Rheingold 2023 © Enrico Nawrath, Bayerische Festspiele
Einen wahrhaftigen Wagner-Klang lässt Pietari Inkinen bei seinem Rheingold-Debüt durch das Festspielhaus donnern, herausragende Stimmen komplettieren das weltweit einzigartige Bayreuth-Erlebnis schlechthin. Die Regie bleibt halt… ja mei, wie’s halt so is. Freie Plätze – einst rar wie das Rheingold – gab es auch noch ein paar… sind die habituellen Regie-Buh-Rufer diesem Abend vielleicht ferngeblieben?
Festspielhaus Bayreuth, Bayreuther Festspiele, 26. Juli 2023
Das Rheingold
Vorabend zum Bühnenfestspiel Der Ring des Nibelungen
Musik und Libretto von Richard Wagner
von Peter Walter
Pietari Inkinen lässt sich von dem Grabendeckeldämpfer nicht beeindrucken. Die Riesen trampeln durch das Festspielhaus, die Wagner-Tuben lassen den heiligen Grünen Hügel in den Walhall-Himmel hinauf schweben. Endlich kann man auch in Bayreuth mal so richtig schön in den Leitmotiven des Rheingolds baden gehen. So, wie es sich für die Wagner-Experience gehört.
Mit drei Jahren pandemiebedingter Verspätung debütiert der finnische Dirigent nun endlich im Ring auf dem Grünen Hügel. Und führt das Festspielhaus mit einem orchestralen Triumphzug zurück an die musikalische Spitze der Wagner-Welt!
Das Festspielhaus schwimmt mit dem Horn-Oktett in die zauberhaften Tiefen des Rheins. Dorthin, wo Evelin Novaks’ wunderbare Woglinde das Publikum in der göttlichen Welt des Gesamtkunstwerks begrüßt. Drei verzaubernde Rheintöchter machen mit strahlenden Stimmen Lust nicht nur auf die äußerst amüsant gestaltete Szene, sondern auch auf die kommenden vier Tage an deftiger Musik. Wenn das so weiter geht, ist selbst die Götterdämmerung viel zu schnell vorbei…
Und neben ihnen ist der weltbeste Alberich – ein bis vor einem Jahr völlig unbekannter Isländer namens Ólafur Sigurdarson – zurück im weltbesten Wagner-Haus. Mit Knarre im Gürtel entführt er das Rheingold, in dieser Fassung ein Kind. Seine donnernde, röhrende Stimme beherrscht mit Tyrannei seinen Bruder Mime wie die Nibelungen. Das ist mal ein Bösewicht par excellence, der Ring-Antagonist schlechthin! Hoffentlich steigt auch er bald zum Wotan auf…
Womit wir beim Göttervater selbst wären. Nun stand mit Tomasz Konieczny auch beim Rheingold der beste Wotan der Welt auf der Bühne und Mann, war der in Form! Mit viel Kraft und Macht herrscht er über Walhall. Verträge sind ihm egal, er ist stärker, sein Speer gibt ihm recht. Den Ring muss er haben, den Ring kriegt er auch. Denn Walhall gehört ihm allein. So grüßt man die Burg, sicher vor Bang und Graun’! Hoffen wir, dass sein Schlussmonolog ihm in der „Walküre“ etwas differenzierterer gelingt als letztes Jahr, dass er nun Brünnhilde auch lieben gelernt hat.
Diesem herausragenden Möchte-gern-Machthaber stand stimmlich eine überragende Fricka gegenüber. Christa Mayer sang die äußerst intellektuelle Göttervater-Ehefrau, als wäre sie die Meisterin im Haus. Mit rundem, warmen Mezzo beherrscht sie die Bühne, erinnert ihren größenwahnsinnigen Gemahl stets an seine Pflichten. Und mit welch einer mächtigen Autorität sie das kundtut. Das ist mal ein wahrer Showstopper!
© Enrico Nawrath
Auch Wotans größte Rivalen auf dem Rücken der Erde, Fafner (Tobias Kehrer) und Fasolt (Jens-Erik Aasbø), machen ihm das Leben nicht leicht. Zwei bärenstarke Bässe fordern ihren Lohn genauso stark, wie sie die Burg einst bauten. Letzterer hat auch noch ein Auge für Frickas Schwester Freia offen, Aasbø zeigt hier auch noch die lyrisch liebende Seite seiner Stimme.
All das wollen Freias Brüder Froh (Attilio Glaser) und Donner (Raimund Nolte) nicht dulden, versuchen ihrer hilflosen Schwester vergeblich zu helfen. Für die beiden Mini-Rollen waren zwei absolute Luxusbesetzungen im Einsatz. Beide hätten die Riesen locker nieder gesungen, wäre Wotan nicht eingeschritten…
Nicht mithalten mit dem allesamt haushohem Sänger-Niveau konnte leider Daniel Kirchs Loge. Dem eigentlich intellektuellen Kopf dieser Oper war seine List schwer abzunehmen, viel Charakter war in seinem ungewohnt dunkel gefärbten Loge leider nicht zu finden. Zu allem Überfluss hatte er am Ende auch noch größere Koordinationsprobleme mit dem Orchester, rannte dem Graben ein gutes Stück voraus. Welchem Ende eilt er denn zu?
Bleibt noch Valentin Schwarz’ Inszenierung. Die wurde letztes Jahr bereits ausgiebig und kontrovers diskutiert – im Saal wie auch außerhalb. Und nein, auf den Kopf gestellt hat der österreichische Regisseur (geboren 1989 in Altmünster, Oberösterreich) seine umstrittene Regiearbeit auch nach dem Götterdämmerungs-Buhgewitter nicht. Sein Rheingold bleibt ein Sammelsurium an kuriosen bis lächerlichen Einfällen. Und der Musik rennt er stets hinterher. Das Tarnhelm-Motiv wirkt wie fehl am Platz, verwandeln tut sich da gar nix…
Doch anders als im letzten Jahr wurde die Regie – noch – nicht ausgebuht. Anscheinend sind die habituellen Buh-Rufer diesem Ring ferngeblieben. Wollten die vielleicht auf den – für Bayreuther Verhältnisse – sehr zahlreichen freien Plätzen sitzen?
Dazu kann ich nur sagen: Wer diesem Rheingold fernbleibt, ist selber schuld. Die musikalische Exzellenz des Abends stellt die Inszenierung bei weitem in den Schatten!
Peter Walter, 27. Juli 2022 für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
Richard Wagner, Parsifal Bayreuther Festspiele, 25. Juli 2023 (Eröffnung)
Richard Wagner, Das Rheingold Bayreuther Festspiele, 31. Juli 2022
Werter Autor, nix für ungut aber ich hörte das oberflächlichste Rheingold „meiner Karriere“, die 1960 mit dem Ring in Wien – Karajan begann, gefolgt vom Bayreuther Wieland Ring – Böhm und dann… endlos die Erlebnisse.
Wo sind denn die Sprachlehrer und Korrepetitoren gewesen, die so ein Kauderwelsch auf die Bühne schickten? Nach dem langweiligen Loge Monolog bin ich ausgestiegen. es war fürchterlich. Zum Glück für Bayreuth wird 2024 wenigstens der Dirigent ausgewechselt!
Wenn Sie RING hören, lernen wollen, empfehle ich Ihnen KKK = Keilbert, Kna, Karajan .
Fred Keller