Foto: siko-kob-© Jan Windszus
Der Komischen Oper Berlin sei für ihren Mut gedankt, ein Projekt dieser Größenordnung zu wagen. Der offensichtliche Erfolg ist der Lohn für diesen Mut und ein großer Teil des Dankes gebührt James Gaffigan, der souverän die Gesamtleitung handhabte. Ein Erlebnis!
Tausend in Tempelhof
Gustav Mahler
Sinfonie Nr. 8 in Es-Dur
Christina Nilsson, Penny Sofroniadou,
Elisa Maayeshi, Karolina Gumos, Rachel Wilson,
Andrew Staples, Hubert Zapiór, Andreas Bauer-Kanabas
Chorsolisten der Komischen Oper Berlin
Rundfunkchor Berlin
Kinderchor der Komischen Oper Berlin
Deutsches Symphonie-Orchester Berlin
Orchester der Komischen Oper Berlin
James Gaffigan Musikalische Leitung
Hangar 4 im Flughafen Tempelhof, 25. September 2025
von Peter Sommeregger
Aufführungen von Gustav Mahlers 8. Sinfonie sind dünn gesät, was in erster Linie durch den gewaltigen Aufwand zu erklären ist, den sie erfordert.
Die Komische Oper Berlin nahm die Gelegenheit wahr, zwischen der Präsentation des Musicals „Jesus Christ Superstar“ zwei Aufführungen des Werkes zu platzieren. Der weitläufige Hangar des stillgelegten Tempelhofer Flughafens bietet tatsächlich auch den idealen Rahmen für dieses Werk der Superlative, er ähnelt auch ein wenig dem Ambiente der Uraufführung vom September 1910 in München. In einer dort neu erbauten Ausstellungshalle dirigierte Gustav Mahler persönlich, zu diesem Zeitpunkt blieben ihm gerade noch acht Monate Lebenszeit.
Die Komische Oper Berlin kombinierte ihr Orchester mit dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin, neben den hauseigenen Chorsolisten und dem Kinderchor wurde der Rundfunkchor Berlin mit ins Boot geholt.
Mit bewundernswerter Konzentration und Übersicht koordinierte der Chefdirigent der Komischen Oper James Gaffigan die gewaltige Zahl der Mitwirkenden. Es gelang ihm, die komplizierte Struktur des Werkes klar herauszuarbeiten, was schon eine Leistung für sich bedeutet.
Souverän fielen die Gesangsleistungen der acht Solisten aus, die sich durch Pfingst-Hymnus und die Schluss-Szene von Goethes Faust II auf textlich schwierigem Terrain bewegten, ihre Aufgaben aber hervorragend lösten. Herausragend die Leistung des Tenors Andrew Staples als Doctor Marianus.
Das Zusammenspiel der beiden Orchester und Chöre verlief reibungslos, es wurde gemeinsam musiziert, als ob man es immer schon so gehalten hätte. So gelang eine Realisierung der gewaltigen Partitur, die den Menschen auf den ausverkauften Tribünen ein außergewöhnliches musikalisches Erlebnis bescherte. Begeisterter Applaus dankte der fast unüberschaubaren Zahl von mitwirkenden Künstlern, dem Publikum war bewusst, etwas Besonderes erlebt zu haben.
Ich kannte das Werk bisher nur von Schallplatten-Aufnahmen, bei dieser Aufführung wurde mir klar, dass Tonträger der Komplexität des Werkes nicht gerecht werden können. Der Überwältigungs-Effekt der Klangmassen und Wucht der Chöre teilt sich erst in einem größeren Klangraum mit, erst hier wird die Vision Mahlers greifbar.
Der Komischen Oper Berlin sei für ihren Mut gedankt, ein Projekt dieser Größenordnung zu wagen. Der offensichtliche Erfolg ist der Lohn für diesen Mut und ein großer Teil des Dankes gebührt James Gaffigan, der souverän die Gesamtleitung handhabte. Ein Erlebnis!
Peter Sommeregger, 26. September 2025, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
Mozart, Don Giovanni/Requiem Komische Oper Berlin im Schillertheater, Premiere am 27. April 2025
Ewiger Neid!
Was würde ich dafür geben, diese Monumentalkomposition einmal in ihrer Originalbesetzung und nicht nur in abgespeckter Form zu erleben.
Ganz toll, dass so etwas in einer von Sparzwang und Kriegswahn bestimmten Zeit noch möglich gemacht wird!
Grüße nach Berlin,
Daniel Janz