Tritt den Sprachpanschern ordentlich auf die Füße! Gern auch unordentlich. Der Journalist und Sprachpurist Reinhard Berger wird unsere Kultur nicht retten, aber er hat einen Mordsspaß daran, „Wichtigtuer und Langweiler und Modesklaven vorzuführen“. Seine satirische Kolumne hat er „Der Schlauberger“ genannt.
von Reinhard Berger
Kaufmann. Wie bitte? KAUFMANN!
Nee, wissen Sie, der Herausgeber dieses Blogs, Andreas, hat mir mal gesagt, wenn ich sichergehen wolle, dass meine Texte gelesen und kommentiert würden, müsse ich nur das Wort „Kaufmann“ schreiben. Das funktioniere immer.
Ich versuch’s halt mal. Wenn’s der guten Sache dient.
Eigentlich wollte ich nur sagen, dass ich heute gar keine Zeit habe. Muss schnell noch zum Landrät. Zum was? Zum Landrät. Stand über einer Wahltabelle nach einer Kommunalwahl: Landrät*in. Also muss es stimmen.
In Wahrheit habe ich doch Zeit. Wenn’s ums Gendern geht immer. Dieses Thema sorgt für einen Riss durch die Nation, zu einem Kulturkampf, und der SPIEGEL fragte in einer Titelgeschichte: „Ist das noch Deutsch?“
Ist es nicht. Bürger*innenmeister*in (m/w/d) – um ein Beispiel zu nennen – hat nichts mehr mit dem zu tun, was ich unter Kommunikation verstehe, also einem leicht verständlichen Austausch von Informationen. Aber darauf kommt es gar nicht mehr an. Der Inhalt ist egal, Hauptsache die Form stimmt. Da bleiben schon mal einige auf der Strecke. Zum Beispiel die Studenten, die „Studierende“ heißen sollen. Sagen die Ideologen. Dann müsste doch Studentenfutter jetzt Studierendenfutter heißen. Und aus dem Studentenwerk wurde längst ein Studierendenwerk. In Nordrhein-Westfalen soll diese Umstellung lockere zwei Millionen Euro gekostet haben und in Berlin knapp eine Million, las ich in mehreren Zeitungen. Na und? Wir haben’s doch.
Noch spannender ist es im Sport: Fußballerinnen und Fußballer sind demnach die Fußballernden, die in Mannschaften und Frauschaften antreten. Schwierig wird es beim Jägergruß „Waidmannsheil“ – Waidfrauenheil klingt wirklich albern und Waidpersonenheil auch. Und bei den Erdmännchen. Sind die Weibchen jetzt Erdfrauchen? Noch eins: Warum heißt eine männliche Krankenschwester nicht Krankenbruder? Das wären dann die Krankengeschwister.
Ach, ist das alles schwierig. Vielleicht frage ich mal meinen Anwält. Oder meinen Ärzt.
Und das noch: Nehmen Sie den beliebten Satz „Fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker“. Das heißt jetzt „Fragen Sie eine ärztlich oder pharmazeutisch ausgebildete Person“ (Quelle: genderator.app).
Ganz einfach ist es beim Seemanns-/Seefrauenruf „Mann über Bord“: „Frau, Mann, Diverse über Bord.“
Person geht nicht. DIE Person ist ja weiblich.
Sie sehen schon: Es macht mir Spaß, mit diesem Unfug zu spielen. Und ich hab’ noch viel mehr davon. Später vielleicht. Wenn Sie mögen und sich noch ein bisschen aufregen wollen.
Reinhard Berger, 29. August 2021, für
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Reinhard Berger
Allerleikeiten: Reinhard Berger, geboren 1951 in Kassel, Journalist, Buchautor, Hunde- und Hirnbesitzer.
Vergänglichkeiten: Vor dem Ruhestand leitender Redakteur der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen (HNA).
Herzlichkeiten: verheiratet, zwei Söhne, zwei Schwiegertöchter, drei Enkel, ein Rottweiler.
Anhänglichkeiten: Bach, Beethoven, Bergers Nanne (Ehefrau).
Auffälligkeiten: Vorliebe für Loriot, Nietzsche, Fußball, Steinwayflügel, Harley-Davidson.
Öffentlichkeiten: Schlauberger-Satireshow, Kleinkunstbühne.
Alltäglichkeiten: Lebt auf einem ehemaligen Bauernhof.
www.facebook.com/derschlauberger
Herrlich!
Erinnert mich an den Beitrag der ARD, demzufolge „70 % der Braunbären Veganer*innen“ sein sollen, was nicht inhaltlich kompletter Unfug ist, sondern Mal direkt eine Falschmeldung – 70 % der Nahrung von Braunbären ist vegan.
Aber was erwartet man von einer Sendeanstalt, die seit neuestem auch die „Terrorist*innen“ gendert. Ich frage mich, was die Frauen in Afghanistan davon wohl halten.
Daniel Janz
Lieber Daniel Janz, danke für die Reaktion. Das freut mich sehr. Wenn es die Gemeinde wüscht, habe ich noch mehr von diesem groben Unfug. Herzlichst Reinhard Berger