Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin © Molina Visuals
Funkkonzert
Musik von Weill, Hindemith, Eisler und Schnittke
Solisten des RIAS Kammerchores Berlin
Veit Schubert Erzähler
Frank Strobel Dirigent
Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
Haus des Rundfunks, 2. März 2023
von Peter Sommeregger
Dieses Konzert bildet den Auftakt zum Jubiläum des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin, das im Herbst seine 100. Saison feiern kann. Zeitgleich mit der Geburtsstunde des Rundfunks in Deutschland gegründet, hat es das neue Medium von Anbeginn an begleitet.
Die Auswahl der Stücke für diesen Konzertabend nimmt indirekt Bezug auf diese Gründerzeit, schließt aber auch Werke und Komponisten ein, die in Verbindung mit dem Orchester stehen, wie Alfred Schnittke.
„Berlin im Licht“ komponiert anlässlich des legendären Festivals von 1928, gefolgt von der Ouvertüre zu Hindemiths skandalträchtiger Oper „Neues vom Tage“, einer Orchestersuite der Filmmusik für „Niemandsland“ von Hans Eisler und Alfred Schnittkes Musik zu dem Film „Die Glasharmoniks“, bearbeitet für Orchester von Frank Strobel, der schwungvoll genau den Ton für diese seinerzeit avantgardistische Musik findet.
Nach der Pause findet eine komplette konzertante Aufführung der „Dreigroschenoper“ statt. Der Schauspieler Veit Schubert hat die Rolle des Erzählers übernommen, die Solopartien werden von Solisten und Solistinnen des RIAS Kammerchores gesungen, und darin liegt das Scheitern dieser Aufführung begründet.
Brecht/Weills sehr pointierte Form des Sprechgesanges überfordert die Sänger ausnahmslos. Sie mögen ausgezeichnete Chorstimmen besitzen, aber für diese Rollen sind gestandene Singschauspieler vorgesehen, die Chorsolisten können daran eigentlich nur scheitern. Auch die bei diesem Stück elementar wichtige Textverständlichkeit bleibt auf der Strecke. Frank Strobel, der den ganzen Abend souverän leitet und auch für die „Dreigroschenoper“ durchaus die richtigen Tempi findet, hätte bei den Proben unbedingt bemerken müssen, dass er seine Solisten auf ein Himmelfahrtskommando schickt. So muss man ihm die Schuld an der unbefriedigenden Aufführung geben, aus Gründen der Fairness sei hier auf die Nennung der Namen der Solisten verzichtet. Veit Schubert, beliebter Schauspieler des Berliner Ensembles, spricht die verbindenden Texte des Erzählers und gibt mit seinem Vortrag ein Beispiel dafür, wie Brecht klingen soll.
Durch die wenig befriedigende Interpretation zog sich der anfangs kurzweilige Abend schließlich doch sehr in die Länge und hinterließ einen negativen Eindruck. Schade um die verpasste Chance!
Peter Sommeregger, 4. März 2023, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at