CD-Besprechung:
Lang Lang
Piano Book 2
Deutsche Grammophon 4878193
von Peter Sommeregger
Der chinesische Pianist Lang Lang ist spätestens seit der Jahrtausendwende international als Pianist erfolgreich. Auffällig ist dabei sein häufiger Einsatz bei „Events“, wo die Musik nur als Garnierung fungiert, wie bei der Eröffnung von Fußball-Weltmeisterschaften und Olympiaden. Solche Auftritte verschafften ihm große Popularität und verhalfen seinen Einspielungen zu hohen Auflagen.
Der Pianist hat mit der Lang Lang Foundation ein soziales Projekt begründet, das sich der musikalischen Erziehung von Kindern widmet, was allen Respekt verdient. Er hat auch eine Klavierschule für Kinder veröffentlicht, und ist generell ein guter Vermarkter seines Namens.
Im Jahr 2019 veröffentlichte er eine CD mit dem Titel „Piano Book“, die neben klassischem Repertoire auch einige populäre Titel enthielt. Der angeblich überwältigende Erfolg dieser Einspielungen veranlasste den Künstler, nun ein „Piano Book 2“ auf zwei CDs mit insgesamt 32 Titeln zu veröffentlichen. Einziges Auswahlkriterium war wohl Lang Langs Affinität zu den hier versammelten Stücken. Die Reihung der Titel wirkt wie nach dem Zufallsprinzip ausgewählt, die Playlist springt kühn durch alle Epochen der klassischen Musik ebenso, wie jene der Popkultur. Das erzeugt, ob man will oder nicht, den Eindruck völliger Beliebigkeit. „Irgendwas mit Klavier“ scheint die Devise gelautet zu haben, und so klingt es dann auch.
Keine Frage, Lang Lang ist ein technisch (fast) perfekter Pianist, aber bei den Klassikern wie Mozart, Beethoven, Mendelssohn oder Chopin wird schnell der Mangel an interpretatorischer Tiefe spürbar. Brav gespielt, aber die entscheidende Dimension fehlt.
Die Stücke aus Filmen und Fernsehserien zielen auf ein junges, eher klassikfernes Publikum, wohl unter der von Goethe stammenden Devise „Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen“, dem klassischen Wahlspruch aller Beliebigkeiten.
Das ausgiebig verwendete Rosa in der Ausstattung des Doppelalbums gibt neben den Fotos eines posierenden Lang Lang eindeutige Hinweise auf die wahre Zielgruppe der Produktion. Die rekrutiert sich wohl hauptsächlich aus sogenannten „Fans“, jenen grundsätzlich ihrem Idol huldigenden Ahnungslosen, die man bis ins LaLaLand mitnehmen kann – das Thema aus diesem Film findet sich, eingeklemmt zwischen Bach und Chopin, ebenfalls in dem Album.
Man könnte sagen, das alles wäre Geschmackssache. Fatal ist nur, dass in diesem Fall aber ein geschmacklich indifferentes Publikum angesprochen werden soll. Und dieses wird verlässlich dem süßen Brei, pardon, dem Album zu hohen Verkaufszahlen verhelfen!
Peter Sommeregger, 23. Oktober 2025, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
Lang Lang, Barenboim & WEDO Bremer Konzerthaus, Die Glocke, 9. August 2025
Lang Lang, Klavierabend Wiener Konzerthaus, Großer Saal, 8. Mai 2024