Jean-Philippe Rameau
Platée
Les Arts Florissants
William Christie
Unitel 804804
von Peter Sommeregger (Text)
Die Opern des französischen Barock-Komponisten Jean-Philippe Rameau sind erheblich spröder als etwa die Werke Händels und seiner meisten Zeitgenossen. Das war ihrer Rezeptionsgeschichte nicht immer dienlich, aber speziell die Oper „Platée“ wird schon wegen ihrer tragisch-komischen Handlung immer wieder aufgeführt.
Für die hier aufgezeichnete Produktion im Theater an der Wien zeichnet William Christie mit seinem Orchester Les Arts Florissants musikalisch verantwortlich. Damit war ein Höchstmaß an authentischer Wiedergabe dieser diffizilen Partitur gewährleistet. Für die Inszenierung wurde Robert Carsen gewonnen, der für diese Produktion mit dem Bühnen- und Kostümbildner Gideon Davey zusammen arbeitete.
Die Grundidee der Inszenierung ist durchaus originell: die hässliche Sumpf-Nymphe Platée, die im Original Opfer eines üblen Scherzes wird, weil man ihr weismacht, Jupiter selbst würde sich für sie interessieren und sie heiraten. In Wahrheit soll mit dieser Schein-Hochzeit aber Jupiters Gattin Juno von ihrer Eifersucht geheilt werden. Carsen verlegt die Handlung in die Welt der Pariser haute couture, als Jupiter wird Karl Lagerfeld in täuschend ähnlicher Maske eingeführt, seine Gattin Juno erscheint als Coco Chanel, auch weitere prominente Gesichter der Modebranche tauchen auf, für die finale Szene wurde sogar Chanels legendäres Bett aus der Suite im Ritz nachgebaut.
Das alles wirkt natürlich zunächst vergnüglich, den ganzen, etwas zäh geratenen Abend trägt es aber letzten Endes nicht. Der Tenor Marcel Beekman als Platée stürzt sich bis zur Selbstverleugnung in die zwischen Komik und Tragik schwankende Rolle, füllt sie optimal aus und legt die Latte für seine Partner reichlich hoch. Am ehesten kann noch Cyril Auvity als Mercure mithalten, Edwin Crossley-Mercer als Jupiter/Lagerfeld bleibt blass, was auch für die meisten anderen Mitwirkenden gilt. Auch bleiben die Ballett-Szenen in der Choreographie von Nicolas Paul ein wenig zu beliebig, Show-Treppe allein genügt nicht. Das Stück tritt phasenweise auf der Stelle und offenbart seine Längen.
Platée bleibt am Ende gedemütigt und wütend zurück, aber das Publikum hat dagegen doch eine zumindest sehr ambitionierte Realisierung dieser Oper erlebt.
Peter Sommeregger, 20. September 2021, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at