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Harald Schmidt mal anders – im lockeren Gespräch mit Klaus Florian Vogt über Wagner, seine Karriere und allerlei Pannen. Rupert Burleigh begleitet den Tenor bei seinem Wagner-Gesang am Klavier durch diesen launigen, kurzweiligen Abend in Schwerin!
Talk-Show Master meets Tenor
Wagner-Abend
„Wagner zu dritt mit Vogt und Schmidt“
Mecklenburgisches Staatstheater, Schwerin, 19. Oktober 2024
von Dr. Bianca M. Gerlich
Geboren wurde diese Idee in Zürich. Hier trafen Harald Schmidt und Klaus Florian Vogt jüngst im Mai zusammen. Vogt sang den Siegfried in den beiden Ring-Zyklen und Harald Schmidt moderierte einen Abend zu eben diesem Ring, zu dem er schon im Mai 2022 bei der „Rheingold“-Premiere einen Beitrag geleistet hatte. Vogt war bei „Hinterm Vorhang mit Harald Schmidt“ am 16. Mai 2024 übrigens auch einer der Gäste Schmidts.
Schmidt, gelernter Kirchenmusiker und Schauspieler, der gern Orgel spielt, ist nun also auf dem Weg zum Wagner-Experten und hat sich mit Vogt ein Programm erdacht, das inzwischen viermal in Deutschland zu erleben war.
Premiere war am 2. Juni 2024 in Flensburg, wo Vogt 1997/98 seine Karriere begonnen hatte. Dieser Abend war so erfolgreich, dass man sich entschied, die Serie fortzusetzen. So erfolgten im Oktober 2024 drei weitere Abende, nämlich in Krefeld, Münster und zuletzt in Schwerin.
Im Prinzip stellt Schmidt dem Sänger Fragen zu Wagner, seinem Beruf und Werdegang, wobei natürlich die heiteren Episoden nicht zu kurz kommen dürfen. Plaudereien über Pannen im Theater, Einblicke in eine Welt hinter den Kulissen, das kommt beim Publikum gut an. Zwischen den Talkrunden gibt Vogt dann Kostproben aus Wagner-Werken. Begleitet wird er dabei am Klavier von Rupert Burleigh, Studienleiter der Staatsoper Hamburg, was souverän funktioniert, denn eigentlich ist Jobst Schneiderat sonst der dritte im Bunde des Trios. Weder Burleigh noch Vogt benötigen Sichtkontakt und zeugen so von ihrem hohen Niveau.
Wir hören Ausschnitte aus „Die Meistersinger von Nürnberg“ – passend zu Beginn „Fanget an!“ – und „Parsifal“, „Lohengrin“, „Die Walküre“ und „Siegfried“. Vogt demonstriert, dass Wagner nicht laut sein muss. Das „p“ in den Noten stehe schließlich für „piano“ und nicht für „power“. Er stellt den Anfang von Mozarts „Dies Bildnis ist bezaubernd schön“ mit Wagners „Nun sei bedankt, mein lieber Schwan“ eindrücklich gegenüber. Gerade seine leisen, zarten Töne sind an diesem Abend zum Dahinschmelzen.
Schmidt ist ein sehr seriöser Interviewer, der kluge Frage zu stellen weiß und aufmerksam seinem Gesprächspartner zuhört. Ein bisschen Satire und Spitzen in Richtung Politik gibt es am Anfang des 2. Teils, als Schmidt ein kleines Solo gibt, vorgeblich, weil „Herr Vogt im Flugzeug nach Wien sitzt und sich erst im Flieger entscheidet, in welcher Partie er nun einspringen muss“. Das spielt auf die Episode an, die gerade erst in diesem Sommer stattgefunden hat, nämlich als Vogt in Bayreuth als Parsifal einspringen sollte, sich von Menorca aus auf den Weg machte und einen Anschlussflug verpasste. Nach 9,5 Stunden Flugirrungen und -wirrungen traf er zu Beginn des 2. Aufzugs im Festspielhaus ein und hatte eine Viertelstunde zum Ankleiden/Schminken/Regieanweisungen.
Es wird vor allem sehr viel gelacht an diesem Abend, z.B. wenn Vogt schildert, was alles beim ersten Auftritt des Lohengrin schieflaufen kann. Stichwort Schwan! Ausgerechnet bei seinem ersten Auftritt an der Met bewegte sich das Schwan-Taxi, in dem er auf die Bühne gezogen werden sollte, nicht und er musste überstürzt auf die Bühne laufen. In Madrid musste er in schwerer Ritterrüstung auf eine Rampe klettern, weil der Aufzug dahinter ihn nicht hoch genug heranfuhr. Das sah bestimmt ulkig aus, wenn der Held, statt selbstbewusst zu schreiten, sich kletternd über eine Rampe hieven musste. Das Schwert hatte er vorher schon vor sich abgelegt.
Zum Brüllen übrigens, was alles mit den Schwertern von Siegmund und Lohengrin passieren kann. Mal knicken sie einfach um, mal muss er sie erst suchen, um sie dann aus einem wie auch immer gearteten oder gedachten Baum zu ziehen. Die Schwerter führt uns Klaus Florian Vogt auch vor, z.B. eine Bazooka als Schwertersatz. Bemerkungen über sonderbare Regie-Einfälle gibt es auch. Da merkt man dem Sänger an, dass er nicht sonderlich glücklich über allzu abstruse Regie ist. Auf das ganz große Schwert stützt er sich dann genüsslich, als er uns als Zugabe die „Gralserzählung“ zum Besten gibt. Sein Sahnestück hat er sich also bis zu Schluss aufgehoben. Tosender Applaus im wunderschönen Staatstheater zu Schwerin!
Dr. Bianca M. Gerlich, 22. Oktober 2024, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
Richard Wagner, Der Ring des Nibelungen, 2. Tag: Siegfried Bayreuther Festspiele, 23. August 2024
Richard Wagner (1813 – 1883), Parsifal Deutsche Oper Berlin, 25. Februar 2024