Foto: © Pálffy
Volksoper Wien, 8. Juni 2019
Giuseppe Verdi, La Traviata
Giuseppe Verdis „La Traviata“ ist der Klassiker an der Volksoper Wien seit 2001 und das zu recht. In Hans Gratzers geschmackvoller Inszenierung – weniger ist in diesem Fall mehr – treten Harlekine statt Damen in üppigen Abendroben auf. Elegante wunderschöne Kostüme von Barbara Naujok und dieses wunderbare Spiel mit dem Licht von Frank Sobotta geben dem Melodramma um Liebe, Eifersucht, Verrat und Sterben einen ästhetischen unaufdringlichen Rahmen ohne Pomp und Firlefanz. Das herrliche Zusammenspiel von Licht, Inszenierung und Kostümen macht die leere Bühne mit viel Geschmack zu einer Kulisse, die Verdis Musik in allen Höhen und Tiefen widerspiegelt. Und diese Musik ist zum Niederknien schön! Rührt stellenweise zu Tränen und erzeugt Gänsehaut.
Das Libretto nach dem Drama „La Dame aux camélias“ von Alexandre Dumas fils erzählt die Geschichte einer Frau, die an der Liebe scheitert, ja scheitern muss. Entspricht ihr Lebenswandel nicht den Erwartungen einer Gesellschaft, die sich gerne auf Bällen demaskiert, im wahren Leben jedoch den Konventionen und dem Sittenbild der damaligen Zeit dient.
Anja-Nina Bahrmann singt die dramatische Rolle der Violetta intensiv, nuancenreich, fehlerlos und glaubhaft. Ihre Stimme und ihr Schauspiel haben das Publikum gepackt, verführt, berührt und im letzten Akt – als sterbende, einsame Kurtisane – gezwungen mit ihr am Leben und an der Liebe zu verzweifeln.
Ein wunderbarer Opernabend mit tollen Sängern und einem Orchester, das stets bedacht war, die Sänger zu begleiten und nicht zu übertönen, ging mit großem Applaus und Bravi zu Ende.
Wer diese Oper noch nie gehört hat oder wieder einmal hören möchte, sollte unbedingt Karten kaufen und dabei sein. Es erwartet Sie ein großer Opernabend mit herrlicher Musik – und vielleicht gehen auch sie als Verdi-Liebhaber glücklicher nach Hause …
Regina Schmidt, 9. Juni 2019, für
klassik-begeistert.at und klassik-begeistert.de
Ich war auch dabei und selber begeistert!
KBK