Christian Thielemann © Matthias Creutziger
Für Sie in den Zeitungen gefunden
DIE FREITAG-PRESSE – 29. SEPTEMBER 2023
Berliner Staatsoper Unter den Linden
Christian Thielemann folgt auf Barenboim: „Vom Weihnachtsoratorium bis zum Happening“
Die Position des Generalmusikdirektors an der Staatsoper Unter den Linden ist die wichtigste Personalie, die der Hauptstadt-Kultursenator im Bereich der klassischen Musik besetzen kann. Sicher, die Berliner Philharmoniker stehen im internationalen Ansehen noch höher – doch die sind seit ihrer Gründung basisdemokratisch verfasst und bestimmen selbst, wer ihr musikalischer Leiter sein soll. In einem komplizierten Abstimmungsprozess, der durchaus an die Papstwahl erinnert und beim letzten Mal erst im zweiten Durchgang zur Nominierung von Kirill Petrenko führte.
Tagesspiegel.de
Christian Thielemann an der Staatsoper Berlin: Wird das gutgehen?
Christian Thielemann wird Generalmusikdirektor. Was sagt uns sein erster gemeinsamer Auftritt mit der neuen Intendantin Elisabeth Sobotka?
Berliner Zeitung
Reaktionen auf Thielemanns Ernennung in Berlin Wohlwollend bis vernichtend
Thielemann wird Chef an der Berliner Staatskapelle. Überrascht ist davon kaum jemand. Allerdings sind sich die meisten Kommentatoren einig: Falsche Entscheidung! Wir haben einige Reaktionen gesammelt.
BR-Klassik.de
Künftiger Chef der Berliner Staatsoper: Christian Thielemann ist eine Projektionsfigur für Linke wie Rechte
In der „Welt“ äußert sich der künftige Generalmusikdirektor der Staatsoper Unter den Linden zu Vorwürfen, er habe eine antisemitische Haltung. Er wittert eine Intrige. Was Christian Thielemanns politische Ansichten angeht, gibt es viele Gerüchte und wenige konkrete Anhaltspunkte. So unwahrscheinlich es ist, dass er sich im linksliberalen Spektrum zu Hause fühlt – für die Beurteilung seines Formats als Dirigent ist dies völlig unmaßgeblich. Wie kann es also sein, dass er regelmäßig ins Kreuzfeuer der Lager gerät?
Tagesspiegel.de
Christian Thielemann beerbt Daniel Barenboim
Der Nachfolger von Daniel Barenboim steht fest: Christian Thielemann ist der neue Generalmusikdirektor der Berliner Staatsoper. Er kennt die Staatskapelle bereits gut.
Deutschlandfunk.de
Thielemann: der Alternativlose
Neun Monate hat Berlin gebraucht, um einen Nachfolger für Daniel Barenboim als Generalmusikdirektor der Staatsoper zu ernennen. Nun wird es, wie erwartet, Christian Thielemann. Die ideologischen Scharmützel hätte sich die Stadt sparen können: Es geht immer noch darum, was ein solches Amt verlangt.
Die Welt.de
Hamburg
Hamburg: Mit Isabelle Faust lässt sich auch das Ligeti-Violinkonzert federleicht goutieren!
Ligeti: Concert Românesc & Violinkonzert / Mozart: Klavierkonzert & »Jupiter«-Sinfonie
Von Johannes Karl Fischer
Klassik-begeistert.de
Waltraud Meier über ihren Bühnenabschied: „Go with the Flow!“
Sie ist eine der größten Sängerinnen der letzten Jahrzehnte, eine Würzburgerin, die Weltkarriere machte. Jetzt, mit 67, steht Waltraud Meier vor ihrem Bühnenabschied. Eine sehr bewusste Entscheidung, wie sie im Interview sagt.
BR.Klassik.de
Orchester des Jahres: Bayerisches Staatsorchester gewinnt Kritiker-Umfrage
42 Kritikerinnen und Kritiker haben bei der jährlichen Umfrage der „Opernwelt“ abgestimmt – und das Bayerische Staatsorchester zum Orchester des Jahres gewählt. An der Staatsoper darf man sich sogar noch über mehr Auszeichnungen freuen.
BR-Klassik.de
Operntrend: Die Wiederbelebung einer ziemlich toten Leiche
Die französische Grand Opéra galt lange als die unmöglichste Form des unmöglichen Kunstwerks Oper. Verzopft, wunderlich, abgedreht und Sänger dafür gabs auch keine. Inzwischen hat sich alles geändert. Die große Oper ist wieder in.
Die Welt.de
Wien/Kammeroper
Operntragik mit „Denis & Katya“
Mühsame Premiere von Philip Venables Oper an der Wiener Kammeroper in der Regie von Marcos Darbyshire
https://www.derstandard.at/story/3000000188976/operntragik-mit-denis-katya
Linz
Freischütz: Eine einzige Teufelei
DrehpunktKultur.at
Berlin
Kommentar | Staatsoper Berlin
Thielemann als Barenboim-Nachfolger: Es passt
rbb24.kultur.de
Frankfurt
Die OPER FRANKFURT ist „Opernhaus des Jahres“
Ergebnisse der Kritikerumfrage 2023 im Jahrbuch der Zeitschrift OPERNWELT
FrankfurterRundschau.de
Liederabend mit Paula Murrihy an der Oper Frankfurt – Mit der Goldwaage
Frankfurter Rundschau.de
Freiburg
Faszinierend intensiv: Teodor Currentzis und das SWR Symphonieorchester in Freiburg
bachtrack.com.de
Links zu englischsprachigen Artikeln
Berlin
Christian Thielemann picks up baton as director of Berlin State Opera from old rival
TheGuardian.com.music
Prag
Popelka leads a fiery finish for Dvořák’s Prague
bachtrack.com.de
Krumlov
Česky Krumlov 2023 Review:
L’Echo Ravvivata Macek & Vrbová Oversee a Baroque Rarity in Special Venue
https://operawire.com/cesky-krumlov-2023-review-lecho-ravivvata/
London
L’Elisir d’Amore, Royal Opera House review
culturewhisper.com.opera
Glowing Wagner and Mahler’s Fourth from Vladimir Jurowski and the Bayerisches Staatsorchester TheOperatoday.com
New York
Review: ‘Dead Man Walking’ Opens a Met Season Heavy on the New As part of its push to stage more contemporary works, the company has turned to one of the most widely produced operas of the 21st century.
TheNewYork.Times.com
“Dead Man Walking” powerfully opens Met season, video excess apart
TheNewYork.classical.review
‘Dead Man Walking’ finally makes its arresting Met debut
Mezzo-soprano Joyce DiDonato shines in Jake Heggie’s operatic adaptation of Sister Helen Prejean’s best-selling memoir
washington.post.com
A vision of Death Row: Jake Heggie’s Dead Man Walking opens the Met season
bachtrack.com.de
Metropolitan Opera 2023-24 Review: Dead Man Walking
https://operawire.com/metropolitan-opera-2023-24-review-dead-man-walking/
Double take
German opera-director Claus Guth has reimagined Schwanengesang as a series of scarred soldier’s visions in Doppelgänger, showing this week in at the Park Avenue Armory.
https://parterre.com/2023/09/26/double-take/
Calgary
Calgary Opera Names New General Director & CEO
https://operawire.com/calgary-opera-names-new-general-director-ceo/
Recordings
The English Tenor: a debut disc from Scott Robert Shaw
operatoday.com
Film/TV
Hollywood-Streik
Österreicher im Schauspielstreik: „Ich kellnere weiter“
Die Drehbuchautoren haben sich mit den Studiobossen geeinigt, die Schauspieler streiken weiter. Die Macht der Gewerkschaft ist groß – zugleich können viele Mitglieder vom Schauspiel gar nicht leben.
DiePresse.com
„Harry Potter“
Er verkörperte die Weisheit: Dumbledore-Darsteller Michael Gambon ist tot
Der britisch-irische Schauspieler übernahm die ikonische Rolle ab dem dritten Teil. Er sah sich selbst nicht unbedingt als Charakterdarsteller.
Die Presse.com
Österreich
Kinozahlen: Kritische Kurz-Doku hat „Kurz – der Film“ bald eingeholt
Nach einer Woche wird „Projekt Ballhausplatz“ bereits gleichauf bei den verkauften Kino-Tickets liegen.
Kurier.at
Maximilian Schell soll seine 14-jährige Nichte missbraucht haben
Wie das deutsche Magazin „Bunte“ berichtet, erhebt Marie Theres Relin in ihrem neuen Buch schwere Vorwürfe gegen ihren Onkel Maximilian Schell. Der 2014 verstorbene Oscar-Preisträger soll seine Nichte im Alter von 14 missbraucht haben.
Kleine Zeitung.at
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Unter’m Strich
Kurz vor Einigung“: Jetzt bremst plötzlich Rom beim Asyl-Pakt der EU
Die Verhandlungen zwischen den EU-Mitgliedstaaten rund um eine EU-Asyl-Krisenverordnung gestalten sich scheinbar schwieriger, als es am Donnerstagvormittag ausgesehen hatte. Nachdem Deutschland in der Früh seine Blockade aufgegeben hatte, meldete Italien Vorbehalte gegen den Kompromisstext an.
KronenZeitung.at
Trotz breiter Empörung
Bundeskanzler Nehammer legt nach: „Ich stehe dazu“. Bundeskanzler Karl Nehammer sieht sich mit Rücktrittsforderungen konfrontiert. Aussagen des ÖVP-Chefs, aufgenommen auf einem Handy in privater Runde, sorgen für ordentlich Empörung. In einer Reaktion darauf wiederholt Nehammer jetzt just genau das, wofür kritische Stimmen eine Entschuldigung gefordert haben.
KronenZeitung.at
Österreich
Fauxpas bei Kampagne: ÖVP wirft Rubel statt Euro ins Sparschwein
„Glaub an dieses Österreich“: Die ÖVP wirbt bei Anti-Teuerungsmaßnahmen-Plakat mit russischer Währung – und ändert jetzt.
Kronen Zeitung
Inseraten-Korruption? „Falter“-Chef Klenk im Visier der WKStA
Der „Falter“ wurde bei der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Untreue und Bestechung angezeigt. Hat die Wiener Stadtzeitung „Falter“ im Gegenzug für Inserate wohlwollend über die Rathaus-SPÖ und die Arbeiterkammer berichtet? Eine entsprechende Anzeige beschäftigt aktuell die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft, berichtet die „Krone“. „Ich kann den Erhalt einer Anzeige bestätigen. Bei einer allfälligen Einleitung eines Ermittlungsverfahrens ist nicht vorgesehen, Beschuldigte zu informieren, um diese nicht vorzuwarnen“, bestätigt WKStA-Oberstaatsanwalt René Rupprecht die Prüfung gegenüber der Zeitung.
Heute.at
Heuer schon über 300.000 Euro Steuergeld für „Falter“
Der „Falter“ meldet zwar keine Auflagendaten, darf sich aber über ein Inseraten-Plus von Stadt (+32,5%), AK und anderen öffentlichen Stellen freuen.
Heute.at
Ab Dezember
25 Mitarbeiter betroffen: Ganze Abteilung in Hofer-Zentrallager schließt
Weißenbach – Im Dezember 2023 wird der Verwaltungsbereich der HOFER-Zweigniederlassung in Weißenbach im Bezirk Villach-Land geschlossen. Betroffen sind 25 Mitarbeiter.
5Minuten.at
INFOS DES TAGES (FREITAG, 29. SEPTEMBER 2023)
Quelle: onlinemerker.com
Oper Frankfurt erneut „Opernhaus des Jahres“ / Auszeichnung in insgesamt vier Kategorien
Bernd Loebe. Foto: Kirsten Bucher
Sie haben es wieder getan. Bereits zum siebten Mal ist die Oper Frankfurt in der diesjährigen Umfrage der führenden Fachzeitschrift „Opernwelt“ zum „Opernhaus des Jahres“ gekürt worden – davon schon sechs Mal unter der Intendanz von Bernd Loebe. Mit dem sicheren Gespür für einen dramaturgisch plausiblen, innovativen und abwechslungsreichen Spielplan sowie die Wahl der richtigen Regisseurinnen und Regisseure für die unterschiedlichsten Werke hat das Haus damit erneut unter Beweis gestellt, dass Oper selbst dort attraktiv sein kann, wo man es auf den ersten Blick nicht unbedingt vermuten würde.
Szenenbild „Die ersten Menschen“ © Matthias Baus
Ein Beispiel ist die „Wiederentdeckung des Jahres“, Rudi Stephans in Vergessenheit geratene Oper Die ersten Menschen aus dem Jahr 1914, die ihre postume Uraufführung 1920 in Frankfurt erlebt hatte und nun, 103 Jahre später, am gleichen Ort unter der musikalischen Leitung des scheidenden Generalmusikdirektors Sebastian Weigle und in der Regie von Tobias Kratzer den Weg auf die Bühne der Oper Frankfurt fand. Auch eines der beiden mit derselben Stimmenanzahl zur „Uraufführung des Jahres“ gewählten Bühnenwerke kam am Main heraus – Vito Žurajs verdichtetes, hochpoetisches Musiktheater Blühen auf ein Libretto von Händl Klaus. Teilen muss der slowenische Komponist diesen Titel mit Charles Tournemire, dessen Oper La Légende de Tristan knapp 100 Jahre nach ihrer Entstehung erstmalig am Theater Ulm zu erleben war. Einigkeit herrschte hingegen bei der Wahl zum „Chor des Jahres“. Wie im vergangenen Jahr ging dieser an den Chor der Oper Frankfurt, der unter seinem Chordirektor Tilman Michael insbesondere für seine herausragenden Leistungen in Georg Friedrich Händels Hercules und Wagners Meistersingern von Nürnberg geehrt wurde.
Mit Dmitri Tcherniakov wurde nach Kirill Serebrennikov 2022 erneut ein russischer Regisseur in der Kategorie „Regisseur des Jahres“ geehrt. Tcherniakov erhielt die Auszeichnung für seine ambitionierte Lesart von Wagners Ring des Nibelungen an der Berliner Staatsoper und vor allem für seine tiefsinnige, luzide und politisch sensible Durchdringung von Sergej Prokofjews ambivalenter Tolstoi-Vertonung Krieg und Frieden an der Bayerischen Staatsoper in München, die zudem zur „Aufführung des Jahres“ gekürt wurde. An der Isar sitzt auch der Seriensieger in der Rubrik „Orchester des Jahres“, das Bayerische Staatsorchester, das 2023 sein 500-jähriges Bestehen feiert. Mit Kirill Petrenko wurde der ehemalige Chefdirigent dieses Klangkörpers, der inzwischen in gleicher Position an der Spitze der Berliner Philharmoniker steht, zum „Dirigenten des Jahres“ gewählt. Ausschlaggebend war Petrenkos feinnerviges und hochdifferenziertes Dirigat der Frau ohne Schatten von Richard Strauss bei den Festspielen in Baden-Baden. Klare Voten gab es in den Rubriken „Sänger des Jahres“ und „Nachwuchssänger des Jahres“. Michael Volle wurde für seine glanzvollen Rollenporträts als Wotan in Wagners Ring und als Hans Sachs in den Wiener Meistersingern gekürt, Konstantin Krimmel für seine herausragenden Darbietungen in den Opern Mozarts, Hosokawas und Haas’ sowie für die Neuaufnahme von Schuberts Liedzyklus Die schöne Müllerin. Den Titel „CD des Jahres“ teilen sich die Einspielung von Dessaus Lanzelot (audite) und Händels Theodora; auch beim Buch des Jahres gab es mit Jörn Peter Hiekels Band Helmut Lachenmann und seine Zeit und Barrie Koskys Hallo, Vorhang auf! zwei Sieger. Als „ungewöhnlichste Opernerfahrung des Jahres“ bewerteten die Kritikerinnen und Kritiker die achtstündige Aufführung von Olivier Messiaens St. Françoise d’Assise an der Oper Stuttgart in der Regie von Anna-Sophia Mahler. „Bühnenbildner des Jahres“ wurde Michael Levine (für Turandot in Amsterdam und Madama Butterfly in Bregenz), „Kostümbildner des Jahres“ Giuseppe Palella (für Alessandro nell’Indie beim Festival Bayreuth Baroque).
Ergänzend zu dieser Meldung der „Opernwelt“ finden Sie hier noch drei Zitate:
Bernd Loebe, Intendant / Geschäftsführer der Oper Frankfurt:
„Die Oper Frankfurt darf sich zum siebten Mal ‚Opernhaus des Jahres‘ nennen und siegt dabei in gleich vier Kategorien. Das ist bei weitem kein Selbstläufer, vielmehr steckt dahinter harte, beharrliche Arbeit, gepaart mit fachlicher und künstlerischer Exzellenz. Ich danke allen Mitarbeiter*innen für den unermüdlichen Einsatz und freue mich über diese phantastischen Auszeichnungen durch die Fachpresse in diesem Jahr. So haben Chordirektor Tilman Michael und sein Kollektiv erneut bewiesen, dass Musiktheater weit mehr ist als ‚nur‘ schön zu singen. Zudem gibt es nicht viele Opernhäuser, die mit gleicher Regelmäßigkeit Uraufführungen in Auftrag geben; bei uns gehören das Neuerfinden und die Bereicherung der Opernliteratur ganz fest mit dazu – diesmal hat der Komponist Vito Žuraj mit Blühen besonders überzeugt. Und nicht zuletzt freut es mich sehr, dass Sebastian Weigle die Entscheidung, zu seinem Abschied die vollkommen unbekannte Oper Die ersten Menschen zu dirigieren, nicht bereut hat, sondern im Gegenteil das Wagnis mit dem Titel ‚Wiederentdeckung des Jahres‘ belohnt wurde. All das zeichnet unsere Arbeit aus: künstlerische und handwerkliche Spitzenleistungen, Spaß am Neuen, Wagemut und eine gewisse Risikobereitschaft. Diese Auszeichnungen sind dabei ein wichtiges Signal an die Politik, zeitnah den zukünftigen Standort der Städtischen Bühnen zu bestimmen und die Oper auch künftig zu unterstützen, damit Frankfurt weiterhin ein Zentrum für qualitativ hochwertiges Musiktheater bleiben kann.“
Mike Josef (SPD), Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt am Main:
„Unsere Frankfurter Oper ist erneut und zum siebten Mal „Opernhaus des Jahres“ geworden. Die Oper als Serienmeister unter diesen Bedingungen ist eine Glanzleistung des Opernintendanten Bernd Loebe und der gesamten Belegschaft. Der Titel steht für die ausgezeichnete Arbeit aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und macht deutlich, dass es nun wirklich auch an der Zeit ist, zügig eine Standortentscheidung zu treffen. Das hat unsere Oper von Weltruf mehr als verdient.“
Dr. Ina Hartwig (SPD), Dezernentin für Kultur und Wissenschaft der Stadt Frankfurt am Main:
„Kontinuierlich kreativ und innovativ zu sein, das zeichnet die Arbeit der Frankfurter Oper aus und findet breite fachliche Anerkennung. Erneut und zum siebten Mal wurde das Haus mit dem Titel „Opernhaus des Jahres“ ausgezeichnet. Das zeugt von unermüdlicher Lust an Neuem und von der Bereitschaft, spannende und unvorhergesehene Wege zu gehen. Dass sich die Oper gleich in vier Kategorien an die Spitze der Ausgezeichneten setzen konnte, belegt die hohe künstlerische Qualität, an der Intendant Bernd Loebe und sein Team tagtäglich arbeiten. Hierfür meinen großen Dank an Bernd Loebe und alle Beteiligten im Namen der Stadt Frankfurt. Mit ihrer herausragenden Qualität trägt die Oper Frankfurt zum Ruhm unserer Stadt wesentlich bei. Meinen allerherzlichsten Glückwunsch zu diesem Titel! Diese Auszeichnung zeigt einmal mehr, welchen Stellenwert unsere Oper deutschlandweit genießt und welche Qualität in Frankfurt geboten wird. Sie sollte uns zugleich eine Mahnung sein: zügig eine Entscheidung für die Zukunft von Oper und Schauspiel zu treffen, um dieses Niveau auch künftig zu sichern. Es ist allein dem Durchhaltevermögen und der Kreativität der Intendanten sowie der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu verdanken, dass trotz widriger Bedingungen diese auszeichnungswürdige Qualität gehalten werden konnte.“
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Österreichische Gesellschaft für Musik: Einführungsvortrag zur kommenden Staatsoperpremiere
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Jonas Kaufmann: „Doppelganger“. Kurzvideo
ZU FACEBOOK
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Deutsche Oper am Rhein: „Die Jungfrau von Orléans“ jetzt im Stream
Ab Freitag, 29. September 2023, 19.00 Uhr, ist Peter Tschaikowskys Oper in der Inszenierung von Elisabeth Stöppler für sechs Monate kostenlos über OperaVision abrufbar
Foto: Sandra Then
Die Deutsche Oper am Rhein macht ein neues Streaming-Angebot: Ab Freitag, 29. September 2023, 19.00 Uhr, ist Peter Tschaikowskys Oper „Die Jungfrau von Orléans“ für sechs Monate – bis zum 29. März 2024 – in voller Länge kostenfrei über die Online-Plattform wwww.operavision.eu abrufbar. Elisabeth Stöppler hat die Oper über eine Frau zwischen Kampf, Liebe und Haltung in Zeiten des Krieges inszeniert. Nach neun gefeierten Vorstellungen in der letzten Spielzeit wurde die Erfolgsproduktion zu Saisonbeginn wieder aufgenommen und aufgezeichnet. Die Düsseldorfer Symphoniker spielen unter der Leitung von Vitali Alekseenok.
Klanggewaltig und inspiriert von Schillers Tragödie erzählt Tschaikowsky die Geschichte einer jungen Frau, die zur Ikone wurde: Inmitten des Hundertjährigen Krieges gegen England befinden sich die Franzosen in bedrängter Lage: Paris ist gefallen, Orléans wird belagert und Karl VII. scheint sich mehr für seine Herzensangelegenheiten als für die des Staates zu interessieren. In dieser ausweglosen Situation verkündet die Bauerntochter Johanna, dass Gott sie beauftragt habe, Orléans zu befreien. Der entscheidende Sieg wird unter der Führung der „Jungfrau von Orléans“ errungen. Doch während Johanna als keusche Kriegerin verehrt wird, ist sie selbst voller Zweifel: Regisseurin Elisabeth Stöppler zeigt uns eine Kämpferin, die sich in der Begegnung mit dem Krieg und der Liebe radikal den Frieden auf die Fahne schreibt.
Maria Kataeva singt die Titelpartie: „Was die komplexe Partie braucht, hat ihr Mezzosopran im Überfluss: mädchenhafte Farben, glühende Spitzen, ekstatisches Feuer“, hieß es nach der Premiere in der Rheinischen Post. Die gefeierte Premierenbesetzung ist auch in den weiteren Rollen zu erleben: Richard Šveda als Johannas Liebhaber Lionel, Sami Luttinen in der Rolle ihres Vaters Thibaut d’Arc, Aleksandr Nesterenko als ihr Freund Raimond. Sergej Khomov ist König Karl VII., Luiza Fatyol dessen Geliebte Agnes Sorel, Evez Abdulla der französische Kämpfer Dunois.
Noch bis zum 21. Oktober 2023 ist Bellinis Oper „La sonnambula“ bei OperaVision als weitere Produktion der Deutschen Oper am Rhein zu sehen. Unterstützt durch das Creative Europe Programm der EU, vereint OperaVision kostenlos Live-Streams und Video-on-demand von Opernhäusern und Festivals aus ganz Europa und ist mit seiner Bibliothek eins der größten Online-Kulturvermittlungsforen. Der Plattform gehören 30 Partnerinstitutionen aus 16 Ländern an.
Weitere Infos über www.operavision.eu.
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HERBSTGOLD-Festival 2023 in Eisenstadt: „Sehnsucht“ begeistert Besucher
Das HERBSTGOLD-Festival, unter der Leitung des international renommierten Geigers und Dirigenten Julian Rachlin, feierte vom 9. bis 24. September 2023 in Eisenstadt bereits seine siebte Ausgabe. Seit 2021 wirkt Julian Rachlin mit ganzem Herzen als Intendant von HERBSTGOLD. Das diesjährige Festivalthema „Sehnsucht“ zog rund 5.500 Musik- und Kunstliebhaber aus aller Welt an und präsentierte ein facettenreiches Programm mit erstklassigen Interpreten, spannende Talk-Runden und Veranstaltungen. „Sehnsucht“ als diesjähriges Festival-Motto HERBSTGOLD präsentierte auch in diesem Jahr herausragende Künstlerpersönlichkeiten HERBSTGOLD-Intendant Julian Rachlin selbst trat vielfältig als Dirigent, Solist und Kammermusiker in Erscheinung und resümiert über sein drittes HERBSTGOLD-Festival als Intendant: „Ein fantastisches Festival ging zu Ende und wenngleich das Motto ,Sehnsucht‘ dieses Jahr im Zentrum stand, erwarte ich schon sehnsüchtig das kommende Jahr hier in Eisenstadt! Das außergewöhnliche Ambiente im Schloss Esterházy und die exzellente Akustik im Haydnsaal sind weltweit einzigartig. Ich fühle mich außerordentlich beschenkt an diesem für die Klassik so bedeutenden Ort musikalisch gestalten zu können. Und ich bedanke mich bei einem großartigen Publikum, das diese Reise mit uns gemeinsam unternimmt.“ Als diesjähriges Prélude und selten aufgeführtes musikalisches Kleinod wurde die Haydn-Oper „Acide“ gefeiert. Zusammen mit dem Chamber Orchestra of Europe eröffnete Julian Rachlin dann das diesjährige HERBSTGOLD-Festival, mit einem beeindruckenden Konzert, bei dem Prokofjews Violinkonzert Nr. 2 und Tschaikowskis Sinfonie Nr. 5 auf dem Programm standen. Ebenfalls vom Chamber Orchestra of Europe begleitet, begeisterte die englische Sopranistin Lucy Crowe das Publikum mit Arien von Carl Maria von Weber unter der Leitung von Maxim Emelyanychev, einem der herausragenden russischen Dirigenten der jüngeren Generation. Beide Konzerte mit dem Chamber Orchestra of Europe als Residenzorchester wurden mit großer Resonanz live auf medici TV übertragen und sind dort weiterhin abrufbar. An der Seite von Pianist Kirill Gerstein glänzte Julian Rachlin dann auch als Kammermusiker, unter anderem mit César Francks beliebter A-Dur Violinsonate. Für weitere kammermusikalische Höhepunkte sorgte die norwegische Geigerin Vilde Frang zusammen mit ihren herausragenden und weltweit bekannten musikalischen Freunden. HERBSTGOLD-Festival feiert Vielfalt der Musik Eine besondere Überraschung bot der legendäre Hollywood-Schauspieler George Hamilton, der nicht nur als Rezitator auftrat, sondern auch an einer Talk-Runde zum Thema „Sehnsucht“ teilnahm, moderiert von Kulturjournalist Heinz Sichrovsky. Intime Begegnungen und Gespräche mit den Künstlern und Kulturschaffenden Das Abschlusskonzert wurde von Julian Rachlin gemeinsam mit der renommierten Filarmonica della Scala unter der Leitung des temperamentvollen kolumbianischen Dirigenten Andrés Orozco-Estrada gestaltet und bot neben Mozarts G-Dur-Violinkonzert auch Dvořáks Sinfonie Nr. 7 als fulminanten Festival-Ausklang. Kunstprojekte und Pan O’Gusto Ausblick auf das HERBSTGOLD-Festival 2024 HERBSTGOLD 2024 findet vom 11. bis 22. September unter dem Motto „Verführung“ statt. |
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ST. PÖLTEN/Festspielhaus: Saisoneröffnung mit Hofesh Shechter und Sharon Eyal
Die Intendantin des Festspielhaus St. Pölten Bettina Masuch eröffnet die Saison 2023/24, die zweite unter ihrer Leitung, mit einem Paukenschlag. Die israelischen ChoreografInnen Hofesh Shechter und Sharon Eyal und insbesondere die GöteborgsOperans Danskompani unter der künstlerischen Leitung von Katrín Hall begeisterten das ausverkaufte Haus mit der Österreich-Premiere ihrer Stücke „Contemporary Dance“ und „SAABA“.
Die gemeinsame künstlerische Vergangenheit der beiden ChoreografInnen, beide waren TänzerInnen in der von 1990 bis 2018 von Ohad Naharin geleiteten „Batsheva Dance Company“ (Eyal von 1990-2008), verbindet sie und ermöglichte ihnen gleichzeitig die Entwicklung ihrer so unterschiedlichen choreografischen Handschriften.
Der 1975 in Jerusalem geborene und seit 2002 in England lebende studierte Tänzer und Musiker Hofesh Shechter gründete 2008 die Hofesh Shechter Company mit Sitz in London. Für diese und viele namhafte Kompanien, unter anderen für „Seven Sins“ von „Gaulthier Dance“ Stuttgart, die am 6.10.2023 in St. Pölten zu Gast sein werden, schuf er eine Reihe von international gefragten, mit ihrem kraftvollen Duktus für ihn bald typische Werke.
Hofesh Shechter „Contemporary Dance“ © Lennart Sjöberg
„Contemporary Dance“ beginnt unvermittelt. Lauter elektronischer Sound, markige Rhythmik, Deckenspots zerschneiden die diesige Luft, 15 TänzerInnen in Alltagskleidung (Kostüme von Osnat Kelner und Hofesh Shechter) füllen die Bühne. Sie teilen sich in Gruppen wechselnder Größen, fesseln vom ersten Augenblick an mit hochenergetischem Tanz zu treibenden Rhythmen. Klare Gesten prägen ihre Bewegungssprache, sie zitieren Volkstanz, Pop-Kultur, Disco, Flamenco und Voguing.
Der Sound wird dumpf, als hörten wir ihn unter Wasser. Eher wohl wie im Mutterleib, aus dem geboren zu werden plötzlich heller Klang und intensives Licht suggerieren. In fünf Parts gliedert Shechter seine Erzählung vom Leben in der westlichen, vielleicht israelischen Welt. In die hinein geboren worden zu sein heißt konfrontiert zu werden mit jüdischer, arabischer und US-amerikanisch-westlicher Kultur, heißt, den Konflikten zwischen diesen und den kulturkreis-immanenten Zwängen kaum entrinnen zu können.
Soziale Reglementierungen, Gruppendruck und religiös-ideologische Doktrin werden zu separierenden und gruppenspezifisch integrativen, integrierenden Regulatorien. Beeindruckend aber die Botschaft des divers gemischten Ensembles, aufgereiht vor dem Publikum, dass wir trotz alledem Eines sind. Und dass es nur einen Weg gibt. Den, zusammen zu leben.
Zu Bachs „Air“ tanzen sie zeitgenössisch, führen nicht nur die Ethnien, Geschlechter und Individuen, sondern auch Tradition und Moderne zusammen. Beschwörung, Anbetung, Verzweiflung, Abwehr, Selbstermächtigung und Kampfeswille in ihren Gesten. Dominant erscheint die Rolle der Männer in dieser Gemeinschaft. Der Kampf der Frauen in der männlich-patriarchal geprägten Gesellschaft wird eindrucksvoll in einer Szene demonstriert, in der von fünf Frauen vier sich wieder eingliedern in die von Männern breitbeinig und selbstgerecht, mit zwingendem Rhythmus getanzte Menge. Eine, die außen vor bleibt, wirkt gebrochen, doch getragen von ihrem Willen.
„And now the end is near“, Part V, wird zum fulminanten Finale. Sinatras „I did it my way“ als Soundtrack für eine Gruppe von Menschen, die ihre Befreiung tanzen. Ihre Freude am Sein, am Ich, am So Sein, am Individuellen wie der Gemeinschaft ist ansteckend. Zwei werden, hinter dem schon fallenden Vorhang, wie Kreuze oder Gekreuzigte von Mitmenschen aufgefangen und in die Tiefe der Bühne gezogen.
Shechters Tanz ist reine Freude, ist Befreiungsritual und das Spüren seiner selbst, ist Ausdrucks- und Kommunikationsmittel, führt in sich und zum Anderen gleichermaßen. Einige der Zuschauenden bedauerten danach, dass für dieses Stück Sitzplätze verkauft wurden, war die Vorstellung doch solchermaßen mitreißend, dass ein mehr Bewegungsfreiheit bietender Stehplatz wünschenswert erschien.
Hofesh Shechter „Contemporary Dance“ © Lennart Sjöberg
Aber es ging Hofesh Shechter in diesem Stück nicht ausschließlich um energetischen Tanz. Shechter bricht mit „Contemporary Dance“ das Leben in heutigen westlichen Gesellschaften in viele kleine Stücke, markiert diese mit klarer tänzerischer Gestik und fügt sie zu einer Vielzahl von sich atemlos jagenden performerischen Intermezzi zusammen. Das daraus entstehende Gesamtbild einer sich in die Freiheit tanzenden Gemeinschaft von bunt zusammengewürfelten Individuen, ihre Kostüme und ethnischen Herkünfte erzählen davon, ist ein wahrhaft Mitreißendes. Gemeinsam mit dem Soundtrack (von Hofesh Shechter) und einer stimmungsvollen Lichtregie (Tom Visser) treibt „Contemporary Dance“ Kompanie und Publikum in tranceähnliche Euphorie.
Und da ist noch etwas: Die losgelassene kraftvolle Anarchie. Die, die tief in den meisten von uns schlummert, verdrängt schon in den Kindertagen. Geblieben ist eine Sehnsucht danach, die, verschiedentlich angestachelt, ungestillt zurück bleibt. Die GöteborgsOperans Danskompani tanzt unsere Träume von Rebellion und „Fickt euch alle!“.
Ganz anders „SAABA“ von Sharon Eyal. Geradezu kühl empfindet man, zumindest zu Beginn, den zweiten Teil des Abends. Wäre da nicht die der Choreografin eigene, unverkennbare Handschrift des aus den Tiefen emotionaler Welten aufsteigenden tänzerischen Duktus, der sich mit unwiderstehlicher Macht in die Physis der Tanzenden schreibt. In ihrer nach 2012 und 2018 dritten Arbeit für die GöteborgsOperans Danskompani lässt sie die 13 TänzerInnen, einige von ihnen tanzten bereits den ersten Teil des Abends, über weite Strecken der 45 Minuten auf den Fußballen tanzen. Schwerstarbeit, die diese Reihung der beiden Stücke begründet haben mag.
Die 1971 ebenfalls in Jerusalem geborene und seit Langem in Frankreich lebende Sharon Eyal beeinflusste Batsheva in den Jahren 2005-12 als Haus-Choreografin – 16 Stücke kreierte sie in dieser Zeit – wesentlich. 2013 gründete sie gemeinsam mit ihrem langjährigen Partner Gai Behar, seit 2005 verbindet sie künstlerische Zusammenarbeit, ihre eigene Kompanie „L-E-V“ („Herz“ im Hebräischen), deren bislang sieben Stücke weltweit gezeigt wurden und werden.
Sharon Eyal „SAABA“ © Tilo Stengel
Hautenge, fleischfarbene Kostüme (von Maria Grazia Chiuri für House of Dior), einige wie mit zarten Tattoos bedruckt, vermitteln direkteste Körperlichkeit, in der sich komplexe Emotionen manifestieren. Ihr Tanz auf den Ballen, als würden sie sich einer ungeliebten Realität entheben wollen, ist nur eine der physischen Herausforderungen, mit denen Eyal das Ensemble konfrontiert. Das Bewegungsvokabular versetzt Grenzen. Mit ins Extrem getriebenen Verdrehungen, Verbiegungen und Dehnungen beeindruckt gleich zu Beginn Miguel Duarte in einem unfassbar expressiven Solo. In das hinein queren in großem Abstand auf den Ballen tippelnd Frauen die Bühne. Die Hände am Hals zum Würgegriff. Der wird zu einer auch von Männern mehrmals gezeigten zentralen Geste. Wie auch die ausgebreiteten Arme, die die Frauen wie ans Kreuz genagelt zeigen. Wie zur Pfeilspitze, die auf sie zielt, formiert sich die Gruppe hinter einer.
Duarte zeigt den verbildeten, verformten, aller Natürlichkeit beraubten Menschen. Und Mann. Psychische Deformationen ins Physische transponiert. Ein Mann springt in klassischer Manier in den den Spagat. Mit seinen würgenden Händen am Hals. Die erstickende Macht von Traditionen und Erbe.
Sharon Eyal „SAABA“ © Tilo Stengel
Sie tanzen in höchstem Tonus, in perfekter Synchronizität. Aus dieser ausbrechende Frauen werden alsbald wieder eingefangen respektive schicken sich drein. Die Prozession von die Bühne querenden Frauen, die mit der Hand an der Stirn, Blendungen vermeidend, suchen und vor dem Erschauten erschrecken, wird zum Sinnbild für den Prozess der Bewusstmachung und Integration unbewusster, als ungeliebt verdrängter Persönlichkeitsaspekte. Eyal schickt Frauen auf diese Reise, während die Männer hinten breitbeinig und mit vorgeschobenem Becken Macht und Virilität leben. Doch sie lassen sich anstecken.
Die Entdeckung der eigenen Macht, der eigenen Verantwortung für sich selbst und der Wandlung vom Opfer edukativer, sozialer, gesellschaftlicher und religiöser Einflüsse in den Schöpfer seiner selbst überträgt Eyal einer Frau. Sie löst ihre Hand vom Hals, mehrmals, überrascht von der Wirkung. Zu treibendem Streicher-Staccato. Die Musik von Ori Lichtik, der elektronische Musik mit aufgezeichneten Songs mischt, hat gerade mit den verwendeten Liedern (auch arabische und afrikanische Interpreten unter ihnen) sicher noch mehr beizutragen zum Sujet als während der Performance deutlich wird.
Sie lösen den Würgegriff, weisen mit dem Zeigefinger, die Hand an der Wange, auf ihr Auge. Es, also sich anzuschauen ist der Weg zu einer integrierten Persönlichkeit. Wieder einmal verschwinden sie im Hintergrund. Bis auf eine Frau, die mit nur fast gerade abgespreizten Armen wie gekreuzigt seitwärts tippelt und damit einen weiblich und männlich besetzten Reigen eröffnet. Solistisch beeindruckt Amanda Åkesson mit ihrer Darstellung von Schmerz und Lust in dieser Pose.
Sharon Eyal „SAABA“ © Tilo Stengel
Fünf Frauen tippeln auf den Ballen, sechs Männer hüpfen provokant selbstherrlich zum Discotakt. Eine der Frauen lässt sich nicht einfangen. Sie bleibt allein, im rot werdenden Licht (von Alon Cohen).
Sie schützt ihre Weichteile, gibt sie frei. Der Song „Station to Station“ von Erin Elisabeth Birgy, ein Lied von der Selbstbefreiung ohne Angst vor dem Bösen in einem, erklingt.
Auf ihrer Suche nach menschlicher Wahrhaftigkeit dringt Sharon Eyal tief in ihre und die Gefühlswelt ihrer TänzerInnen ein. Und sie adressiert damit die emotionalen Rezeptoren bei ihren ZuschauerInnen. Die GöteborgsOperans Danskompani, mit ihren 38 TänzerInnen die größte Skandinaviens, agiert mit seltener Geschlossenheit. Wie einen einzigen Organismus erleben wir sie in den Ensemble-Parts beider Stücke. Solistische Leistungen aus dieser brillanten Kompanie noch einmal herauszuheben erscheint fast ungerecht gegenüber den durchwegs herausragenden Leistungen aller. Die Kraft, Energie, Hingabe und Ausdrucksstärke, das perfekte Timing und die Präsenz der TänzerInnen sind einzigartig. Was für ein Erlebnis! Beide Stücke wurden mit Standing Ovations bedacht.
Die zur Pfeilspitze aufgestellt Gruppe hinter ihr wedelt sich lange mit der Hand vor dem Hals. Endlich Luft zum Atmen. Sie dreht die Handflächen seitlich gehalten nach vorn, offen für alles, was sie ist und was kommt. Die anderen hinter ihr folgen. Mit dem fallenden Vorhang wird das Licht blutrot. Zurück bei sich selbst. Zurück im Leben.
Hofesh Shechter mit „Contemporary Dance“ und Sharon Eyal mit „SAABA“ am 23.09.2023 im Festspielhaus St. Pölten.
Rando Hannemann