Maximilian Schmitt (Max), Yoel Gamzou (musikalische Leitung), Julia Kleiter (Agathe) und Alina Wunderlin (Ännchen) (Foto: RW)
Insgesamt war es eine musikalisch deutlich bessere Aufführung als bei der Premiere. Die Szenerie störte nicht. Insoweit ist Andreas Kriegenburg und seinem Bühnenbildner zu danken, dass er eine dem musikalischen Betrieb nicht hinderliche Inszenierung auf die Bühne gestellt hat.
Der Freischütz
romantische Oper in drei Aufzügen von Carl Maria von Weber
Philharmonisches Staatsorchester Hamburg
Leitung Yoel Gamzou
Inszenierung: Andreas Kriegenburg
Staatsoper Hamburg, 27. November 2024
4. Vorstellung seit der Premiere am 17. November 2024
von Dr. Ralf Wegner
Carl Maria von Weber hat mit dem Freischütz eine der musikalisch schönsten Opern komponiert. Jetzt beim zweiten Sehen galt die Konzentration viel mehr als bei der Premiere dem Gesang und den Leistungen des Philharmonischen Staatsorchesters unter Yoel Gamzou. Und letztere war brillant. Schon die Ouvertüre faszinierte mit klaren, klangvollen Piani und dynamischen Steigerungen zum immer noch im Zaum gehaltenen Forte.
Die noch bei der Premiere hervorstechende künstliche Verlangsamung und anschließende Beschleunigung im musikalischen Duktus fiel mir jetzt nicht mehr auf. Nur noch die letzte Strophe des Jägerchors wurde deutlich schneller genommen, und vor der ersten Strophe die folgende Melodie ausschließlich von den Kontrabässen intoniert. Und Gamzou nahm viel Rücksicht auf die Sänger, überdeckte sie fast nie und vermied jeden grellen Klang, den man in der ersten Loge nicht ganz selten zu Gehör bekommt.
Es gab eine Ausnahme, Han Kim schaffte es als Eremit nicht, mit seinem an sich schönen Bass die Weiten des Saals zu erreichen. Sein Schalldruck müsste deutlich höher sein, um einigermaßen das Publikum mitreißen zu können. Und dabei saßen wir schon ganz vorn. Der Schluss der Oper wird musikalisch wesentlich von dem Eremiten bestimmt. Dazu gehört eine sonore, genügend profunde, und schallmächtige Bass-Stimme mit hoher Legatofähigkeit.
Letztere, die Legatofähigkeit, mag Han Kim haben, profunde und schallmächtig ist seine Stimme allerdings nicht. Dadurch wird der musikalisch so wunderbare Schluss des Freischütz nach wie vor stark beeinträchtigt. Dass Andrzej Dobber mittlerweile seinen Bariton weitgehend ohne genügendes Legato einsetzt, mag da eher zu verzeihen sein. Er ist immerhin nur der aufbrausende Fürst Ottokar, der ab und an aber auch noch, fürstengleich, in den Raum donnern kann.
Maximilian Schmitt hatte sich im Vergleich mit der Premiere darstellerisch und stimmlich gebessert. Stärkeres Vibrato beeinträchtigte seinen Vortrag nur noch anfangs. Schmitt gelangen schön klingende Passagen, dazu vermochte er bei dieser vierten Aufführung mehr Seele in den Gesang zu legen. Hubert Kowalczyk als Kuno, Johan Reuter als Caspar sowie William Desbiens als Kilian trugen erneut zum Gelingen der Aufführung bei.
Den meisten Jubel erntete am Ende wieder Alina Wunderlin für ihr kapriziöses Ännchen. Ihre für mich manchmal etwas soubrettig klingende Stimme konnte sie im Verlaufe ihrer beiden Arien aber auch mit lyrischem Wohlklang füllen, vor allem war sie sattelfest bei den beeindruckenden, auch schallstarken Spitzentönen. Julia Kleiter sang eine nach wie vor ausgezeichnete Agathe, im Spiel mit Ännchen oder Max wirkte sie jetzt zudem gelöster und ohne jene Affektiertheit, die bei der Premiere noch manchmal zum Tragen gekommen war.
Insgesamt war es eine musikalisch deutlich bessere Aufführung als bei der Premiere, abgesehen von der Fehlbesetzung der Partie des Eremiten. Die Szenerie störte nicht. Insoweit ist Andreas Kriegenburg und seinem Bühnenbildner zu danken, dass er eine dem musikalischen Betrieb nicht hinderliche Inszenierung auf die Bühne gestellt hat.
Dr. Ralf Wegner, 29. November 2024, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
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