© Festival „Spielende Insel“
Drei Tage lang wird Rügen zur „Spielenden Insel“
Die Kammermusik hat im Konzertleben einen schweren Stand. Und doch – und das ist das Erfreuliche – gibt es immer wieder Initiativen und Festivals, die sich nichtsdestotrotz in besonderer Weise für sie einsetzen, speziell in Verbindung mit der Förderung junger Talente. Die Kronberg Academy im Taunus mit ihren „Chamber Music Connects The World“-Aktivitäten ist schon lange dabei, auch das gerade laufende, am 19. August endende Schweizer Festival in Davos wäre unter den etablierteren zu nennen.
von Kirsten Liese
Aber immer noch ein Geheimtipp ist das Festival „Spielende Insel“ auf Rügen, finanziert mit Hilfe des Vereins Konzertleben e.V. Es findet zum dritten Mal vom 30. August bis 3. September statt und bietet dem Publikum in herrlichster Natur und an besonderen Orten eine Mischung aus Werken so namhafter Komponisten wie Brahms, Dvořák oder Rachmaninow und weniger bekannten Stücken von Komponistinnen wie Lili Boulanger, Rebecca Clarke, Kaija Saariaho und Michaela Catranis. Letztlich wird hier ein Bogen von der Klassik bis zur zeitgenössischen Musik über fünf Jahrzehnte gespannt.
Die Idee dazu sei in der Corona-Zeit entstanden, sagt der Künstlerische Leiter Catalin Serban, um jungen Musikern, denen in dieser Zeit viele Auftrittsmöglichkeiten weggebrochen sind, eine Plattform zu bieten. Das Konzept erinnert an die Kammermusikevents in Kronberg: Hochbegabte Studierende von Musikhochschulen erhalten Gelegenheit, mit erfahrenen Musikern zusammen zu spielen, können sich dabei neues Repertoire erschließen und Erfahrungen sammeln. Sie kommen aus den Niederlanden, Russland, Georgien, Rumänien, der Türkei, aus Kanada, Japan und Deutschland, mithin gibt sich die „Spielende Insel“ international.
Zu den bereits arrivierteren Mitwirkenden zählen Preisträger des renommierten ARD-Wettbewerbs, aber auch der bekannte Pianist Mario Häring oder Oboist Max Vogler, der schon jung als Solo-Oboist an der Deutschen Oper spielt.
Für das Publikum verwandelt sich die Ostsee-Insel in der Zeit zu einer „Oase der Freude“, sagt Serban, die bereichernden musikalischen Begegnungen sollen den Menschen helfen, „den stressigen, komplizierten Alltagsbelastungen zu entfliehen“. Mit ihrer atemberaubenden Natur biete Rügen dafür die perfekte Kulisse.
Residenz bietet den jungen Musikerinnen und Musikern das Hotel Badehaus Goor, dort werden auch einige Konzerte stattfinden, weitere Konzerte stehen im Theater Putbus, im Schloss Ralswiek sowie in der Klinikumskirche in Stralsund statt. Außerdem spüren die Künstler in der Kunstscheune Vaschvitz im Nordwesten der Insel mit einem Lesungskonzert dem Beziehungszauber zwischen Clara Schumann und Johannes Brahms nach, der sich womöglich dort entzündete. Schließlich will das Festival auch spielend auf Dichter und Komponisten Bezug nehmen, die auf Rügen aktiv sind und waren. So liest zum Beispiel auch die Rüganerin Christin Liedtke Texte von Rainhard Piechocki, der über die Insel und die Musik geforscht und veröffentlicht hat.
Für die Titel der Konzerte hat Serban musikalische Bezeichnungen gewählt, die auf unterschiedliche Stimmungen neugierig machen – und das Programm auf den besonderen Spielort einstimmen: Dolce zum Beispiel, Nobile, Amoroso oder auch Furioso.
Kirsten Liese, 14. August 2023, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
Programmdetails finden sich unter konzertleben.de/spielende-insel
Karten können dort schon reserviert werden.
Ein interessantes Konzept, das neugierig macht!
Thomas Messingschlager