Die Geschichte Pigmalions erklingt in zweierlei musikalischer Gestalt

CD-Besprechung: Rameau und Jean-Baptiste Lully  klassik-begeistert.de, 29. April 2025

CD-Besprechung:

Jean-Philippe Rameau Pigmalion
Antoine Bailleux Pigmalion

Jean-Baptiste Lully
Le mariage forcé

Choeur de l’Opera Royal
Ensemble Il Caravaggio

Camille Delaforge,  Musikalische Leitung

CVS 182

von Peter Sommeregger

Die Geschichte des Bildhauers Pygmalion, der eine weibliche Skulptur erschafft, in die er sich schließlich verliebt, geht auf eine Episode aus Ovids „Metamorphosen“ zurück. Über Jahrhunderte war sie Vorlage und Inspiration für zahlreiche Dichter und Komponisten, auch dem Musical „My fair Lady“ liegt indirekt diese Thematik zugrunde.

Diese CD versammelt nun zwei unterschiedliche Kompositionen aus der Zeit des Barock, die das Thema behandeln. Der Pigmalion Jean-Philippe Rameaus, 1748 entstanden, hat die Form eines Ballettaktes, wie man eher kurze, einaktige Stücke für Ballett mit Gesang nannte, eine damals nicht ungewöhnliche Form der Oper. Dem damals bereits als Opernkomponist etablierten Rameau gelang ein sowohl vokal als auch in den Tanzsequenzen brillantes, kompaktes Werk.

Der Pigmalion des Antoine Bailleux, nur zwölf Jahre später entstanden, hebt sich stilistisch aber bereits deutlich von Rameaus Komposition ab. Bailleux, über den biographisch wenig bekannt ist, gehört bereits einer neuen Generation an. Die hier zu hörende Arie gliedert sich in drei Teile, nämlich Rezitativ, Arioso und eine Ariette mit Dacapo. Die Sopranistin Catherine Trottmann zieht hier alle Register ihres Könnens.

Das von der Dirigentin Camille Delaforge begründete und geleitete Ensemble Il Caravaggio, das auf Originalinstumenten der Zeit spielt, und auf Werke der Barockmusik spezialisiert ist, sorgt für den authentischen Klang, der beiden Komponisten und auch dem als Ergänzung zu hörenden kurzen Stück Jean-Baptiste Lullys gerecht wird. Camille Delaforge wirkt regelmäßig bei internationalen Musikfestivals erfolgreich mit.

Bei Rameau fällt die dominante Rolle des Pigmalion dem Tenor Mathias Vidal zu, der sie facettenreich und ausdrucksstark verkörpert. Catherine Trottmann, Louise Bourgeat und Laura Jarell gefallen in den kleineren Partien. Der Chor der Opéra Royal erweist sich einmal mehr als sichere Bank und ergänzt das Ensemble auf adäquate Weise. Die Produktion ist eine weitere lohnende Entdeckung im Bereich der speziell französischen Barockmusik.

Peter Sommeregger, 29. April 2025, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

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