Am Ende siegt eindeutig die Musik – Bach passt einfach zu Allem

Der Teufel im Lift  Uraufführung, Neuköllner Oper, 14. Oktober 2023

Der Teufel im Lift

Musiktheater von J.S. Bach, John von Düffel und der
Lautten Compagney Berlin

Uraufführung, Neuköllner Oper, 14. Oktober 2023

von Peter Sommeregger

Nachdem der große Johann Sebastian Bach eine riesige Zahl von Kantaten zu allen nur möglichen Anlässen verfasste, kann man in diesem kolossalen Werk immer etwas Passendes finden. Diese Überlegung stand wohl am Anfang der Entstehungsgeschichte dieses neuen Stückes von John von Düffel, das am 14. Oktober in der Neuköllner Oper seine Uraufführung erlebte.

Ein einerseits vom Zeitgeist, andererseits von zeitlosen Grundsatzfragen menschlicher Ethik handelnde Drama ist zu nächtlicher Stunde in der Lobby eines Großstadthotels angesiedelt, in dem der Portier und drei Gäste unerwartet auf ein wohl überirdisches Wesen treffen, das Engel und Teufel zugleich zu sein scheint. Nach und nach erklären sich die Personen, jeder ist belastet von Traumata und aktuellem Stress. Das ist die Ausgangssituation, in die sich musikalisch die Ausschnitte von Bach-Kantaten mit passender Thematik erstaunlich gut einfügen. Stellenweise wird das Publikum sogar aufgefordert mitzusingen, was einen interessanten Effekt erzeugt.

Der Leiter der großartigen Berliner Lautten Compagney, Wolfgang Katschner, hat diese Musik geschickt arrangiert und der musikalische Teil des Abends fällt auch hervorragend gut aus. Der Tenor Christian Pohlers als Nachtportier, die Sopranistin Steffi Dietrich als Blanche, Frieda Jolande Barck als Raquel, die den stärksten Eindruck hinterlässt, der Bariton Elias Arranz, der mit seinem etwas rauen Bariton und mangelnder Textdeutlichkeit als Professor Sánchez enttäuscht, und schließlich der geheimnisvolle Dr. Vice in Gestalt des Countertenors Elmar Hauser.

© Thomas Koy

Die Musik Bachs, besonders in der hervorragenden Umsetzung durch die Lautten Compagney, legt die Latte für den Plot und seine Ausführung sehr hoch, zu hoch vielleicht. So elementar auch die angesprochenen Themen, wie die Entwicklung eines Präparates gegen das Altern, sein mögen, die Dialoge bleiben über weite Strecken doch eher banal.

© Thomas Koy

An den engagierten Darstellern und dem Regieteam um Ansgar Weigner liegt es also nicht, dass man am Ende den Saal etwas enttäuscht verlässt. Am Ende siegt eindeutig die Musik, Bach ist eben einfach unkaputtbar!

Peter Sommeregger, 16. Oktober 2023, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

Frau ohne Schatten, Musiktheaterabend Strauss und Hofmannsthal, Neuköllner Oper, 27. August 2023

Hörbiographie: BACH klassik-begeistert.de, 2. Septmber 2023

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