CD/Blu-ray-Besprechung:
Das Konzert mit Werken von Schönberg und Richard Strauss zeigt Christian Thielemanns tiefe Verbundenheit mit den Wiener Philharmonikern
Arnold Schönberg
Verklärte Nacht
Richard Strauss
Eine Alpensinfonie
Wiener Philharmoniker
Christian Thielemann
Unitel Cmajor 767004
von Peter Sommeregger
Für dieses Konzert im Februar 2023 im goldenen Saal des Wiener Musikvereins stellte Christian Thielemann zwei Kompositionen gegenüber, die trotz unterschiedlicher Entstehungszeit stilistisch eigentlich noch der Spätromantik zugerechnet werden können.
Arnold Schönbergs „Verklärte Nacht“, die hier in der erst 1943 entstandenen Version für große Streicherbesetzung erklingt, geht auf sein Streichsextett von 1899 zurück, das ein Gedicht Richard Dehmels zum Subtext hat. Schönberg gießt hier die ganze Fülle spätromantischen Wohlklangs über den Zuhörer aus, Christian Thielemann gelingt es eindrucksvoll auch in der großen Besetzung noch das kammermusikalische Element hörbar zu machen. Nicht umsonst ist dieses Stück auch das häufigst gespielte Werk des Komponisten. Strauss soll Schönberg einmal gefragt haben: „Warum komponieren’s denn atonal? Sie haben doch Talent!“ Dem ist nichts hinzuzufügen.
Die „Alpensinfonie“ von Richard Strauss wird manchmal als Kitsch bezeichnet, eine sehr ungerechte Einschätzung, die auch lediglich an der Oberfläche schrammt. Was Strauss in seiner letzten, späten Tondichtung gelingt, ist ein absolutes Meisterstück seiner Instrumentierungskunst. Er entlockt dem riesigen Klangapparat, der zusätzlich noch mit Wind- und Donnermaschine angereichert ist, selbst Kuhglocken fehlen nicht, einen wahren Wunderklang an Naturgeräuschen. Sei es das Rieseln eines Baches, Blitz und Donner, und natürlich zum Sterben schön Sonnenauf- und Untergang.
Hier ist das Spitzenorchester der Wiener Philharmoniker in seinem Element. Die Kameraführung gibt Einblicke in die Virtuosität der einzelnen Musiker, von denen jeder Solistenqualität besitzt. Thielemann verliert sich aber nicht im verführerischen Klangrausch, wo nötig dämpft er auch den Überschwang, und verliert nie das Gespür für die Struktur des Werkes. Seine sparsamen Gesten, aber auch die immer wieder registrierten Blickkontakte zu den Musikern demonstrieren seine Vertrautheit mit diesem Klangkörper der Luxusklasse. Hier wird auf allerhöchstem Niveau musiziert, und man muss begrüßen, dass dieses Konzert für die Nachwelt konserviert wurde.
Peter Sommeregger, 24. September 2024, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
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