Die Münchner Symphoniker brechen eine Lanze für die Komponistin Amy Beach

CD-Besprechung: Amy Beach  klassik-begeistert.de, 20. März 2025

CD-Besprechung:

Amy Beach

Symphonie „Gaelic“ op. 32
Maria Stuart op. 18
Jephtah’s Daughter op. 53
Extase op. 21 Nr. 2
Bal masqué op. 22

Camille Schnoor, Sopran
Angela Brower, Mezzosopran

Joseph Bastian, Dirigent
Münchner Symphoniker

SM 488

von Peter Sommeregger

Die im Jahr 1867 geborene amerikanische Komponistin Amy Beach hatte einen dornenreichen Weg vor sich, ehe sie ihr Talent und ihre Kreativität frei entfalten konnte. Von einer dominanten Mutter bereits mit 18 Jahren in die Ehe mit einem bedeutend älteren Mann gezwungen, war ihr eine künstlerische Laufbahn stark erschwert. Erst als Witwe mit über 40 Jahren war der Weg für sie frei.

Als Pianistin hatte sie bereits vor ihrer Heirat debütiert, aber eine Konzertkarriere kam danach für sie nicht in Frage. Dagegen entstand ein reiches kompositorisches Werk, das auch erfolgreiche Aufführungen erlebte. Amy Beach war zu Lebzeiten mit ihren Kompositionen höchst erfolgreich, geriet aber nach ihrem Tod 1944 rasch in Vergessenheit, erst gegen Ende des 20. Jahrhunderts erlebte ihr Werk eine Renaissance.

Die nun vorliegende CD-Produktion enthält in einer klug getroffenen Auswahl Werke verschiedener Gattungen aus unterschiedlichen Schaffensperioden der Komponistin. Ihr wohl bekanntestes Werk ist die Gaelic Symphony, 1896 komponiert. Sie findet darin zu einem eindrucksvollen, markanten Stil, der sich selbstbewusst aus dem Schatten ihrer männlichen Zeitgenossen löst. Das stilistisch spätromantische Werk ist reich an thematischer Vielfalt und findet in der Interpretation von Joseph Bastian und den Münchner Symphonikern, deren Chefdirigent er seit der Saison 2023/24 ist, eine klangvolle, differenzierte Wiedergabe.

Es folgen drei Werke für eine Singstimme und Orchester. Die Szene und Arie der Maria Stuart nach einem Text Friedrich Schillers belegt, dass Amy Beach auch einfühlsame Vokalmusik komponierte.

Die Mezzosopranistin Angela Brower interpretiert das effektvolle Stück mit exzellenter Diktion und engagiertem Ausdruck. Deutlich später entstand die Arie für Sopran „Jephtah’s Daughter“, hier übernimmt die Sopranistin Camille Schnoor die Rolle der Solistin. Sie verfügt über einen gut fokussierten lyrischen Sopran und versteht es, dem dramatischen Text Nachdruck zu verleihen. Meisterhaft lässt sie den letzten Ton schwebend ausklingen, das ist Gesang auf höchstem Niveau.

Als dritte Vokalkomposition folgt das Lied „Ekstase“ auf einen Text Victor Hugos, das einem Zyklus von Liedern entstammt. Hier gelingen Camille Schnoor beseelte große Melodienbögen, die Lust darauf machen, einmal den gesamten Zyklus zu hören, sie beweisen außerdem Beaches Talent auch für die Vokalmusik. Bedauerlich, dass die Komponistin lediglich eine einaktige Oper schrieb.

Den Abschluss der CD bildet die beschwingte Komposition „Bal masqué“, die Beach neben der Orchesterversion, die hier zu hören ist, auch für Klavier solo arrangierte.

Orchester, Dirigent und die Solistinnen widmen sich sehr engagiert der Neuentdeckung der zu Unrecht lange Zeit vergessenen Komponistin. Man darf hoffen, dass diese engagierte Produktion den Namen Amy Beach und ihre Musik wieder einem breiteren Publikum nahebringt.

Peter Sommeregger, 18. März 2025, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

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