Foto: public domain
Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden:
Die MONTAG-PRESSE – 4. JULI 2022
Leonard Bernsteins Sohn über seinen Vater und »West Side Story«. »Die Liebesgeschichte ist zeitlos. Die Tragödie ist leider zeitlos«
Zwei Filme und ein Revival: Leonard Bernstein erlebt ein Comeback, 32 Jahre nach seinem Tod. Hier erzählt sein Sohn, wie sich der Starkomponist manchmal quälte – und wie er mit seinem Doppelleben als Schwuler klarkam.
DerSpiegel.de
Heidenheim
Premiere von Wagners „Tannhäuser“ in Heidenheim mit unerwartetem Ende
Premiere geglückt: Die Heidenheimer Opernfestspiele präsentieren Richard Wagners „Tannhäuser“ als aufregende, anregende, musikalisch und inszenatorisch packende Geschichte vom Zweifeln und Suchen, die am Ende anders ausgeht, als allseits erwartet.
https://www.hz.de/kultur/kultur-regional/opernfestspiele-heidenheim-es-war-einmal-ein-motel-65273057.html
Berlin
Saisonabschluss beim Rias Kammerchor. Stimmen, die zu Himmel steigen
Faszinierend souverän gestalten Peter Dijkstra und der Rias-Kammerchor einen Abend mit a cappella-Musik von Pärt, Schnittke, Penderecki und Sandström.
Tagesspiegel.de
Bern
Die Oper in Bern liegt auf der Intensivstation
Die Sparte Musiktheater, wie sie noch bei Konzert Theater Bern hiess, hat in der Hauptstadt der Schweiz einen schweren Stand. Bereits in der Saison 2018/19 brachen die Zahlen um satte 12.000 Zuschauer ein. Jetzt muss wahrscheinlich Bühnen Bern unter der Intendanz von Florian Scholz Ende 2022 einen neuerlichen Rückgang vermelden.
https://www.jungfrauzeitung.ch/artikel/201036/
Feuilleton
Dur stimmt froh, Moll trüb? Nur uns im Westen (Bezahlartikel)
Tanz in Moll, Trauermarsch in Dur: Die Klassik kann überraschen. Nun zeigt eine Studie: Wie Harmonien und Tonhöhen wirken, ist nicht universell.
DiePresse.com
Beethoven X: Die Essenz von Beethoven.Interview
Kann ein Computer komponieren wie Beethoven? Der Musikproduzent Walter Werzowa über die Vollendung der „Zehnten“ und den menschlichen Faktor.
KleineZeitung.at
Wiener Staatsoper
Fürst Albert II. führte Schwester Caroline in die Wiener Staatsoper aus
Albert und Caroline von Monaco besuchten eine Opernpremiere. Fürstin Charlène war nicht dabei.
Kurier.at
Wien
Goldene Stunde für Bruckners größte Symphonie (Bezahlartikel)
DiePresse.com
Links zu englischsprachigen Artikeln
München
Penderecki’s The Devils of Loudun opens the Opera Festival at the Bayerisches Staatsoper
seeandheard.international.com
London
Così fan tutte at the Royal Opera House
https://operatoday.com/2022/07/cosi-fan-tutte-at-the-royal-opera-house/
Saying Yes to Puccini, but No to His Stereotypes
Opera houses in London and Boston have taken a critical look at “Madama Butterfly” to correct its clichés, caricatures and anachronisms.
The NewYorkTimes
Denver
Opera Colorado Announces 40th Anniversary with Joyce DiDonato
https://operawire.com/opera-colorado-announces-40th-anniversary-with-joyce-didonato/
Santa Fe
‚Carmen‘ innovative but hamstrung by essentials of plot
santafe-mexican.com
Sydney
REVIEW: Opera Australia’s “Madama Butterfly’ at Sydney Opera House
cityhubsidney.com
Melbourne
Beethoven’s Ninth (Melbourne Symphony Orchestra and Chorus)
Principal Guest Conductor Xian Zhang leads the MSO in an explosive rendition of Beethoven’s iconic work.
limelightmagazin.com.au
Singapore
A special bond: Hans Graf appointed as Music Director of the Singapore Symphony Orchestra
bachtrack.com.de
Tokyo
Meeting the Maestro: in conversation with Fabio Luisi
https://bachtrack.com/de_DE/interview-fabio-luisi-nhk-symphony-orchestra-tokyo-june-2022
Recordings
Classical home listening: John Adams Collected Works
TheGuardian.com
Freddie De Tommaso Tops Classical Charts With “Il Tenore’
Tenor Freddie De Tommaso’s new album “Il Tenore’ has topped the UK Classical Charts – watch the “Nessun Dorma’ video here.
https://www.udiscovermusic.com/classical-news/freddie-de-tommaso-il-tenore-2/
Opera Album Review: Finally on CD — a Searing ’60s Opera from Russia about the Nazi Era
Moissey Vainberg’s opera powerfully evokes the brutality of Hitler’s extermination camps and the moral ambiguity of postwar Germany.
artfuse.com
Classical home listening: John Adams Collected Works
TheguardianNewYork.times.com
Obituary
Peter Brook, influential theatre visionary, dies aged 97
TheGuardian.com
Peter Brook: the great seeker of British theatre
The esteemed British director inspired each new generation of theatre creatives to be more daring and experimental
TheGuardian.stage
Sprechtheater
Regisseur Peter Brook 97-jährig verstorben
Der gebürtige Brite war eine der prägenden Theaterfiguren des 20. Jahrhunderts.
WienerZeitung.at
Nachruf
Britischer Regisseur Peter Brook ist verstorben
DiePresse.com
Festspiele Reichenau: Trauriger Panda mit gestutzten Flügeln
Sanfte Zeitenwende: „Die Möwe“ als Auftakt der neuen Intendanz von Maria Happel bei den Festspielen Reichenau.
WienerZeitung.at
„Die Möwe“ bei den Festspielen Reichenau: Startschuss mit Verzweiflung
Zum Auftakt von Maria Happels Festspielära inszenierte Torsten Fischer Tschechow – es wurde eine wohlgelungene Aufführung
DerStandard.at
Medien/ TV
ORF Mediathek
Wiener Prater Picknick. Ein musikalischer Ferien-Auftakt mit den Wiener Symphonikern
Was wäre Wien ohne Prater? Kaum ein anderer Lebensraum in Wien versprüht derart viel Lebensfreude und Energie. Am 1. Juli wollen der ORF und die Wiener Symphoniker die frühsommerlichen Attraktionen im Prater um ein neues Open-Air-Konzert bereichern.
ORF-Mediathek
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Unter’m Strich
Wie viel Wasser soll man wirklich trinken?
Mindestens zwei Liter, gerne auch mehr, so lautet die Lifestyle-Regel. Doch ist das wirklich nötig? Wir nehmen sieben Trinkmythen unter die Lupe
DerStandard.at
OneCoin-Betrug: Die meistgesuchte Frau kommt aus dem Schwarzwald
Mit der Kryptowährung OneCoin soll Ruja Ignatova Milliarden gestohlen haben. Dann tauchte sie unter – und steht nun auf der FBI-Liste der meistgesuchten Verbrecher.
DieZeit.de
Tödlicher Hai-Angriff auf Tirolerin: Mehrere Strände am Roten Meer gesperrt
Die 68-jährige Kramsacherin war am Freitag im seichten Wasser schnorcheln, als sie von dem Tier gebissen wurde. Wie am Sonntag bekannt wurde, gab es am selben Tag eine weitere tödliche Hai-Attacke in dem Gebiet.
TirolerTageszeitung
INFOS DES TAGES (MONTAG, 4. JULI 2022)
INFOS DES TAGES (MONTAG, 4. JULI 2022)
Quelle: onlinemerker.com
Gestern in der Wiener Staatsoper: Hoher Besuch aus Monaco – der Fürst in Begleitung seiner Schwester, der „Prinzessin von Hannover“
Der Besuch der Wiener Staatsoper war sehr “ tapfer“ von der Prinzessin von Hannover – wie sie in deutschen Gazetten genannt wird. Für einen guten Zweck kehrte Caroline von Monaco wieder in das Haus zurück, wo sie vor über 30 Jahren auf der Feststiege von Fotografen, Paparazzi und schaulustigen Gästen beinahe erdrückt worden wäre und zumindest ihre Robe Schaden erlitt. Am 23. Februar 1990 besuchte sie mit ihrem später tödlich verunglückten Ehemann Stefano Casiraghi den Wiener Opernball. Der Andrang war so gewaltig, dass sie ihre Loge nicht mehr verlassen wollte und auch kein Interview gab. Was ich zumindest beruflich bedauerte, war ich doch Chefin der Sendung Seitenblicke. Auf der Bühne heute hat sie sich an der Seite ihres Bruders Fürst Albert II und inmitten des Gastensembles der Opera Garnier bestimmt wohler gefühlt. Eine Art Wiedergutmachung..
Ulrike Messer- Krol
Wiener Staatsoper
Fürst Albert II. führte Schwester Caroline in die Wiener Staatsoper aus
Albert und Caroline von Monaco besuchten eine Opernpremiere. Fürstin Charlène war nicht dabei.
Kurier.at
Szenenfoto IL TURCO IN ITALIA. Foto: Michael Pöhn/ Wiener Staatsoper
Sobald eine Kritik eintrifft, stelle ich online!
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INSTAG(K)RAMEREIEN – gefunden von Fritz Krammer
Anna Netrebko besuchte am Samstag mit Yusif Eyvazov „LA TRAVIATA in der Arena von Verona
Zwischen Netrebko und Eyvazov hat sich Verona-Intendantin Gasdia platziert
ZU INSTAGRAM mit mehreren Fotos
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GG in Verona: Für dem „Ramfis“ in „Aida“
ZU INSTAGRAM mit weiterem Foto und einem Kurzvideo
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Semperoper Dresden: Sempermatiné am Dienstag (5.7.) um 11 h: „Konferenz der Tiere“
Johannes Wulff-Woesten: Hiermit möchte ich herzlich zu einer besonderen Sempermatinée am kommenden Dienstag, 11 Uhr in die Semperoper einladen. Wir haben die „Konferenz der Tiere“, die ich als „tierische Revue“ 2012 für 150 Kinder und Orchester geschrieben hatte in einer kleineren Form mit dem Kinderchor der Semperoper als Konzert wieder aufgenommen. Ich habe eine Fassung für Salonorchester erstellt und wir werden auf der Vorbühne spielen. Das Thema ist aktuell und wird sicher spannend.
Es gibt noch Karten für 6,50 €:
https://www.semperoper.de/spielplan/stuecke/stid/konzert-konferenz-der-tiere/62242.html
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BUDAPEST/Palast der Künste-Müpa: DER RING DES NIBELUNGEN – WA vom 9.-12. Juni 2022
Müpa Budapest vor dem Ring-Start. Foto: Klaus Billand
Äußerst sehens- und hörenswertes Revival
Im Jahre 2007 brachten die Wagner-Tage in Budapest im Palast der Künste – MÜPA südlich der ungarischen Metropole unter der musikalischen Leitung von Ádám Fischer zum ersten Mal den „Ring des Nibelungen“ auf die Bühne, und zwar in einer halbszenischen Inszenierung von Hartmut Schörghofer im damals noch recht neuen Béla Bartók Konzertsaal. Die Produktion wurde ein Riesenerfolg mit Besuchern aus Ungarn, Österreich und einem Großteil der weiten Wagner-Welt und wurde 2014 ebenso erfolgreich wieder aufgenommen und kam auch 2019 wieder auf das Programm. Auch damals, wie nun im Juni erneut, legte man Wert auf eine Aufführungsfolge an vier Abenden hintereinander, wie Wagner es einst selbst wollte.
Nun wurde die Produktion ein weiteres Mal gezeigt, gleich zweimal im Juni. Regisseur Schörghofer und das leading team der Wagner-Tage (Dramaturgie Christian Martin Fuchs, Kostüme und Puppen-Design Corinna Crome, Herren meist Frack und Damen Abendkleid, Lichtregie Máté Vajda, Video Szupermodern Filmstúdiò Budapest, Choreograf Gábor Vida et al.) waren aber der Meinung, dass angesichts der mittlerweile fortgeschrittenen technischen Möglichkeiten und auch weil Schörghofer ganz einfach der Meinung ist, dass jede Wagner-Inszenierung eine „Halbwertszeit“ hat, eine Überarbeitung der Produktion zu einer Wiederaufnahme angezeigt war. Dabei bezieht sich der Regisseur auf Wagners eigene Worte, der schon bei der Uraufführung 1876 in Bayreuth meinte, dass ständig an der Inszenierung weitergearbeitet werden müsse, es also ein work in progress sei. Man wollte nun insbesondere die Möglichkeiten der neuen visuellen Medien nutzen, um die psychologischen Verbindungen der Protagonisten besser darzustellen und das emotionale Tauziehen aufzuklären, welches in die „Ring“-Mythologie verwoben ist. Während man bis 2014 noch viele analoge Bilder produzierte, konnte man nun fortschrittlichere Video- und Animationstechnologien einsetzen, wobei durchaus nicht auf Perfektion abgezielt werden sollte. Denn die gibt es in der Kunst nicht, wie Schörghofer im Programmheft richtigerweise unterstreicht.
Und dann sagt er etwas sehr Bemerkenswertes, was heute in Zeiten des überbordenden Wagnerschen Regietheaters, wie wir es in letzter Zeit an der Deutschen Oper Berlin, bei den Salzburger Osterfestspielen, an der Wiener Staatsoper, in Aix en Provence und anderen Häusern erlebt haben: „Man muss dem ‚Ring‘ mit Demut begegnen, denn er ist größer als wir. Der ‚Ring’ ist eines jener sehr seltenen Meisterwerke, die aus den höchstpersönlichen Gefühlen ihrer Schöpfer hervorgehen und deshalb auch die höchstpersönlichen Gefühle ihrer Interpreten fordern.“ Und mit der Art und Weise, wie Schörghofer diese halbszenische „Ring“-Produktion überarbeitet hat, möchte er so viele Menschen wie möglich erreichen. Denn er ist davon überzeugt, dass Kunst ein Teil des Lebens ist. Und da hat er ganz zweifellos Recht! Ein wesentliches Bedürfnis war Schörghofer, mit der Neu-Interpretation des „Ring“ uns allen bewusst zu machen, wie mythologische Muster miteinander verwoben sind und unter unserer rationalen Wahrnehmungsgrenze operieren. Das ist ihm mit der neuen Version in vielerlei Hinsicht gelungen.
Das Rheingold – A Rajna kincse
Die Rheintöchter. Copyright: Attila Nagy
Der Vorband der Tetralogie beginnt im Béla Bartók Saal in völliger Dunkelheit im Orchester, sodass das „Rheingold“-Vorspiel mit seinen 136 Es-Dur-Takten in mystischer Verklärung aus den Streichern des Ungarischen Radiosymphonieorchesters unter der Stabführung von Ádám Fischer erklingen kann. Dann tauchen auf den drei großen transparenten Projektionsflächen mit jeweils vier schwenkbaren Lamellen hinter der einem Pyramidenstumpf ähnlichen Bühne mit einer Treppe im Zentrum drei Wassernixen im Rhein auf. Das Rheingold rieselt bald als Goldblättchen durch das Wasser. Vorn singen anmutig gekleidete Rheintöchter in schönster Art und Weise, Orsolya Sáfár als Woglinde, Gabriella Fodor als Wellgunde und Zsófia Kalnay als Flosshilde. Ihr Ruf nach dem Rheingold ist erstklassig! Wenn das Gold gestohlen ist, vereist das Wasser zu Kristallen, ein starkes Bild! Im 2. Bild erleben wir Walhall als ein bewegliches Hochgebirge, wie von Diamanten geformt, eine Assoziation mit der Macht der Götter. Die Riesen treten wieder von der Seite im Frack auf, werden aber von großen Puppenköpfen über der Bühne und einem Riesenarm optisch eindrucksvoll übersteigert. Sorin Coliban singt mit seinem samtenen und dennoch stimmstarken Bass den Fasolt, und der Doyen der Produktion, Walter Fink, mit einem schon etwas hohl klingenden Bass den Fafner. Atala Schöck ist eine ebenso anmutige wie stimmlich exzellente Fricka, und Gleiches kann man auch von der Freia von Lilla Horti sagen, die schon leicht dramatisch singt. Der altbewährte Christian Franz ist wie so oft schon wieder dabei und hier der Loge. Darstellerisch wie immer sehr intensiv, wirkt aber seine oft allzu deklamatorische Gesangstechnik bei gleichwohl guter Phrasierung und Diktion oft störend. Tomasz Konieczny, der vor vielen Jahren hier seine Wagner-Karriere mit dem Amfortas begann – ich kann mich noch gut erinnern – hat an stimmlicher Statur gewonnen, vor allem, was die früher intensiven Vokalverfälschungen angeht. Dennoch ist die Stimme, zumal wenn es in die Höhe geht, recht metallisch und verliert an Wärme. Er war auch als „Walküre“-Wotan engagiert. Natürlich sind seine darstellerischen Fähigkeiten unbestritten, die er ja Ende April erst im Zürcher „Rheingold“ bewies. Für mich ist er aber immer noch der bessere Alberich als Wotan.
Wotan mit den Riesen. Copyright: Attila Nagy
Im 3. Bild werden die Nibelungen zunächst als Lemuren auf den Projektionsflächen gezeigt, eine skurriler Effekt. Klangschön schlägt ein Musiker die Ambosse an der Seite. Warum kann man das so exzellent gestimmt nicht auch einmal bei ganz normalen szenischen Aufführungen machen?! Auch kommen acht Tänzer zum Einsatz, die das Bild sehr bewegen. Jochen Schmeckenbecher als bewährter Alberich betont vor allem die gesangliche Seite seines Vortrags, was bestens in eine solche Inszenierung passt. Die Verwandlungen werden geschickt durch die Lamellen der Projektionsflächen gemacht. Cornel Frey kündigt schon hier seine großen stimmlichen und schauspielerischen Qualitäten als Mime an, die er im „Siegfried“ dann voll realisieren wird. Im 4. Bald ist besonders die Erda-Erscheinung von Nadine Weissman interessant, die hinter dem Glas in einem goldenen Strudel singt, in dem die drei Nornen kreisend zu sehen sind – ein sehr mythisches und beeindruckendes Bild. Allein, ihre Stimme hätte verstärkt werden müssen. Sie war ganz einfach zu leise und dadurch benachteiligt. Ein Höhepunkt der Aufführung ist der Raub des Ringes durch Wotan und Alberichs darauf folgender Fluch. Als Fafner virtuell Fasolt erschlägt, wird die Milka-artige Gebirgslandschaft Walhalls von hässlichen Blutflecken getrübt, wieder ein guter Einfall. Szabolcs Brickner als Froh und Zsolt Haja als Donner mit hellem Bariton inszenieren stilgerecht den Gewitterzauber. Einen Regenbogen gibt es am Ende auch, während der Rhein vereist ist.
Die Walküre – A walkür
Ádám Fischer, der mit dem Orchester schon im „Rheingold“ keine Wünsche offen ließ, was durch die gute Akustik des Saales noch verstärkt wird, beginnt mit einem sehr dynamischen Vorspiel der „Walküre“, aus dem die Flucht Siegmunds gut zu hören ist. Sorin Coliban ist auch ein imposanter Hunding, der hier von einigen gefährlich wirkenden Tänzern mit Hundekopf begleitet wird und so ständig Angst einflößt. Daniel Brenna kann als Siegmund zwar im Prinzip gutes tenorales Material vorweisen und singt auch eindrucksvolle Wälse-Rufe. Die Intonation und Linienführung lassen aber zu wünschen übrig. In Karine Babajayan steht ihm eine mädchenhaft wirkende und auch so agierende Sieglinde gegenüber mit einem ins Dramatische gehenden klangvollen und wortdeutlichen Sopran. Die beiden passen gut zueinander und wirken deshalb auch überzeugend als Paar. Zu Beginn taucht der älteste von nun drei Loge-Ausführungen in feuerrotem Anzug mit dem Schwert auf. Im Moment der eigentlichen Schwertgewinnung im Finale des 1. Aufzugs ist aber keines da, nicht ganz ersichtlich. Stattdessen gibt es einen Sonnenaufgang über dem Walhall-Gebirge.
Brünnhilde und Wotan.Copyright: Attila Nagy
Zu Beginn des 2. Aufzugs spendet das sehr zahlreich erschienene Publikum Ádám Fischer und den Orchester großen Auftrittsapplus – absolut verdient. Vor dem computeranimierten Hochgebirge kommt nun der große Moment von Alison Oakes, die für Iréne Theorin eingesprungen ist und eine überraschend gute Brünnhilde singt. Nicht hochdramatisch, aber mit einem Sopran, der bei bester Technik alle Klippen der Partie mit scheinbarer Leichtigkeit meistert. Und dabei ist sie mimisch und darstellerisch auch noch sehr engagiert. Das Finale mit Tomasz Konieczny im 3. Aufzug vor einem mit Sand zuwehenden Vulkanschlot wird zu einem Höhepunkt des „Ring“ im MÜPA. Atala Schöck ist eine nun noch intensivere Fricka im Disput mit Wotan. Wenn sie ihm den Eid abgenommen hat, verfällt das Walhall-Gebirge in eine zerstörte Stadt, die beklemmend an die Ukraine in dieser Zeit erinnert. Der Kampf am Ende des 2. Aufzugs ist nicht der Rede wert. Der 3. Aufzug beginnt mit einem nicht nur musikalisch, sondern auch tänzerisch dynamischen Walküren-Ritt. Denn die acht Sängerinnen werden von acht Tänzern mit Pferdekopfskeletten begleitet, die sie im Takt der Musik geschickt bewegen. So entsteht tatsächlich der Eindruck eines Ritts durch die Wolken. Das Walküren-Oktett singt dabei äußerst ansprechend. Auf den Projektionsflächen läuft immer ein passendes Video-Programm – an allen Abenden. Sieglinde singt ein herrlich emotionales „hehrstes Wunder“ und der Feuerzauber wird vom tanzenden Loge begleitet.
Siegfried – Siegfried
Alberich. Copyright: Bálint Hirling
Stefan Vinke als Siegfried und Cornel Frey als Mime gestalten sängerisch wie schauspielerisch einen ganz starken 1. Aufzug. Im Hintergrund lauern die beiden Raben Wotans. Egils Silins kommt als Wanderer mit großer Souveränität und gestaltet nicht nur die Wissenswette, sondern die ganze Partie mit seinem warmen, klangschönen und technisch perfekt geführten Bassbariton bei bester Direktion. Kein Wunder, dass er nun auch für den „Rheingold“-Wotan in Bayreuth besetzt wurde. Der Sänger strahlt stets große Ruhe und Sachlichkeit aus. Im 2. Aufzug kommt Alberich mit sechs Katzenmenschen, die wie Sicherheitsbeamte auf allen Vieren misstrauisch die Umgebung beäugen, damit ihrem Herrn nichts geschieht. Man erlebt eine witzige Drachenkampf-Darstellung als Weiß auf Schwarz. Dazu röhrt Walter Fink den Fafner, und mit Zita Szemere gibt einen anmutig mit guter Koloratur zwitschernden Waldvogel, der Siegfried in die richtige Richtung leitet. Im 3. Aufzug wird ja die Welt verhandelt, und so gleitet gleich eindrucksvoll der halbe Planet über die Projektionsflächen, während Egils Silins nachdrücklich Nadine Weissmann als Erda aus dem Schlaf ruft, die wieder in dem Strudel erscheint und zu leise singt. Hier hat Wotan als Wanderer nun auch mal einen Speer, der bis dahin nicht gesehen wurde. Überhaupt ist festzustellen, dass mehr wesentliche Requisiten zum Einsatz hätten kommen können, um die szenische Komponente zu verstärken. Im 3. Aufzug kehrt die Weltklasse-Brünnhilde Catherine Foster wieder auf die MÜPA-Bühne zurück und singt mit dem ebenfalls zu neuen tenoralen Höhen bei schöner baritonaler Grundierung gelangten Stefan Vinke, der durch einen Video-Feuersturm gehen muss, ein mitreißendes Schlussduett.
Götterdämmerung – Az istenek alkonya
Vorspiel: Siegfried und Brünnhilde. Foto: Attila Nagy
Der Prolog mit den Nornen ist sehr gut choreografiert, und Anna Csenge Fürjes als Erste, Judit Németh als Zweite und Polina Pasztircsák als Dritte Norn leisten stimmlich Erstklassiges. Pasztircsák singt auch eine sehr gute Gutrune. Im Vorspiel lässt Ádám Fischer ein große Steigerung im Graben erklingen, bis die Sonne über die Brünnhilde-Felsen in C-Dur aufgeht. Ein leuchtender hochemotionaler Dialog zwischen Catherine Foster als Brünnhilde und Stefan Vinke als Siegfried folgt. Bei ihrem hohen C am Ende könnte man fast die Schuhsohlen wechseln, ebenso wie bei jenem hohen C von Stefan Vinke zu Beginn des 3. Aufzugs auf „Hoihe!“ Das macht ihm in der Tat niemand nach! Die Gibichungen sehen wir vor einer New Yorker Hochhauslandschaft, Károly Szemerédy ist ein Gunther mit gutem Bariton. Petra Lang kann als Waltraute aber nicht so wie gewohnt überzeugen. Ihre Gesangstechnik und Tonbildung weicht so stark von der aller Übrigen ab, dass dies besonders augenfällig im Dialog mit Catherine Foster als Brünnhilde wird. Die Töne wirken irgendwie aufgesetzt, nicht grade heraus, auch zu guttural. Die Szene findet vor einem verschneiten Hochgebirge statt, Walhall hat seine Aktivitäten beendet und harrt des Endes…
Wenn Gunter Brünnhilde überwältigt, sehen wir oben zwei als große Raben verkleidete Personen, die auch später immer wieder die Szenerie beäugen, auch aus dem Rang. Im 2. Aufzug lässt Albert Dohmen seine große Stimmkultur als Hagen erkennen. Was hat man von ihm nicht schon für große Wotane gehört! Das Zwiegespräch mit Alberich Schmeckenbecher wird so fast zu einem Wagnerschen Belcanto-Ereignis. Auch in der „Götterdämmerung“ singen bis auf Petra Lang alle recht wortdeutlich. Im 3. Aufzug sieht man in der Rheintöchter-Szene, wie ein toter Wolf ins Wasser des Rheines fällt und untergeht – starker Symbolismus für den bevorstehenden Untergang Walhalls. Das Wasser ist nun auch total verschmutzt. Leider kommen die Mannen wie schon zuvor wieder mit ihren albernen Pappmasken und Papierschürzen. Im Hintergrund sind aus dem Wasser heraus Hochhäuser zu sehen, also Verschwimmen von Mythos und Realität…?! Hagen tötet Siegfried mit einem harten Schlag auf den Rücken. Und Catherine Foster setzt zu ihrem umwerfenden Schlussgesang an, während die Rheintöchter die Rückkehr des Goldes in den Rhein feiern. So etwa wollte es doch Wagner auch, oder nicht?!
Brünnhildes Schlussgesang. Copyright: Attila Nagy
Nicht nur die zeitweise stark veränderte Optik und Theatralik dieser Wiederaufnahme machten diesen „Ring“ zu einem Erlebnis der besonderen Art und bestätigten mit der musikalischen Leistung des Ungarischen Radiosymphonieorchesters unter der überaus Wagner-erfahrenen Hand von Ádám Fischer, dass die Wagner-Tage in Budapest nach Bayreuth das zweitbedeutendste Wagner-Festival sind. Vier großartige „Ring“-Tage gehen zu Ende. Im kommenden Jahr kommt wahrscheinlich wieder einer, oder gar zwei…
Klaus Billand
Applausfotos
Applaus nach dem 1. Akt Walküre. Foto: Klaus Billand
Die Rheintöchter. Foto Klaus Billand
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NÜRNBERG/ 25% mehr Konzertbesucher:innen als vor der Pandemie beim 71. Musikfest ION
Trotz Pandemie und Krisenszenarien in der Musikwelt endete das Nürnberger Festival mit großem Erfolg, zahlreichen
ausverkauften Konzerten und insgesamt deutlich gestiegenem Publikumsinteresse.
Das Oratorium Paulus von Felix Mendelssohn Bartholdy in der ausverkauften Kirche St. Lorenz war der fulminante Schlusspunkt hinter einem überaus erfolgreichen Festivaljahrgang. Am 3. Juli endete das 71.Musikfest ION mit einer Steigerung der Besucherzahlen in den Konzerten um 25% gegenüber dem vorpandemischen Jahrgang 2019.
„In Krisenzeiten haben wir nicht aufgegeben, sondern haben in neuen Beziehungen zu Künstler:innen, Förderern und Partnern das Festival reformiert und uns personell und inhaltlich neu aufgestellt. Dabei sind wir verstärkt in den Dialog mit der Stadtgesellschaft Nürnbergs und der Musikszene in Deutschland gegangen. Wir haben vielfältige Ermöglichungsräume geschaffen und mit Musik Hoffnung gestiftet und Trost gespendet. Die altehrwürdige Orgelwoche transformiert sich seit 2019 zum Musikfest ION. Dieses neue Festival hat dem Publikum dieses Jahr Glück geschenkt und Begeisterung und Freude entfacht. Wir haben die Menschen in Nürnberg und aus ganz Deutschland mit unglaublich großem Zuspruch erreicht.
Die Menschen konnten zuhören, voneinander lernen, mitsingen und mitdiskutieren. So entstand ein lebendiges, leidenschaftliches und zeitgemäßes Musikfest. Es ist unglaublich, wie die Stadt Nürnberg vibriert hat!“ So resümiert Moritz Puschke, der Geschäftsführende Intendant des Musikfests ION diesen Jahrgang.
Der 71. Jahrgang stand unter dem Motto ALL YOU NEED IS… Gemeinsam mit zahlreichenKünstler:innen begaben sich die Festivalmacher:innen und das Publikum musikalisch auf die Suche danach,was zählt. Was brauchen wir? Oder was sollten wir tun? Antworten waren zum einen Gipfelwerke derMusica Sacra wie etwa Händels Messiah, das Requiem von Johannes Brahms oder Bachs h-Moll-Messe undJohannespassion. Allerdings wurden etliche dieser ikonischen Werke in neuen Lesarten, in Bearbeitungen undKontextualisierungen dargeboten und mit der Gegenwart verknüpft. So erklang Bachs h-Moll-Messe als Missaminiatura in einer Bearbeitung von Elina Albach, verknüpft mit poetischen Interventionen des SchweizerSpoken Word Artists Jürg Halter.
Zum anderen gehört es zur neuen Festivalarchitektur, Teilhabe und Vertiefung zu ermöglichen. Dafürwurde das FORUM des Musikfests ION ins Leben gerufen, maßgeblich gefördert durch dieZukunftsstiftung der Sparkasse Nürnberg. Damit wird das Musikfest ION zur Plattform für die Musik inihrer Aufführung, Entwicklung, praktischen Anwendung und theoretischen Reflexion. Es ist ein Ort für‘sWeiterdenken, Vertiefen, Debattieren und Ausprobieren. Ein Musikfest, das die Gegenwart aufnimmt unddie Zukunft mitgestaltet. 230 Kinder eröffneten in gleich zwei ausverkauften Konzerten das 71. MusikfestION.
Unter der Leitung von Friedhilde Trüün wurde das Projekt SingBeethoven in St. Lorenz verwirklicht. Die Stars von VOCES8 aus England begeisterten nicht nur beim Messiah von Händel am 25. Juni, sondern arbeiteten mit der Kinder- und Jugendkantorei Nürnberg zusammen und präsentierten sich imgemeinsamen Werkstattkonzert. Es war der erste öffentliche Auftritt der Kinder, nachdem der Chor kurz vor der Corona-Pandemie gegründet worden war. Ein Meisterkurs „Improvisieren auf Tasteninstrumenten“mit dem Organisten Martin Sturm und dem Pop-Musiker Hansi Enzensperger eröffnete gänzlich neue Methoden und Klangmöglichkeiten. Hinzu kamen Workshops wie etwa „Social Media fürMusikschaffende“, Künstlergespräche und Vorträge unter anderem zu „Judenbildern in Oratorien und
Passionen.“
Und schließlich wurde die neue Konzertreihe NIGHTFLIGHT ins Leben gerufen. Vier Nachtkonzerte,jeweils 23 Uhr in St. Martha, präsentierten Musik von Klassik bis Pop in einem besonderen Setting. Den Auftakt machte die polnische Pianistin Hania Rani in der ausverkauften Kirche. Weiterhin waren das Eliott Quartett mit dem Lichtkünstler Laurenz Theinert, die Pianisten Markus Becker und Johannes Nies sowie Pantha du Prince zu erleben.
Das 72. Musikfest ION findet vom 23. Juni bis zum 2. Juli 2023 statt.
Für die Unterstützung und das Vertrauen dankt das Musikfest ION von Herzen:
Öffentliche Förderer:
Freistaat Bayern
Stadt Nürnberg
Bezirk Mittelfranken
Hauptsponsor:
Sparkasse Nürnberg
Förderer:
Zukunftsstiftung der Sparkasse Nürnberg
Freundeskreis der ION e.V.
I.K. Hofmann Stiftung
Patronat der ION
Evangelische und Katholische Kirche in
Nürnberg und Bayern
Sponsor:
Evangelische Bank
Medienpartner:
Bayerischer Rundfunk – BR Franken
Evangelischer Presseverband
neue musikzeitung
Nürnberger Nachrichten
Curt