Foto: © Linda Schier
Morgen kommt der Weihnachtsmann – Daniel Behle & Friends
Theater an der Wien, 6. Dezember 2018
Mit Daniel Behle & Friends
23 Weihnachtslieder + 1 Ouvertüre
Daniel Behle, Tenor
Christian Koch, Klavier
Takeo Sato, Gitarre
von Herbert Hiess
Daniel Behle ist nicht nur ein begnadeter Sänger, sondern auch ein Komponist und exzellenter Arrangeur. In der Wiener Kammeroper demonstrierte er in guten 70 Minuten, was für Feinheiten in den Weihnachtsliedern stecken, die wir alle gut kennen zu glaubten. Man hörte hier viele Überraschungen, die regelrecht verblüfften.
Der 1974 In Hamburg geborene Daniel Behle ist mittlerweile einer der bedeutendsten deutschen lyrischen Tenöre. Obwohl nicht mehr ganz so jung, fasziniert er immer mit seinem Charme, seiner wunderschönen einprägsamen Stimme. Noch dazu besticht er mit seiner intelligenten und innovativen Programm- und Besetzungsgestaltung.
So hat er Schuberts „Winterreise“ vom Oliver Schneyder Trio begleiten lassen, was dem einzigartigen Liederzyklus eine besondere Note verleiht. Und als höchspersönliche Angelegenheit sieht er offenbar seine Sammlung der deutschsprachigen Weihnachtslieder, die er unlängst erst bei Sony unter dem Titel „Meine schönsten Weihnachtslieder“ veröffentlicht hat.
Und genau mit diesem Programm geht er in der Vorweihnachtszeit an ausgewählten Orten auf Tour, zu der auch die Wiener Kammeroper zählt. Das Programm war richtig dramaturgisch ausgerichtet – es war quasi eine Weihnachtsgeschichte von Okzident zum Orient in 23 Liedern.
So führte Daniel Behle die Zuhörer von „Maria durch ein Dornwald ging“ über „Oh du fröhliche“ (übrigens auf ein sizilianisches Fischerlied „gecovert“, wie man heute sagt) bis hin zum Jubiläumslied „Stille Nacht“ (200 Jahre). Großartig auch seine Arrangements, die er alle selbst gesetzt hat. Wirkt die Kombination Klavier, Gitarre und Akkordeon etwas seltsam; in Behles Bearbeitungen klingen sie durchaus interessant. Der Sänger hat auch keine Scheu, einigen Liedern seinen persönlichen Stempel aufzudrücken. So im „Ihr Kinderlein kommet“. Das so einfach und fröhlich wirkende Lied hat in der fünften Strophe den Text:
Ach hier in der Krippe schon Armut und Not,
am Kreuze dort gar noch den bitteren Tod.
Hier lässt Behle das Lied im düsteren Moll enden.
Behle setzt seine Stimme gekonnt ein; phantastisch sein Pianissimo bis hin zum strahlenden Forte. Selbst im Pianissimo klingt seine Stimme niemals im Falsett, wie bei einigen anderen Sängerkollegen. Die Begleiter lassen Behles persönliche Weihnachtsgeschichte sinnlich erklingen. Phantastisch Christian Koch (Klavier), Alexander Kuralionok (Akkordeon) und Takeo Sato (Gitarre).
Traurig, dass die Kammeroper nicht einmal viertelvoll war; offenbar waren die Vorweihnachtszeit und Paul McCartney in der Stadthalle eine allzu große Konkurrenz.
Aber in Basel hat man am 9. Dezember und in München am 17. Dezember noch Gelegenheit, dem großartigen Programm zu lauschen (Ort und Beginnzeit auf Behles Homepage ersichtlich). Es zahlt sich allemal aus!
Herbert Hiess, 8. Dezember 2018
für klassik-begeistert.de