Harnoncourts Mozart-Aufnahmen sind ein ideales Gepäck für die „Einsame Insel“

CD-Rezension: Mozart, Symphonies, Serenades, Overtures  klassik-begeistert.de, 25. August 2023

CD-Rezension:

Mozart

Symphonies
Serenades
Overtures

Nikolaus Harnoncourt

15 CD Warner 5054197360749

von Peter Sommeregger

Als der österreichische Dirigent Nikolaus Harnoncourt im März 2016 nach langer Krankheit verstarb, hinterließ er eine beeindruckend umfangreiche Diskographie. Einen wesentlichen Teil davon nimmt seine lebenslange Beschäftigung mit der Musik Mozarts ein. Zur Freude von Harnoncourts zahlreichen Verehrern hat nun Warner eine umfangreiche, 15 CDs umfassende Box mit Orchesterwerken Mozarts herausgebracht, die fast schon enzyklopädischen Charakter hat.

Harnoncourt war nicht nur Mozart-Interpret, er forschte auch umfangreich über diesen Komponisten. Nach langem Wirken als Cellist bei den Wiener Symphonikern entschloss sich Harnoncourt erst relativ spät dazu, ein eigenes Ensemble zu gründen, das sich mit der historisch informierten Interpretation Alter Musik auf historischen Instrumenten befasste. Ungewollt gelang dem Künstler damit nicht weniger als eine Revolution der Aufführungspraxis, die bis heute nachwirkt. Das Ensemble erhielt den Namen Concentus Musicus, der inzwischen zu einer festen Größe des Klassikbetriebes geworden ist, und auch nach Harnoncourts und seiner Ehefrau Alices Tod weiter besteht. Mit zunehmendem Ruhm dirigierte er verstärkt auch andere Orchester, das Amsterdamer Concertgebouworkest wurde so etwas wie ein zweites Standbein für ihn, mit den Amsterdamern spielte Harnoncourt auch eine Vielzahl von Platten ein.

Der Interpretation von Werken Mozarts wandte sich Harnoncourt und sein Ensemble erst nach einigen Jahren zu, aber umso intensiver entwickelte sie sich über die Zeit. Die in dieser Box zusammengestellten Aufnahmen entstanden in den Jahren 1980 bis 1997.

Bei der Zählung der Symphonien Mozarts ist sich die Musikwelt nicht ganz einig. Hatte Karl Böhm in seine Gesamteinspielung noch 46 Symphonien aufgenommen, belässt Harnoncourt es bei 33, was auch dem aktuellen Stand der Forschung entspricht. Die früheren Symphonien nahm er mit seinem Concentus Musicus auf, für die späteren ging er mit dem Concertgebouworkest ins Studio. Erfreut hat man nun eine komplette Symphonien-Edition in Händen.

Diese werden ergänzt durch mehrere Serenaden, zwei davon spielte Harnoncourt mit der Staatskapelle Dresden ein, zwei auch mit dem Amsterdamer Orchester. Zehn Opern-Ouvertüren runden die Edition ab, einen Teil davon bestreitet das Orchester des Opernhauses Zürich, dem Harnoncourt ebenfalls eng verbunden war.

Harnoncourt war ein Forschender, der sich nicht mit gedruckten Partituren zufrieden gab, wo es möglich war, versuchte er die Handschriften zu studieren um die notorischen Fehler der Notenstecher auszumerzen. Sein Mozart-Stil war geprägt von tiefer Kenntnis der Werke, die seinen Interpretationen große Authentizität verlieh. Diese Box ist ein reiches Füllhorn, sie wäre ein Kandidat für die Mitnahme auf die sprichwörtliche einsame Insel.

Peter Sommeregger, 25. August 2023, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

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