„South Pacific“ – ein Musical, das zu Herzen geht

South Pacific, Musical  Bühne Baden, 26. Januar 2025

Missy May (Ensign Nellie Forbush) und Gezim Berisha (Emile de Becque) © Lalo Jodlbauer / Büro mit Aussicht

Mit dem Musical „South Pacific“ hat die Bühne Baden wieder einmal eine Meisterinszenierung auf die Bühne gebracht. Wir erinnern uns noch an das Musical „Jesus Christ Superstar“, das uns mehr beindruckt hat als der berühmt-populäre US-amerikanische Film.

South Pacific
Musical von Richard Rodgers und Oscar Hammerstein II

Musikalische Leitung: Christoph Huber

Inszenierung: Leonard Prinsloo
Bühne: Alexandra Burgstaller
Kostüme: Natascha Maraval
Choreografie: Sabine Arthold

Bühne Baden, 26. Januar 2025

von Lothar und Sylvia Schweitzer

Trotzdem ist kritisch zu vermerken: Ein französischer Witwer, Vater zweier Kinder, meldet sich freiwillig aus Liebeskummer zu einer lebensgefährlichen militärischen Mission. Ist das seinen Kindern gegenüber verantwortungsvoll?

Und ist ein Musical, das Ressentiments gegenüber Menschen andrer Herkunft und ihre Überwindung behandelt, noch zeitgemäß? Wir kennen die Vereinigten Bundesstaaten zu wenig. Aber vor zwei Jahrzehnten gewannen wir schon noch in New York den Eindruck, dass die vielen farbigen Angestellten z.B. eines Kaufhauses sich nach Dienstschluss in ihre „Ghettos“ zurückziehen.

Mit dem Musical „South Pacific“ hat die Bühne Baden wieder einmal eine Meisterinszenierung auf die Bühne gebracht. Wir erinnern uns noch an das Musical „Jesus Christ Superstar“, das uns mehr beindruckt hat als der berühmt-populäre US-amerikanische Film.

Das Casting kann als besonders geglückt bezeichnet werden. Noch dazu steht der Bühne Baden ein ausgezeichnetes Ballett- und Chorensemble zur Verfügung. Wir beobachteten aus unsrer Parterreloge Christoph Huber als musikalischen Leiter. Er konnte das hervorragende Orchester der Bühne Baden auch bei hochdramatischen Passagen gelöst dirigieren.

Die Solistinnen und Solisten haben verschiedenste Ausbildungen. Die weibliche Hauptrolle, eine Frau, die sich zu einem Mann hingezogen fühlt, der für sie lange ein Geheimnis bleibt, ist eine ausgebildete Popsängerin mit dem Künstlernamen Missy May (Fräulein May, vielleicht von ihrem Mädchennamen Meier hergeleitet). Mit ihr konnte man überzeugend mit leben und fühlen.

Missy May (Ensign Nellie Forbush), Gezim Berisha (Emile de Becque) © Christian Husar / Bühne Baden

Ihr aufrichtiger Verehrer, Emile de Becque, der aus Frankreich wegen eines Mordes Geflohene, Witwer einer Polynesierin und Vater zweier aus dieser Ehe stammenden Kinder, hat als Bariton am Konservatorium Wien Privatuniversität Operngesang studiert. Schauspielerisch großartig ging uns der warm klingende Bariton von Paulo Szot ab, den wir als Emile am Vivian Beaumont Theater im Lincoln Center New York erlebt hatten. Kein Wunder, dass Paulo Szot den Tony (eig. Antoinette Perry) Award for Best Performance by a Leading Actor in a Musical für seinen Emile erhielt. Aber auch aus der Unterhaltungsszene fänden wir mögliche Vorbilder mit Frank Sinatra, Dean Martin und Bing Crosby.

Für unser Empfinden vom Publikum zu wenig gewürdigt wurde die japanische Sopranistin Akiko Nakajima als Bloody Mary. Natürlich waren die Musetta am Teatro di San Carlo Napoli und die Lucia di Lammermoor am Staatstheater Darmstadt in früheren Jahren dankbarere Partien. Bei Dominik Hees hörten wir schon, dass er vom Schauspiel zum Musical kam.

Akiko Nakajima (Bloody Mary), Dominik Hees (Lt. Joe Cable), Ensemble © Christian Husar / Bühne Baden

Das soll seine sängerische Leistung als Lieutenant Joe Cable nicht schmälern, doch ließ er sich mit typischen Stimmcharakteren nicht identifizieren. Es fehlte an Färbung bzw. Strahlkraft. Ran Takahashi als Liat, die unglückliche Braut Cables und Tochter von Bloody Mary, vom Tanz herkommend wusste allein durch kleine Bewegungen emotionalen Ausdruck und non-verbale Kommunikation zu vermitteln.

Dominik Hees (Lt. Joe Cable) und Ran Takahashi (Liat) © Christian Husar / Bühne Baden

Gut gewählt war auch der Musicalspezialist Jens Janke als Abenteurer Luther Billis, und Thomas Weissengruber als Capt. George Brackett würden wir den Offizier als Hauptberuf zweifelsohne abnehmen.

Yino Ding (Jérôme), Zyra Le (Ngana) © Christian Husar / Bühne Baden

Absichtlich wählen wir zum positiven Abschluss Emiles Tochter Ngana in Person von Zyra Le und seinen Sohn Jérôme in Person von Yino Ding, keine umfangreichen Rollen, aber zum Mittelpunkt gehörend.

Lothar und Sylvia Schweitzer , 29. Jänner 2025, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

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