Händel
Theodora
Lisette Oropesa
Joyce DiDonato
Paul-Antoine Bénos-Djian
Michael Spyres
John Chest
Il Pomo d’Oro
Maxim Emelyanychev
Erato 5054197177910
von Peter Sommeregger
Unter Händels insgesamt 22 Oratorien nimmt „Theodora“ in mancher Hinsicht eine Sonderstellung ein. Der Komponist hatte den tragischen Stoff in kleiner Orchesterbesetzung vorwiegend in Moll konzipiert. Das führt zu einer gewissen Düsternis der Musik, die dem Sujet Rechnung trägt, aber das Publikum vermisste wohl bei der Uraufführung 1750 in London die sonst für Händel typischen Jubel-Fanfaren. Großer Erfolg war dem Werk nicht beschieden, obwohl der Komponist es angeblich für sein bestes Oratorium hielt.
Im Jahr 2021 tourte ein prominentes internationales Ensemble mit dem Oratorium durch mehrere Städte. In der Philharmonie Essen entstand im November 2021 schließlich der Mitschnitt, der nun auf CD vorliegt.
Die für diese Produktion aufgebotene Sängerbesetzung ist geradezu luxuriös, jede Rolle ist optimal besetzt. Die Koloratursopranistin Lisette Oropesa verleiht der Märtyrerin Theodora ein ausdrucksvolles Rollenporträt, das alle Facetten der tragischen Figur zum Klingen bringt. Ihr tapferer Liebhaber Didymus findet in Paul-Antoine Bénos-Djians technisch hervorragendem, klangvollen Countertenor einen souveränen Interpreten. Joyce DiDonato dominiert mit ihrem sonoren Mezzosopran als die Handlung kommentierende Irene das Sängerensemble. Der höchst bewegliche Tenor von Michael Spyres ist für die Nebenrolle des Septimius geradezu eine Luxusbesetzung, gleiches gilt für John Chests Bariton als Valens.
Maxim Emelyanychev dirigiert vom Cembalo aus das Ensemble Il Pomo d’Oro, das den Sängern einen wunderbaren Klangteppich ausbreitet. Dem sehr ausgewogenen Ensemble gelingt mit dieser Aufführung eine bemerkenswert authentische Wiedergabe des selten aufgeführten Werkes. Für alle Liebhaber Händels und perfekten Gesanges ein Muss!
Peter Sommeregger, 12. November 2022, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
Georg Friedrich Händel, „Theodora“, Royal Opera House London, 7. Februar 2022
DVD Rezension: George Frideric Handel, Saul, klassik-begeistert.de