundern war, mit welcher lyrischen Linie Ida Praetorius den Part von Romola ausfüllte, wie feinsinnig und erschütternd Evan L’Hirondelle Nijinskys Bruder Stanislaw interpretierte und wie ausdruckstark Ida Stempelmann die abgezirkelten choreographischen Linien von Bronislava Nijinska nachzeichnete.

Nijinsky, Ballett von John Neumeier
Choreographie, Bühnenbild und Kostüme: John Neumeier

Musik: Chopin, Rimskij-Korsakow, Schostakowitsch

Philharmonisches Staatsorchester, Leitung: Maria Seletskaja

Klavier: Ondrej Rudcenko, Solo-Violine: Daniel Cho

155. Vorstellung seit der Premiere am 2. Juli 2000

Hamburgische Staatsoper, 20. Juni 2025

von Dr. Ralf Wegner

Es hat etwas von Magie. Auch die zweite Aufführung von Neumeiers Nijinsky-Ballett innerhalb weniger Tage drang tief in Herz und Seele. Sämtliche Partien waren neu besetzt, die emotionale Überwältigung ist vergleichbar. Bei Neumeiers Werk, er zeichnet für Choreographie, Bühnenbild und Kostüme verantwortlich, verschmelzen Handlung, Bühne, Musik und Tanz symbiotisch zu einem Gesamtkunstwerk, dessen Wirkung man sich kaum entziehen kann. „Nijinsky, Ballett von John Neumeier
Hamburgische Staatsoper, 20. Juni 2025“
weiterlesen

Das Hamburg Ballett und Demis Volpi gehen ab sofort getrennte Wege

Staatsoper Hamburg © Westermann

Wie die Pressestelle der Hamburger Behörde für Kultur und Medien heute mitteilte, läuft Demis Volpis Vertrag zum Saisonende aus, außerdem ist er ab sofort von seinen Aufgaben frei gestellt. Der Senator bedauert, und auch Demis Volpi bedauert. Man trennt sich, ohne weitere interne Details zu kommunizieren und damit erneut Porzellan zu zerschlagen.

Ein Meinungsbeitrag von Dr. Ralf Wegner

Das ist gut für beide Seiten. Demis Volpi wird nicht mehr Schaden zugefügt, und das Hamburg Ballett kann beruhigt zum Alltag zurückkehren. Zum Beispiel morgen bei der Wiederaufnahme von John Neumeiers ikonographischem Meisterwerk Nijinsky, welches sich mit den Auswirkungen von Kriegshandlungen auf den Menschen Vaslav Nijinsky befasst. „Kommentar: Demis Volpis Vertrag läuft aus
Hamburgische Staatsoper, 10. Juni 2025“
weiterlesen

Ist Demis Volpi das Opfer einer Intrige?

Demis Volpi © Hamburg Ballett

Die altehrwürdige Hamburger Wochenzeitschrift DIE ZEIT begibt sich scheinbar in die Niederungen der Regenbogenpresse. Ihre Kulturredakteurin Stella Schalamon und der Hamburg-Ressortleiter Florian Zinnecker spekulieren über ein Intrigennetz, das der vormalige Ballett-Intendant John Neumeier angeblich über seinen Nachfolger Demis Volpi geworfen hat.

Ein Meinungsbeitrag von Dr. Ralf Wegner

Die Tänzerinnen und Tänzer des Hamburg Balletts sind demnach Muttermilch-lechzende Lämmer, die in dem neuen Intendanten nur den reißenden Wolf erkennen wollen. Doch weder ist Demis Volpi ein reißender Wolf, noch sind die Spitzentänzer des Hamburger Balletts hirnlose durstige Schäfchen, die unfähig sind, die handwerklich-choreographischen Unterschiede zwischen Vorgänger und Nachfolger richtig einzuschätzen. „Kommentar: Ist Demis Volpi das Opfer einer Intrige?
Hamburgische Staatsoper, 9. Juni 2025“
weiterlesen