Chernov feiert Brahms in der Brahms-Stadt Hamburg

NPH Marco Parisotto, Alexey Chernov, Klavier  Elbphilharmonie Hamburg, 8. Oktober 2025

Foto: Elbphilharmonie Hamburg (c) Thies Raetzke

In der Hamburger Elbphilharmonie begeisterte Pianist Alexey Chernov ein von nah und fern angereistes Publikum und ließ Brahms’ erste Klavierkonzert majestätisch durch die Ränge schreiten. Auch die Neue Philharmonie Hamburg ließ sich in diese berauschende Stimmung hineinreißen und spielte eine magische Mendelssohn-Sinfonie!

Elbphilharmonie Hamburg, 8. Oktober 2025

Neue Philharmonie Hamburg
Marco Parisotto, Dirigent

Alexey Chernov, Klavier

Werke von Johannes Brahms und Felix Mendelssohn Bartholdy

von Johannes Karl Fischer

Vor dem Eingang der Elbphilharmonie parkte heute ein ungewöhnlich großer Fuhrpark an Reisebussen – der Verein inkultur – Hamburger Volksbühne hatte dieses Konzert extra für die vielen Gäste aus dem Umland veranstaltet und die Anfahrt gleich mitorganisiert. Eine prima Initiative, nicht alle finden so leicht den Weg in diesen heiligen Musiktempel. Da ist die Elphi samt ihrer Musik endlich mal nicht nur für die gleichen Hamburger Dauergäste da!

Im Konzert selbst erwartete das Publikum ein äußerst genussvoller Abend mit zwei souverän gespielten, musikalisch berührenden Werken der Hochromantik. Die sensationelle Akustik des Saals trug vor allem Brahms’ erstes Klavierkonzert prächtig auf ihren Schultern, die manchmal etwas sperrig komponierten Klänge dieses Werks resonierten durch die Ränge. Pianist Alexey Chernov meisterte die äußerst anspruchsvolle Solostimme mit Bravour und ließ das Publikum in die Klangfluten dieser Musik eintauchen.

Schon im ersten Satz spürte man die Saiten seines Instruments monumental durch den Saal schreiten, als stiege hier noch ein zweites Orchester mit 88 Tasten von der Bühne empor. Herr Chernov stürzte sich mit Eifer und Liebe zur Musik in die musikalisch nahezu überströmende Partitur und ließ die Noten wie schwebende Ozeanwellen durch den Saal schwingen. Der majestätische Klang seines Shigeru Kawai Flügel resonierte spektakulär im Saal, die Brahms-Magie  fegte passend in der Brahms-Stadt durch die Ränge. Im dritten Satz zündete der Solist nochmal ordentlich den Turbo, fulminant sauste er durch die chromatischen Läufe und schickte das Publikum mit seinem regelrechten Klangfeuerwerk in fulminante Applausstimmung!

Als Zugabe glitzerte noch eine Rachmaninow-Prelude op. 33 von den Tasten und beleuchtete so auch die sanften Seiten seines Klaviers. Ein bisschen runter kommen von der fast schon rauschhaften Energie dieses türmenden Brahms-Konzerts, wunderbar!

Nicht vergessen werden durfte natürlich die Neue Philharmonie Hamburg, die unter der Leitung ihres neuen Chefdirigenten Marco Parisotto bereits mit einer äußerst gelungenen Brahms-Begleitung in neue Höchstform aufstieg. Mit sichtbarem Eifer stürzten sich die Streicher in die ersten Takte, dem Solisten rollten sie den musikalischen roten Teppich aus. Ihre Instrumente schwangen mit einer musikalischen Seele und ließen sich souverän mit in die fulminante Energie der Solostimme saugen.

In der zweiten Hälfte ließ Herr Parisottos sehr lebhafte musikalische Leitung sein Publikum die zauberhaften Klänge von Mendelssohns Schottischer Sinfonie einatmen. Die berührenden Akkorde der Bläsereinleitung versetzten den Saal in selig kühle Abendstimmung, ehe zehn viel zu kurze Minuten lang die frischen, flotten Melodien heiter von den Instrumenten sprangen. Zu den musikalischen Highlights des Abends gehörte zweifelsfrei das wunderbare Adagio dieser recht häufig gespielten Sinfonie, hier ließen die Musiker den Zauber der Mendelssohn’schen Melodien glanzvoll von den Saiten segeln. Im Schlusssatz konnte das Ensemble dann noch einmal seine Begeisterung für diese Musik mit stimmig tanzenden Melodien zum Klang bringen und schickte die Gäste entsprechend freudig gelaunt in den Hamburger Oktoberabend.

Insgesamt feierte das angereiste Publikum das Orchester und insbesondere Alexey Chernovs meisterhaft gespieltes Brahms-Konzert mit viel verdientem Applaus.

In dieser Spielzeit stehen bei der Neuen Philharmonie Hamburg nicht zuletzt Konzerte mit Olga Peretyatko und Mischa Maisky auf dem Spielplan…da mischt wohl ein weiteres Ensemble die Orchesterszene der Hansestadt auf!

Johannes Karl Fischer, 8. Oktober 2025 für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

Klein beleuchtet kurz 63: Gern gesehene Gäste von der Insel/LSO Elbphilharmonie, 6./7. Oktober 2025

Beatrice Rana, Klavier / Riccardo Minasi, Dirigent Elbphilharmonie Hamburg, 29. September 2025

Auf den Punkt 71: Riccardo Minasi Elbphilharmonie, 29. September 2025

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert