CD-Rezension:
VOLUPTÉ
Emma Moore
Klara Hornig
Decurio DEC-005
von Peter Sommeregger
Die Auswahl der auf dieser neuen Lieder-CD vertretenen Komponisten ist ungewöhnlich und macht neugierig. Neben Claude Debussys „Cinq Poèmes de Charles Baudelaire“ trifft man auf die selten zu hörenden „Acht Gesänge nach Rainer Maria Rilke“ von Clemens Krauss, dem berühmten Dirigenten. Viktor Ullmanns „Fünf Liebeslieder nach Ricarda Huch“ runden das ambitionierte Programm ab.
Volupté- das steht für Schwelgen, Wonne, Lust und findet sich nach Meinung der Interpretinnen in diesen Liedern. Der impressionistisch-sinnliche Duktus der Baudelaire-Lieder Debussys setzt sich in den Kompositionen von Krauss in etwas spröderer Form fort, Ullmanns Vertonungen der Lyrik Ricarda Huchs erscheinen hier als die am besten geglückte Verbindung von Text und Musik.
Die aus Australien stammende Sopranistin Emma Moore und die deutsche Pianistin Klara Hornig arbeiteten für dieses Album erstmal zusammen. Hornig, die den Zusammenklang von Lyrik und Musik in das Zentrum ihrer pianistischen Interpretation stellt, fand in der bereits mehrfach ausgezeichneten Sopranistin Emma Moore dafür eine kongeniale Partnerin.
Moores Sopran ist reich an Obertönen, die ihrer silberig timbrierten Stimme große Zartheit verleihen. Auffällig ist aber, dass die Sängerin fast ausschließlich ihre Kopfstimme einsetzt, was leider auf Kosten der Textverständlichkeit geht und zu einer gewissen Gleichförmigkeit der Lieder führt. Mit einer voix mixte hätte die Stimme mehr Resonanz und Möglichkeiten der Differenzierung.
Verdienstvoll ist allerdings die Einspielung so selten aufgeführter Werke wie der Zyklen von Krauss und Ullmann. Rilkes doch sehr versponnene Lyrik findet ihn Krauss‘ etwas eckiger Tonsprache eine passende Entsprechung, wie Debussy sie auch für die blumigen Verse Baudelaires fand. Die Symbiose der Lyrik Ricarda Huchs mit Viktor Ullmanns einfühlsamen Kompositionen erscheint geradezu ideal.
Anspruchsvolle Liedeinspielungen wie die hier vorliegenden besitzen heute Seltenheitswert. Es wäre zu wünschen, dass diese beiden harmonisierenden Künstlerinnen weitere Projekte dieser Art erarbeiten, und auch eher unbekanntes Repertoire zur Aufführung bringen.
The recording of such rarely performed works as the cycles by Krauss and Ullmann is commendable, however. Rilke’s lyricism, which is nevertheless very spun, finds a fitting counterpart in Krauss’s somewhat angular tonal language, just as Debussy found it for Baudelaire’s flowery verses. The symbiosis of Ricarda Huch’s lyricism with Viktor Ullmann’s sensitive compositions seems almost ideal.
Sophisticated song recordings such as the one presented here have rarity value today. It would be desirable for these two harmonizing artists to work on further projects of this kind, and also to perform rather unknown repertoire.
Note 1
Peter Sommeregger, 18. Mai 2022, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at