Richard-Wagner-Büste. Quelle © Wikipedia
von Peter Walter
Holländer, Tannhäuser, Lohengrin und Meistersinger: So der November-Spielplan der Deutschen Oper Berlin. Ring, Tristan und Parsifal, kommt alles dann noch vor der Sommerpause. Die Bismarckstraße möchte auch Bayreuth sein. Beste Gelegenheit für einen Blick auf den nächstjährigen Grünen-Hügel-Spielplan.
Unangefochten an der Spitze des kommenden Wagner-Mekka-Sommers steht der neue Tristan. Ich meine das nicht nur, weil die Bayreuth-Premiere seit Jahrzehnten alljährlich einen festen Platz im Klassik-Kalender hat. Sondern vor allem wegen der Besetzung. Der Schager Andi singt den Tristan, das kann er. In Wien hat er’s bewiesen. Mehrmals. Ólafur Sigurdarson, der umjubelte Shooting-Star-Alberich, steigt zum Kurwenal auf. Hoffentlich nicht seine letzte Bayreuth-Station. Dazu Groissböck als Marke. König Zeppenfeld I. bekommt ein wenig wohlverdiente Rast.
Und die Isolde? Camilla Nylund darf sich den Tristan quasi aussuchen. Naja gut, nicht ganz direkt in Bayreuth. Mit Klaus Florian Vogt singt sie in Dresden, dort übrigens auch in Gesellschaft von Christian Thielemann und Zeppenfeld. Aber so oder so dürfen sich zwei Tristane an der Bayreuth-Isolde versuchen. Wen sie wohl präferiert… Schager oder Vogt? Ein hartes Tristan-Derby-Jahr!
So viel zum Tristan. Dessen Sendezeit ist schon lange vorreserviert. Jetzt aber mal zu den anderen Opern – sieben weitere Werke stehen auf dem Spielplan. Die künstlerisch beste Oper des vergangenen Bayreuth-Sommers – der Fliegende Holländer – wird in nahezu unveränderter Besetzung wieder aufgenommen. Leider nur drei Mal. Michael Volle, Georg Zeppenfeld und Oksana Lyniv: Alles andere als ein Show-Stopper wäre eine dicke Überraschung.
Das gilt auch für den Kratzer-Tannhäuser, mittlerweile in seiner fünften Spielzeit. Wer Nathalie Stutzmanns umjubeltes Bayreuth-Debüt verpasst hat, bekommt eine zweite Chance. Hoffentlich auch nicht die letzte. Ab der ersten Vorstellung wird’s eine neue Venus geben: Irene Roberts, ein rasch aufsteigender neuer Name der Wagner-Welt, übernimmt vier Mal für Gubanova. Das wird spannend, der Direktvergleich ist gesetzt. Und ob sich ein nach Freiheit sehnender Vogt-Tannhäuser wieder aus dem Fenster lehnen wird?
Auch der Parsifal bleibt nahezu unverändert. Einzig Elīna Garanča kehrt nach ihren drei Premieren-Kundrys vorerst nicht auf den Grünen Hügel zurück. Schade. Aber Gubanova hat sie schon dieses Jahr sehr ehrenhaft vertreten. Insgesamt scheint es nicht viel Neues in Sachen Wiederaufnahmen-Besetzungen zu geben… oder?
Doch halt, da war doch was… der Ring. Da bleibt bei den großen Partien so gut wie gar nichts beim Alten. Ausnahme: Tomasz Koniecznys Wotan und Catherine Fosters Brünnhilde. Letztere jetzt an allen drei Abenden dieser Hammer-Rolle. Vogt übernimmt beide Siegfriede, der Baritenor Michael Spyres den Siegmund. Auch der Ring-Chefdirigent Pietari Inkinen wird ausgewechselt, für ihn kommt Philippe Jordan ans Pult. Ausgerechnet ein Regie-Theaterkritiker kriegt den Schwarz-Ring… interessant.
Die Loge- und Sieglinde-Besetzungen sind übrigens noch nicht bekannt. Für beide dieser Rollen gab es an anderen Häusern in letzter Zeit einige spannende SängerInnen. Die Bayreuth-Verantwortlichen stehen hier vor der Qual der Wahl. Ganz nebenbei macht übrigens Nicholas Brownlee den Donner. Für einen Sachs- und Wotan-erfahrenen Bariton eine interessante Abwechslung…
Nach einem frühsommerlichen Umbesetzungs-Wirbel war von der Ring-Premieren-Besetzung schon dieses Jahr nicht mehr allzu viel übrig. Auch 2024 verspricht wieder viel Spannung – und das schon ein Dreivierteljahr vor Festspielbeginn!
Diskussionen gibt es im potentiellen Publikum aber auch um den Ring-Spielplan. Nur zwei Zyklen der Tetralogie soll es geben, vielen Hardcore-Fans ist das zu wenig. Ja, das gab es zuletzt 1975. Gerade in Premierenjahren waren auch schon vier Ringe keine Seltenheit. Meinetwegen ist ein Ring-Sommer mit nur zwei Zyklen eine Rarität. Das gilt aber ebenso für die beispiellosen Buh-Orkane für Team Schwarz und Co. Liebe Wagner-Fans, was wollt ihr eigentlich? Erst die Ring-Regie ausbuhen und dann motzten, weil der Spielplan entsprechend angepasst wird?
Außerdem: Pro zusätzlich gespielten Ring müsste man vier andere Einzelwerke-Abende opfern – eine nicht präzedenzlose Festspiel-Verlängerung mal ausgeklammert. Aber das ist im nächsten Jahr mehr als der ganze Holländer! Angesichts der künstlerischen Exzellenz vieler Einzelwerke im vergangenen Sommer gilt: „Nur“ zwei Ringe hat nicht nur Nachteile!
Und Christian Thielemann? Der unangefochten beste Wagner-Dirigent der letzten Jahrzehnte wird wohl auch 2024 dem Grünen Hügel fernbleiben. Der zweite Sommer ohne Thielemann nun droht…
Zurück zur Deutschen Oper Berlin: Auch jenseits von Oberfranken stehen Wagner-Festspiele auf dem Spielplan. Umso mehr gilt: Alles blickt auf Bayreuth!
Peter Walter, 22. Oktober 2023 für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
Festspielluft VIII: Geschmückt mit Richard Wagners Bild klassik-begeistert.de, 11. September 2023
Festspielluft VII: Ehrt eure vielen Meister, dann bannt ihr treue Geister!
Lieber Herr Walter,
Vielen Dank, dass Sie sich die Mühe gemacht haben, den Spielplan der Bayreuther Festspiele zusammenzufassen… Ich denke, es gibt ausreichend Internet-Nutzer, die Schwierigkeiten haben, den Spielplan auf der HP der Bayreuther Festspiele… auch ich habe viele neue Erkenntnisse gewonnen…
Allerdings sollten Sie ein wenig mehr Sorgfalt beim Verfassen Ihrer Zusammenfassung an den Tag legen… Irene Roberts übernimmt mitnichten ab der 3. Vorstellung die Venus…
Hindemith
H. … oder wie immer Sie auch heißen,
dies war Ihr letzter Kommentar auf dieser Seite ohne vollen ! richtigen ! Namen.
AS
Da Sie sich als Namenloser … präsentieren, sollten Sie wenigstens darauf achten, in ganzen Sätzen zu schreiben. Ich zitiere:
„Ich denke, es gibt ausreichend Internet-Nutzer, die Schwierigkeiten haben, den Spielplan auf der HP der Bayreuther Festspiele…“ Ja was… zu tanzen, auswendig zu lernen, zu finden?
Da Sie doch sowieso alles wissen, auch alles besser wissen, sogar das, was Sie nicht wissen, besser wissen, ist es doch sowieso unmöglich, Ihnen einen Erkenntnisgewinn zu bescheren.
K. Fritsche