Gluck Festspiele 2026: Hofstetter öffnet Glucks Welt für die Gegenwart

Vorschau Programm Gluck Festspiele 2026  Bayreuth, Fürth, Nürnberg, 7. bis 23. Mai 2026

Gluck-Festspiele 2024, La Clemenza di Tito © Beth Chalmers

Dass Michael Hofstetter keine halben Sachen macht, ist bekannt. Jetzt stellte der Intendant der Gluck Festspiele das Programm für 2026 vor.
Von 7. bis 23. Mai 2026 widmet sich das Festival unter dem Motto „Amor und Psyche“ erstmals gleich drei Gluck-Opern – in Bayreuth, Nürnberg und weiteren Orten der Metropolregion.

von Jürgen Pathy

Dass Gluck mehr war als ein Reformkomponist, daran erinnert Hofstetter immer wieder. Für ihn hat Gluck „einen bis dahin nicht dagewesenen Blick in den Seinsgrund der menschlichen Psyche“ geworfen. Genau das will das Festival zeigen. Intendant Hofstetter dirigiert alle Opern selbst.

Drei Opern zwischen Barock und Romantik

Der Auftakt am 8. Mai 2026 markiert zugleich die Wiedereröffnung des Bayreuther Friedrichsforums: Richard Wagners Bearbeitung von Iphigenie in Aulis mit Bo Skovhus und Francesca Lombardi Mazzulli steht konzertant auf dem Programm – ein Brückenschlag zwischen Gluck und Wagner. Deshalb wird die Oper ein zweites Mal am 12. August aufgeführt, im Rahmen des 150-jährigen Bayreuther Festspieljubiläums.

Dass Gluck auch anders konnte, zeigt „Paride ed Elena“ am 9. Mai im Markgräflichen Opernhaus Bayreuth, tags darauf in Fürth. Ein Kontrast, da Gluck dabei noch der barocken Tradition verhaftet war. Mit Samuel Mariño als Paride singt erstmals seit 1770 wieder ein Mann die Titelrolle. Die Stimmlage des Südamerikaners entspricht einem Soprankastraten. Der Grund: Er hatte niemals einen Stimmbruch. Es spielt die Akademie für Alte Musik Berlin. Mit dieser Produktion wird am 7. Mai 2026 auch das Mozartfest Augsburg eröffnet.

Als dritte Eigenproduktion steht Berlioz’ Orpheus“-Fassung auf dem Spielplan – eine Bearbeitung, die die drei Gluck’schen Orpheus-Opern vereint. Valer Sabadus singt den Orpheus, Julia Kirchner die Eurydike, Regie führt Annegret Ritzel. Über Sabadus, ein Haute-Contre, der im Gegensatz zu Countertenören die Höhen ohne Falsett singt, sagt Hofstetter: „Der einzige Sänger, der die Höhe und die Tiefe hat, um diese Partie vollends auszuleuchten.“ Eine Stimme, die man gehört haben muss. Die Produktion ist am 17. Mai im Historischen Rathaussaal Nürnberg und am 22. Mai im Markgräflichen Opernhaus Bayreuth zu sehen. Später gastiert sie u.a. in Potsdam, Eisenach und Gotha.

Anja Silja kehrt auf die Bühne zurück

Dass Hofstetter auf künstlerische Qualität setzt, zeigt die Besetzung: von Shooting-Star Samuel Mariño über Valer Sabadus bis zu Bo Skovhus und der legendären Anja Silja. Über die 85-Jährige Silja sagt Hofstetter, sie sei „die Verkörperung dessen gewesen, wie Wagner sich seine Heroine vorgestellt hat“. Nachwuchs findet hier ebenso Raum. Über den südafrikanischen Bariton Theo Magongoma meint Hofstetter: „Sie werden den nachher in allen großen Häusern hören.“

Kammermusik und experimentelle Konzertformate ergänzen das Programm. Hervorzuheben ist die Brücke zur Musik von Franz Schubert. Die Gluck Festspiele – ein Festival, das Gluck nicht museal feiert, sondern ihn als den Visionär zeigt, der er war.

Jürgen Pathy, 2. November 2025, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

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