CD-Besprechung:
Clérambault
Te Deum
Histoire de la Femme adultère
Choeur de Chambre de Namur a nocte temporis
Reinoud Van Mechelen
CVS 163
von Peter Sommeregger
Zusammen mit der Flötistin Anna Besson gründete der Tenor Reinoud Van Mechelen 2016 das historisch informierte Ensemble a nocte temporis, das sich auf die Entdeckung und Wiederaufführung zum Teil vergessener Werke der Barockzeit spezialisiert hat.
Diese neue CD ist dem Komponisten Nicolas Clérambault (1676-1749) gewidmet, den man als Nachfolger des erfolgreichen Komponisten Marc-Antoine Charpentier betrachten kann, der 1704 verstorben war. Dieser hatte zuvor die kompositorische Form des barocken Te Deum zur Blüte gebracht.
Das etwa 200 Werke umfassende Oeuvre Clérambaults besteht aus Kompositionen unterschiedlicher Gattungen, wie Sonaten, Kantaten, Motetten, aber auch geistlicher Musik.
Neben seinem Te Deum (C 138) ist auf der CD auch das kurze Oratorium L’Histoire de la femme adultère (Die Geschichte der Ehebrecherin, C 191) enthalten. Neben Reinoud Van Mechelen, der hier als Jesus zu hören ist, singen Gwendoline Blondeel die Frau, und Lisandro Abadie den Historien. Hier wie im Te Deum sorgt der Choeur de Chambre de Namur für ein ausgewogenes, sonores Klangbild.
Die Sänger des kurzen Oratoriums haben auch beim Te Deum die Solistenaufgaben übernommen. Clérambault entfaltet hier im Stil Charpentiers ein prunkvolles barockes Klangbild, unter dem kräftigen Einsatz der Pauken erzeugt er eine Feierlichkeit, wie man sie aus den Werken des Älteren kennt. Man nimmt an, dass das Werk im Zusammenhang mit der Einweihung der erweiterten Kirche Saint Sulpice am 7. Juli 1745 aufgeführt wurde. Gut einhundert Musiker sollen laut zeitgenössischen Berichten an der Aufführung beteiligt gewesen sein, die des Lobes voll für Clérambaults Werk sind.
Mit der exzellenten Aufführung, die im August 2024 für Tonträger eingespielt wurde, wird das Werk einem breiteren Publikum zugänglich und holt den Komponisten aus der relativen Vergessenheit zurück. Die vorzüglich gestaltete Edition, wie gewohnt in üppiger optischer Ausstattung, vermittelt ausführlich den historischen Hintergrund.
Peter Sommeregger, 5. Mai 2025, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
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