Augmented Phantasy statt Augmented Reality

Parsifal © Enrico Nawrath

Bayreuther Festspiele 2023

PARSIFAL NI – abschließende Betrachtungen – 12. August 2023


von Dr. Klaus Billand

Das Bayreuther Festspielhaus erstrahlt nach der Renovierung fast wieder in altem Glanz, zumindest äußerlich. Weniger erstrahlend war hingegen der neue „Parsifal“ in der Produktion von Jay Scheib mit der Bühne von Mimi Lien, den Kostümen von Meentje Nielsen, dem Licht von Rainer Casper und der hier neu hinzugetretenen sog. Augmented Reality – AR und Videos von Joshua Higgason. Wie man lange im Vorfeld umfang- und blumenreich informiert wurde, ist das Regieteam angetreten, mit der Neuerung, hier Augmented Reality vorzuführen, das heißt diesen „Parsifal“ erleben zu lassen – ursprünglich gedacht für das gesamte Festspielhaus – durch sogenannte AR-Brillen, die man also aufsetzt und in denen man zusätzliche Handlungselemente sieht im erweiterten Rund des Festspielhauses. „Bayreuther Festspiele 2023, Parsifal NI
klassik-begeistert.de, 9. Oktober 2023“
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Festspielluft IX: Die musikalisch grandiosen Bayreuther Festspiele 2023 schließen mit einer satten Dosis Vorfreude!

Tannhäuser 2023, Bayreuther Festspiele © Enrico Nawrath

Viel zu schnell gehen die Bayreuther Festspiele auch 2023 leider schon wieder zu Ende. Zeit, einmal die zahlreichen Stärken und wenigen Schwächen auf dem Grünen Hügel zu reflektieren.

von Peter Walter

Sternstunden gab es letztes Jahr schon viele, dieses Jahr noch mehr:

  1. Katharina Wagners Nase für Neues

Die Verantwortlichen hatten dieses Jahr auf einige künstlerische Experimente gesetzt. Das gehört absolut dazu und darf auch mal schief gehen. Aber Katharina Wagner scheint ein richtig fein gestimmtes Ohr für neuen KünstlerInnen zu haben: Die Namen Oksana Lyniv, Elisabeth Teige oder nun Nathalie Stutzmann waren vorher – wenn überhaupt – nur in Insider-Kreisen ein Thema, nun halten sie die musikalischen Leuchttürme dieses Hauses fest mit hoch im Himmel. Weiter so!

  1. Die Umbesetzungen

Ganze 11 Hammerpartien – darunter vier Titelpartien – wurden in den Wochen und Monaten vor der Premiere teilweise sehr kurzfristig umbesetzt.  Von Elīna Garančas Kundry bis hin zu Günther Groissböcks Landgraf zeigt sich: In Bayreuth singt selbst die Einspringer-Besetzung alle anderen Häuser in Grund und Boden. Das ist die wahre Klasse dieses Hauses!

  1. Nathalie Stutzmann

Auch die zweite Dirigentin der Festspielgeschichte, Nathalie Stutzmann, verdient eine eigene Lobeshymne. Einfach unglaublich, was sie aus diesem Tannhäuser rausholt. Ihr Orchester schwebt auf dem Pilgerchor und flirrt im schimmernden Schein des Venusbergs. Das Ganze klingt wahrhaftig nach einer Tannhäuser-Sinfonie, die der beste Tannhäuser der Welt, Klaus Florian Vogt, nun begleiten darf. Und wieder einmal muss sich der Wagner-Gott Christian Thielemann sehr warm anziehen… „Festspielluft IX: Die grandiosen Bayreuther Festspiele 2023…
klassik-begeistert.de, 11. September 2023“
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Festspielluft VIII: Geschmückt mit Richard Wagners Bild

Foto © Elisabeth von Pölnitz-Eisfeld

von Peter Walter

Einer der wichtigsten Leitmotive bei den Festspielen 2023 stammte gar nicht von Richard Wagner selbst. Und hatte auch nie was mit Musik zu tun – zu mindestens nicht direkt. Nein, es geht um eine Skulpturenausstellung. Und das mitten im Festspielpark! „Festspielluft VIII: Geschmückt mit Richard Wagners Bild
klassik-begeistert.de, 11. September 2023“
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Wagner Plakate-Ausstellung in der Stadtbibliothek Bayreuth

© Frank Piontek

Wagner Plakate-Ausstellung in der Stadtbibliothek Bayreuth vom 25. Juli bis 25. August 2023

von Dr. Klaus Billand

Noch zur Wagner Plakate-Ausstellung im Alten Schloss Bayreuth – Juli-August 2022:

Der KULTURBRIEF der Bayreuther Buchhandlung Breuer & Sohn zur Bayreuther Wagner Plakate-Ausstellung 2022, von Dr. Frank Piontek – August 2023:

https://www.kulturbrief.de/wie-hoer-ich-das-licht/

Im Festspielsommer 2023 konnte man diese schönen Objekte 1:1 an zwei Bayreuther Standorten bewundern : 1. In der Stadtbibliothek Bayreuth RW 21 (zu den normalen Öffnungszeiten), dort im 1. Stock und im Untergeschoss – 42 Plakate, und 2. bei „Frau Müller echt feines Zeug“, ein Gourmet-Restaurant in der Maximilianstr. 17, wo es ausschließlich um „Parsifal“ ging, (wegen der Neuinszenierung 2023) – 13 Plakate.

Die Sammlung ist nicht allein sehr schön, sondern auch sehr wertvoll.

Ich frage mich seit Langem, wo sie einmal verwahrt werden wird, um der Öffentlichkeit entweder dauerhaft präsentiert zu werden oder zumindest in den Händen einer staatlichen Sammlung, eines Museums oder eines speziellen, der Öffentlichkeit verpflichteten Archivs gesichert zu werden.

Mir fielen da einige Institutionen ein – mal sehen, was wird.

Wie es auf einem der Plakate bei Frau Müller so schön heißt:

„Einzigartiges wahren“ – und die Sammlung IST einzigartig.

Die Herren müssten sich nur mal zusammensetzen…

Beste Grüße aus Bayreuth!

Frank Piontek

Die Wagner Plakate-Ausstellung in der Stadtbibliothek Bayreuth RW 21 wurde im Zeitraum vom 25. Juli bis 25. August 2023 von etwa 5.500 Besuchern gesehen, also etwa 185 pro Tag.

Information der Stadtbibliothek

Zwei starke Vorstellungen beenden die Bayreuther Festspiele 2023

Tannhäuser 2023 © Enrico Nawrath, Bayreuther Festspiele

Der diesjährige Festspielbesuch bescherte mir nicht nur die „Dernieren“ des Parsifal und des Tannhäuser

von Patrik Klein

Die Bayreuther Festspiele 2023 sind zu Ende.

Fulminant gingen sie zu Ende mit einem atemberaubenden Chor und Orchester und einem insgesamt gut disponierten Ensemble (über die Leistungen der Elisabeth und des Tannhäusers konnte man gewiss geteilter Meinung sein – und das tat man dann auch in den Pausen, wie es sich in Bayreuth gehört). „Richard Wagner, Parsifal, Tannhäuser
Bayreuther Festspiele, 27. & 28. August 2023“
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Bayreuth: Andreas Schager haut das Festspielhaus mit seinem Stahlkraft-Siegfried völlig vom Sockel

Siegfried 2023 © Enrico Nawrath

Dieser Heldentenor fürchtet weder Wotan Speeres Spitze noch vorwärtsdrängende Orchesterklänge. Trommelfelle schwingen, Ambosse klingen: Zusammen mit Pietari Inkinens furiosem Orchester und Daniela Köhlers brillanter Brünnhilde haut Andreas Schagers Siegfried die Stimmung im Bayreuther Festspielhaus völlig vom Sockel. Nur für das Regie-Team um Valentin Schwarz gibt es nach wie vor heftige Buh-Rufe. Ausnahmsweise mal zu Unrecht!

Festspielhaus Bayreuth, Bayreuther Festspiele, 24. August 2023

Siegfried
Musik und Libretto von Richard Wagner

von Peter Walter

Anscheinend hat Andreas Schager – der schon in den letzten Vorstellungen mit seiner Stahlkraftstimme immer wieder furchtlos das Festspielhaus dominiert hat – den richtigen Turbo nochmal für den Festspielschluss angespart. Denn an seinem drittletzten Bayreuth-Auftritt dieses Jahr schmeißt er alles heraus, was er an Stahlkraftstimme in seinen Lungen die letzten Tage und Wochen eingelagert hatte. Als halbtrunkener Jugendlicher hopst er mit seinem Schwert über die Bühne und findet seine Gesellen vielmehr in stimmlichen Bären als gewöhnlichem Operngesang.  „Richard Wagner, Siegfried
Bayreuther Festspiele, 24. August 2023“
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Dieser Parsifal goutiert sich wesentlich angenehmer ohne als mit Brille... und vor allem ohne Applaus mitten im Schlussakkord

Parsifal 2023 © Enrico Nawrath

Von Pablo Heras-Casado blumigen Dirigat bis Ekaterina Gubanovas brillanter Kundry, blüht, singt und triumphiert die Musik im Festspielhaus. Auf der Bühne spielt eine spannende Inszenierung von Jay Scheib… die leider von der Operninnovation des Jahres, die AR-Brillen, weitgehend verdeckt wird.

Festspielhaus Bayreuth, Bayreuther Festspiele, 24. August 2023

Parsifal
Musik und Libretto von Richard Wagner

von Peter Walter

Zum Spielzeitende darf auch ich eine der begehrten Parsifal-Brillen aufsetzen. Einmal diese neue Augmented-Reality – auf gut Deutsch auch „Erweiterte Realität“ – Technik,  die seit einem Jahr zum Dauerdiskussionsthema der Opernwelt geworden ist, ausprobieren. Die einen mögen’s, die anderen eher nicht so. Und dann gibt es die, die sich zum ExpertInnen in dieser Sache erklären, ohne je so eine Brille auf dem Kopf gehabt zu haben! „Richard Wagner, Parsifal
Bayreuther Festspiele, 24. August 2023“
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Wagnerisches Gesamtkunstwerk findet auch in Zeiten des überbordenden Regietheaters Anklang!

Roland Schwabs nur vier Mal vor ihrem diesjährigen Bayreuther Ende gespielte Corona-Joker-Inszenierung von „Tristan und Isolde“ offenbarte nachdrücklich, dass eine aus dem Stück und der Musik heraus erarbeitete Interpretation in ansprechenden Bühnenbildern beim Publikum noch auf ein gutes Gespür für die Intensität von Wagners Musikdramen stößt, wenn sie nach seiner Idee des Gesamtkunstwerks in Szene gesetzt und ein Einklang zwischen Musik, Optik und Gesang erreicht werden. Diese Publikumspräferenz sollte man nicht unterschätzen.

Die Eindrücke von Dr. Klaus Billand als YouTube-Video

Dr. Klaus Billand, 23. August 2023, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

Tannhäuser in Bayreuth: Nathalie Stutzmann vereint Orchester und Bühne zu einer musikalischen Seele

Nathalie Stutzmann, Foto: Stephanie Slama

Selten hat eine Tannhäuser-Aufführung dermaßen bewegt und berührt. Klaus Florian Vogt jongliert die Titelpartie mit links und korrigiert nebenbei noch einige Versehen der Regie.  Ekaterina Gubanovas Gesang sprengt nahezu alle bisher gesetzten Venus-Standards, Nathalie Stutzmann vereint Orchester und Bühne zu einer musikalischen Seele.

Festspielhaus Bayreuth, Bayreuther Festspiele, 20. August 2023

Tannhäuser
Musik und Libretto von Richard Wagner

von Peter Walter

Man sieht es ihm an. Tannhäuser sitzt im Bus und soll singen – „Stets soll nur dir mein Lied ertönen“ wortwörtlich hinter einer Glasscheibe. Damit ist er nicht zufrieden. Lange hält er es nicht aus, mitten im Lied büxt er aus seinem akustischen Käfig einfach aus und ruft „Nach Freiheit dürste ich“ lautstark aus seinem heruntergekurbeltem Autofenster ins Publikum. Als hätte er die Inszenierung einfach satt und würde die Regie nun selbst in die Hand nehmen. So singt man einen freiheitshungrigen Tannhäuser! „Richard Wagner, Tannhäuser
Bayreuther Festspiele, 20. August 2023“
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Augmented Phantasy statt Augmented Reality in Bayreuth

 – der neue „Parsifal“ offenbart die Unzulänglichkeit des Brillenexperiments für die Oper…

Der neue „Parsifal“ bei den Bayreuther Festspielen 2023, der vom amerikanischen Bühnenregisseur, Dramatiker und Künstler Jay Scheib in den Bühnenbildern von Mimi Lien, den Kostümen von Meentje Nielsen mit der vermeintlichen Neuerung der Augmented Reality (AR) durch das Aufsetzen einer Spezialbrille inszeniert wurde, geriet für viele der begrenzten Zahl von Trägern solcher Brillen zu einer herben Enttäuschung.

Die Eindrücke von Dr. Klaus Billand als YouTube-Video
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https://youtu.be/bzw6J488B6M
Dr. Klaus Billand, 17. August 2023