Aufzug: Tomasz Konieczny (Der Wanderer), Ólafur Sigurdarson (Alberich), Klaus Florian Vogt (Siegfried), Tobias Kehrer (Fafner), Branko Buchberger (Der junge Hagen), Schauspieler der Bayreuther Festspiele © Enrico Nawrath
Selbst wer bis jetzt aufmerksam der Inszenierung gefolgt ist, wir an diesem Abend besonders stark gefordert. Viele Fragen werden aufgeworfen, einige Ungereimtheiten stören hier die in weiten Teilen faszinierende Inszenierung.
Richard Wagner
Der Ring des Nibelungen
Zweiter Tag: Siegfried
Musikalische Leitung: Simone Young
Regie: Valentin Schwarz
Bühne: Andrea Cozzi
Kostüm: Andy Besuch
Dramaturgie: Konrad Kuhn
Lichtwiederaufnahme: Nicol Hungsberg nach Reinhard Traub
Video: Luis August Krawen
Orchester der Bayreuther Festspiele
Bayreuther Festspiele, 31. Juli 2024
von Axel Wuttke
Auch an diesem Abend begeistert Simone Young mit ihrer Lesart der Partitur. Wieder ist alles stimmig. Die Transparenz, die Tempi, die fein herausgearbeiteten Motive. Das Festspielorchester spielt, wie an den vorausgegangenen Abenden, auf höchstem Niveau.
Gespannt durfte man auf Klaus Florian Vogts ersten Siegfried in Bayreuth sein. Der seit Jahren bei den Festspielen auftretende Tenor erfüllt auch in dieser Rolle alle Erwartungen. Die Entwicklung vom pubertären Jugendlichen zum Mann vermittelt er allein durch stimmlichen Ausdruck und mit ungemein klarer Diktion. Im Einklang mit seiner darstellerischen Leistung ergibt sich ein stimmiges Rollenportrait. Enorm die Kondition des Sängers, der bis zum Schluss mit gleich hoher Qualität singt.
Tomasz Konieczny fasziniert als Wanderer im ersten Akt mit seiner Stimme und Autorität. Majestätisch im Auftreten und gesanglich differenziert, liefert er hier seine beste Leistung in diesem Ring ab.
Weniger geglückt ist der Mime von Ya-Chung Huang. Wie schon im Rheingold überzieht er die Rolle in erheblichem Maße, was der Gesangslinie, der Textverständlichkeit und der Intonation abträglich ist. Wie immer ist weniger oft mehr. Darstellerisch liefert er ein überzeugendes Portrait des hinterlistigen Mimen ab.
Mit strömender Klangfülle und großer Darstellungskraft verkörpert Okka von der Damerau die Erda.
Das Erwachen Brünnhildes ist, durch die strahlende Stimme von Catherine Foster, ein Erlebnis. Die Sängerin gestaltet auch hier eindringlich, vom zögerlichen Annähern an Siegfried bis zum jubelnden Schluss. Zusammen mit Klaus Florian Vogt steht hier ein ebenbürtiges Sängerpaar auf der Bühne.
Den im Sterben liegenden Fafner gestaltet Tobias Kehrer stimmlich und darstellerisch eindrücklich.
Beim Waldvogel von Alexandra Steiner ist leider überhaupt kein Text zu verstehen. Das sollte in Bayreuth so nicht vorkommen.
Im Gegensatz zum Rheingold singt Ólafur Sigurdarson weitestgehend textverständlich. Mit seiner beeindruckenden Stimme und seiner Bühnenpräsenz gestaltet er den Alberich packend.
Selbst wer bis jetzt aufmerksam der Inszenierung gefolgt ist, wird an diesem Abend besonders stark gefordert. Es werden zu viele Fragen aufgeworfen, einige Ungereimtheiten stören hier die in weiten Teilen faszinierende Inszenierung.
Unterstützt vom atmosphärischen Bühnenbild und den Kostümen, gelingen starke Momente. Die Überheblichkeit Siegfrieds, seine Brutalität und Einfältigkeit, sowie Mimes schäbiger Charakter, werden erschütternd herausgearbeitet. Andere Szenen, wie die erste Begegnung von Siegfried mit der schlafenden Brünnhilde, sind leider einfallslos und unmusikalisch gestaltet. Hier fällt die Inszenierung deutlich ab.
Großer Jubel am Ende für alle Beteiligten.
Axel Wuttke, 1. August 2024, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
Richard Wagner, 2. Tag der Erzählung: Siegfried Bayreuther Festspiele, 31. Juli 2024
Richard Wagner, Das Rheingold Bayreuther Festspiele, 28. Juli 2024