Benjamin Appl besingt die Lebenslinien zwischen Schubert und Kurtág

CD-Besprechung: Lines of life Schubert und Kurtág  klassik-begeistert.de, 11. August 2025

 CD-Besprechung:

Lines of life
Schubert und Kurtág

Benjamin Appl, Bariton
György Kurtág, Pierre-Laurent Aimard und James Baillieu, Klavier

Alpha Classics, ALPHA1145

von Lukas Baake

Der deutsche-britische Bariton Benjamin Appl bestreitet seit Jahren ein ambitioniertes Konzertpensum, das, der Tradition verbunden und mit Blick auf die Moderne, die ganze Breite und Farbigkeit des Liedrepertoires abdeckt. Kongenial wie vertraut begleitet von James Baillieu, kreisen Appls regelmäßige CD-Veröffentlichungen dabei immer wieder um die romantischen Titanen Schubert, Brahms und Wolff.

Diesem Schwerpunkt bleibt Appl in seiner neusten Veröffentlichung zunächst treu. Doch auch wenn ausgewählte Schubert-Lieder in „Lines of Life“ immer wieder gravitätische Anker- und Ruhepunkt sind, bieten die preziösen Liedinterpretationen des ungarischen Komponisten György Kurtág die eigentlichen Lichtstrahlen der CD.

Beide Klangwelten – Romantik und Nachkriegsmoderne – gewinnen besonders durch den direkten Vergleich neue Farben und Nuancen. Immer wieder folgen dabei Lieder von Schubert und Kurtág aufeinander und bilden ein intimes Zwiegespräch zwischen dem Schubert’schen Klangkosmos und der mäandernden Monodie von Kurtags Vertonungen. Verbindendes Element bleibt Appls klarer, warmer Bariton, der einmal mehr seine Vielfalt und Anpassungsfähigkeit beweist.

Damit wird nun eine fruchtbare künstlerische Zusammenarbeit zwischen Komponist und Sänger auf Dauer festgehalten, die bis in das Jahr 2019 zurückreicht. Neben James Baillieu, als vertrauter und treuer Begleiter von Appl, und Pierre Laurent Aimard, dem großen Spezialisten der Klaviermoderne und -gegenwart,  begleitet Kurtág Appl bei wenigen Liedern sogar selbst.

Ein besonderer Zusatz ist ein fast zwanzigminütiges Gespräch zwischen Appl und Kurtág, in dem der Komponist über frühe musikalische Einflüsse, seine Textauswahl und den eigenen Kompositionsprozess Auskunft gibt. Die Gegenüber- und Zusammenstellung von Schubert und Kurtág, die im hörenden Nachvollzug bereits zu überzeugen vermochte, wird hier biographisch untermauert. Kurtág, der ewige Zweifler, bezeichnet Schubert hier als „vielleicht größten Komponisten“ und sieht die großen romantischen Liederzyklen als wichtigen Einfluss.

Lukas Baake, 11. Augusst 2025, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

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