Georg Nigl und Alexander Gergelyfi musizieren bei Mozart zu Hause

CD-Besprechung: Mozart’s Clavichord  klassik-begeistert.de, 8. Juli 2025

CD-Besprechung:

Diese CD ist wahrhaftig eine Wundertüte, in vielerlei Hinsicht

Mozarts Clavichord

Arias, Lieder and Keyboard Pieces

Georg Nigl
Alexander Gergelyfi

Alpha Classics Alpha 1142

von Peter Sommeregger

Schon die Tatsache, dass hier auf Mozarts wiederentdecktem Clavichord in den ehemaligen Wohnräumen der Familie Mozart in Salzburg gespielt wird, verbürgt große Authentizität. Dass die Auswahl der Stücke vor allem jene beinhaltet, die nachweislich an diesem Instrument komponiert wurden, erhöht den Reiz dieser Edition. Letztendlich sind es aber die hoch sensiblen Interpretationen Nigls und Gergelyfis, die sie zum Ereignis machen.

Das Clavichord ist ein Vorläufer des Pianoforte und späterer Entwicklungen des Instruments, es wurde hauptsächlich für den Hausgebrauch genutzt. Die Echtheit dieses speziellen Exemplares ist durch eine handschriftliche Notiz Constanze Mozarts verbürgt. Das Klangvolumen des handlichen Instruments ist naturgemäß klein, was den Gesangssolisten zwingt, seine Stimme stark zurückzunehmen.

Georg Nigl macht aus dieser Not eine Tugend und liefert Interpretationen von großer Intimität und atmosphärischer Dichte. Papagenos Arie aus der Zauberflöte hat man noch nie mit so vielen zarten Nuancen gehört, im Opernbetrieb mit großem Orchester würden sie untergehen. Als gebürtiger Wiener verfügt der Sänger auch noch über das authentische Idiom. An dem Farbenreichtum seines kräftigen Baritons kann man sich auch bei den ausgewählten Liedern erfreuen, die ebenfalls von dem kammermusikalischen Ansatz profitieren.

Ein Kabinettstück für sich ist das Lied „Die Alte“, hier gelingt es Nigl perfekt, wie eine larmoyante alte Frau zu klingen, inklusive der vorgesehenen Triller.

Der Pianist Alexander Gergelyfi schätzt den leisen, subtilen Ton des Clavichords und entlockt Mozarts Instrument wahre Zaubertöne. Die an den Anfang gestellte Zauberflöten-Ouvertüre demonstriert, wie reich das Klangspektrum des klein dimensionierten Instruments ist, und was für ungeahnte Effekte ihm ein Könner entlocken kann. Die Auswahl schließt auch hier Stücke ein, die an dem Instrument entstanden sind, so der Marsch aus „La clemenza di Tito“ und eine Passage aus dem Requiem. Ergänzt werden sie durch Kompositionen aus Mozarts letzter Lebensphase.

Was man mit dieser CD in Händen hält, ist ein faszinierendes Dokument historischen Musizierens an authentischem Ort, vor allem aber im Geiste des Komponisten. Besser geht es nicht!

Peter Sommeregger, 8. Juli 2025, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

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