CD-Rezension:
Gustav Mahler
Symphonie Nr. 7
Symphonieorchester des
Bayerischen Rundfunks
Bernard Haitink
BR Klassik 900209
von Peter Sommeregger
Unter den mittleren Symphonien Gustav Mahlers nimmt die 7. eine Ausnahmestellung ein, wollte der Komponist sie doch als Werk vorwiegend heiteren Charakters verstanden wissen.
Die zwei als Nachtmusik I und II bezeichneten Sätze entstanden deutlich vor den sie später einrahmenden Abschnitten der Symphonie. Die erste Nachtmusik soll unter dem Eindruck von Rembrandts „Nachtwache“ entstanden sein, spielt mit beständigem Wechsel zwischen hell und dunkel.
Die zweite hat dagegen den Charakter einer nächtlichen Serenade, die man als musikalisches Liebeswerben deuten kann. Die sie umschließenden Sätze sind bei aller für Mahler typischen orchestralen Monumentalität weitgehend frei von depressiven Stimmungen. Speziell der finale Satz, der als Allegro moderato endet, malt freundlich positive Farben. Zwischen der depressiv tragischen 6. und der jeden Rahmen sprengenden 8. Symphonie gönnte sich Mahler diese Atempause, die sich doch von den anderen Symphonien deutlich abhebt.
Die Veröffentlichung des Konzertmitschnittes vom Februar 2011 aus der Münchener Philharmonie am Gasteig stellt eine Hommage an den 2021 verstorbenen Dirigenten Bernard Haitink dar, der mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks bereits seit dem Jahr 1958 eine enge künstlerische Verbindung pflegte. Über sechs Jahrzehnte leitete Haitink das Orchester in unzähligen Konzerten, unter seiner Stabführung entstanden auch zahlreiche Einspielungen für die Schallplatte, u.a. eine komplette Aufnahme von Richard Wagners „Ring des Nibelungen“.
Die Symphonien Gustav Mahlers gehörten zu Haitinks Kernrepertoire, auch mit dem Münchner Orchester hat er sie mehrfach aufgeführt. Nach und nach erscheinen die Mitschnitte dieser Konzerte nun auf dem hauseigenen Label, zur Freude der immer noch zahlreichen Verehrer Haitinks. Im Jahr der vorliegenden Aufnahme war beim Dirigenten noch nichts von Abschiedsstimmung zu bemerken, mit dem für Mahlers Symphonik so wichtigen langen Atem malt Haitink den farbenreichen Charakter dieser Symphonie liebevoll aus. Man realisiert erneut, welche Lücke der Rückzug des Dirigenten aus dem Konzertbetrieb 2019 geschaffen hat. Seinen Nachruhm fördern solche Publikationen, und halten die Erinnerung an einen großen Künstler wach.
Peter Sommeregger, 13. Juni 2023, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
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