Lullys „Alceste“ ist ein ausladendes barockes Spektakel

CD-Besprechung: Jean Baptiste Lully, Alceste  klassik-begeistert.de, 19. April 2025

CD-Besprechung:

 Jean Baptiste Lully, „Alceste“

ou le Triomphe d’Alcide

Les Épopées
Choeur de l’Opera Royal
Stéphane Fuget

CVS 149

von Peter Sommeregger

Jean-Baptiste Lully, der die höfische Musikszene in Versailles für Jahrzehnte beherrschte, entwickelte dafür einen speziellen Stil von Opern, die Tragédie lyrique. Als drittes Werk dieser neuen Gattung hatte „Alceste“ am 19. Januar 1674 im Pariser Jeu de Paume de Bel-Air als Höhepunkt eines Festes Premiere.

Die mythologische Handlung, in die immer wieder Gottheiten eingreifen, ist als großes, barockes Spektakel angelegt, immer wieder mit Triumphmärschen und großen Tableaus versehen. Das führt zu einer gewissen Statik der Abläufe, die aber der damals üblichen Dramaturgie entsprachen und mit Sicherheit auch optisch opulent ausgestattet waren. Lully kreierte damit einen ganz speziellen persönlichen Stil, der für lange Zeit die französische Barockoper prägte. Deutliche Unterschiede bestanden zur italienischen Schule, die bei den Sängern hohe Stimmlagen bevorzugte, wofür vielfach Kastraten herangezogen wurden. In Frankreich lehnte man die Kastration kategorisch ab.

Sehr unterschiedlich war auch die Form der französischen Rezitative, die dem Duktus der großen Tragödien entsprachen.

Die Einspielung der ungekürzten Partitur fand im Januar 2024 in der Salle des Croisades im Schloss von Versailles statt. Als Orchester fungierte das vom Dirigenten Stéphane Fuget 2018 begründete Ensemble für historisch informierte Aufführungspraxis. Als Chor ist jener der königlichen Oper eingesetzt.

In der Titelrolle ist die unverwüstliche Véronique Gens zu hören, die sich stilsicher durch die umfangreiche Partitur bewegt. Der Bariton Nathan Berg als Alcide ist ihr ein viriler Gegenspieler. Als Admète setzt der Tenor Cyril Auvity konträre stimmliche Akzente. Die zahlreichen Nebenrollen sind adäquat besetzt, einzelne Sänger übernehmen sogar mehrere der Nebenrollen.

Das Resultat ist eine stilistisch reine, höchst engagierte Realisierung des fast dreistündigen Werkes. Erneut bringt das Label CVS eine weitere Rarität der französischen Barockoper aus den Archiven zum Klingen. Die editorische Sorgfalt der Produktion und ihre optisch opulente, ansprechende Präsentation sind bereits ein Markenzeichen des Labels.

Peter Sommeregger, 19. April 2025, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

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