CD-Rezension:
Clara & Robert Schumann
Piano Concertos
Beatrice Rana
Chamber Orchestra of Europe
Yannick Nézet-Séguin
Warner 5054 97296253
von Peter Sommeregger
Dem Klavierkonzert Clara Schumanns begegnet man in den Konzertprogrammen eher selten, was aufgrund seiner Qualität mehr als erstaunlich ist. Komponiert hat Clara es als gerade einmal 14-jährige Clara Wieck. Der anspruchsvolle Klavierpart gibt Auskunft darüber, wie groß bereits damals die Virtuosität der Meisterschülerin ihres Vaters Friedrich Wieck war.
Die Komposition weist durchaus einige Eigenheiten auf, die im Gegensatz zu Solistenkonzerten jener Zeit ungewöhnlich waren. So ist das Hauptthema des zweiten Satzes die prägnanteste Melodie des Werkes. Gänzlich ungewöhnlich ist die Einführung des Cellos als Soloinstrument, das stellenweise das Klavier an zweite Stelle drängt. Es ist bestimmt kein Zufall, dass Robert Schumann in seinem deutlich später entstandenem Klavierkonzert eine ganz ähnliche Kombination verwendet. Ungewöhnlich auch, dass der dritte Satz in Form einer Polonaise der längste des Werkes ist. Die Schlusspassage ist dagegen auffallend kurz gehalten.
Es war eine hervorragende Idee, auf dieser CD die beiden Klavierkonzerte des Ehepaares gegenüberzustellen. Dass sie beide in der Tonart a-moll stehen, ist gewiss kein Zufall. Auch eine prägnante Rolle des Cellos im Andantino grazioso ist eine Parallele zu Claras Konzert. Roberts Konzert, das bei der Uraufführung von Clara Schumann gespielt wurde, war sofort ein großer Erfolg und ist bis heute eines der am häufigsten gespielten Klavierkonzerte überhaupt.
Die italienische Pianistin Beatrice Rana widmet sich beiden, bei aller Parallelen, doch sehr unterschiedlichen Werken mit großem Einfühlungsvermögen und virtuoser Beherrschung ihres Instruments. Interessant zu lesen sind ihre Anmerkungen im Booklet, in denen sie speziell auf die Bedeutung des Konzertes von Clara hinweist und die von ihm ausgehende Inspiration für Roberts Konzert hervorhebt.
Das Chamber Orchestra of Europe unter Yannick Nézet-Séguin begleitet die Solistin in adäquater Weise und ermöglicht eine stilistisch perfekte Wiedergabe dieser romantischen Werke.
Eine reizvolle Zugabe ist Franz Liszts Arrangement von Robert Schumanns Lied „Widmung“ für Piano solo, das dieser im Original seiner Frau gewidmet hatte. Die im Sommer 2022 im Festspielhaus Baden-Baden eingespielte CD ist schon wegen Claras selten aufgenommenem Werk eine wichtige Bereicherung des Kataloges.
Peter Sommeregger, 1. Februar 2023, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
BRSO, Yannick Nézet-Séguin, Dirigent, Beatrice Rana, Klavier Elbphilharmonie, Hamburg, 11. Mai 2022
BRSO, Beatrice Rana, Klavier, Yannick Nézet-Séguin, Dirigent Wiener Konzerthaus, 9. Mai 2022