Lohengrin braucht mehr als einen Tag Pause

Richard Wagner, Lohengrin  Bayreuther Festspiele, 6. August 2025

Piotr Beczała als Lohengrin, Akt III, Bayreuther Festspiele 2025 © Enrico Nawrath

Richard Wagner
Lohengrin

Musikalische Leitung:  Christian Thielemann

Inszenierung:  Yuval Sharon
Chorleitung:  Thomas Eitler de Lint

Festspielorchester Bayreuth 

Bayreuther Festspiele, 6. August 2025

von Jolanta Łada-Zielke

Einer der Höhepunkte der diesjährigen Bayreuther Festspiele war die Rückkehr von Piotr Beczała in die Wiederaufnahme von Yuval Sharons Lohengrin-Inszenierung aus dem Jahr 2017. Viele Polen kamen aus den entlegensten Winkeln der Welt in die Hauptstadt Oberfrankens, um ihn zu sehen.
In dieser Produktion erscheint der Titelheld in Brabant in der Form von elektrischen Entladungen. Ebenso elektrisierend war der Auftritt des polnischen Tenors, jede Phrase durchdacht, jede Emotion stimmlich angemessen wiedergegeben und mit perfekter deutscher Aussprache. Nach den ersten beiden Vorstellungen, die im Abstand von vier Tagen stattgefunden haben, haben nicht nur polnische Zuschauer ihre Begeisterung für Beczała geäußert.

Lohengrin – Elza van den Heever (Elsa von Brabant), Chor der Bayreuther Festspiele © Enrico Nawrath

Ich habe die dritte Aufführung am 6. August gesehen. Bereits nach dem ersten Akt habe ich überlegt, ob nur ein Tag Pause zwischen zwei Lohengrin-Aufführungen nicht zu wenig für den Tenor sei, damit er fit genug die Titelrolle wieder singen könne.

In der Stimme des polnischen Sängers habe ich eine Müdigkeit und eine leichte Unpässlichkeit gespürt, die er jedoch mit seiner perfekten Gesangstechnik überdeckt hat. Für weniger eingeweihte Zuschauer war seine Anstrengung daher nicht erkennbar, und das Endergebnis zufriedenstellend. Ebenso hat an diesem Abend Beczała den größten Applaus von allen erhalten, begleitet von Jubelrufen und Stampfen. Die vierte und letzte Vorstellung am 9. August konnte er jedoch aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr singen, und Klaus Florian Vogt ist für ihn eingesprungen.

Zwar dauert die Lohengrin-Partie nicht so lange wie beispielsweise die von Hans Sachs, nach der mindestens zwei Tage Erholung und anschließend eine kleinere Rolle zur Stimmhygiene empfohlen wird. Andererseits ist es schwierig, ein Programm so zu gestalten, dass alle zufrieden sind, einschließlich der Künstler, die zu der Festspielzeit auch an anderen Orten auftreten. Wenn jedoch die Stimme für jemanden ein Arbeitsinstrument ist, sollte man sie schonen und nach einer anspruchsvollen Partie ihr eine Pause gönnen.

Piotr Beczała und Elza van den Heever (Elsa), Lohengrin Akt I, Bayreuther Festspiele 2025 © Enrico Nawrath

2017 war Anja Harteros die Partnerin des polnischen Tenors als Elsa. Dieses Mal hat die Südafrikanerin – Nomen Omen – Elza van den Heever in dieser Rolle debütiert. Diese interessante dramatische Sopranistin mit einer dunklen Stimmfarbe und einem dichten Vibrato würde ich eher als Brünnhilde oder Kundry sehen. Ihre Elsa war für mich zu wenig lyrisch, und in ihren beiden Monologen im ersten Akt gab es nicht genug Legato.

Miina-Liisa Värelä (Ortrud) hat eine hervorragende Diktion und war auch in den Ensembleszenen gut zu verstehen. Die hohen Töne hat sie leider zu scharf und aggressiv genommen, was irgendwie zu ihrer Figur passte, aber etwas übertrieben war.

Lohengrin – Ólafur Sigurdarson (Friedrich von Telramund), Miina-Liisa Värelä (Ortrud), Chor der Bayreuther Festspiele © Enrico Nawrath

Die Herren haben in dieser Produktion gesanglich deutlich besser abgeschnitten. Mika Kares hat König Heinrich den Vogler sehr überzeugend gesungen – nicht nur seine schöne Bassstimme ist bewundernswert, sondern auch seine Deklamationskunst.

Genauso ausdrucksvoll hat Ólafur Sigurdarson mit seinem samttiefen Bariton den Friedrich von Telramund dargestellt. Aber ich hoffe, dass die Regisseure ihn nicht nur auf Rollen der Bösewichte festlegen werden.

Lohengrin – Michael Kupfer-Radecky (Der Heerrufer des Königs), Chor der Bayreuther Festspiele
© Enrico Nawrath

Der voluminöser Bariton Michael Kupfer-Radetzky begeisterte das Publikum nicht nur mit seinem erhabenen Gesang, sondern auch mit einer präzisen Artikulation, wie es sich für den Heerrufer des Königs gehört.

Christian Thielemann hat den Lohengrin mit viel Energie einer interessanten musikalischen Narration dirigiert: in der Ouvertüre hat er überraschend ein subito piano innerhalb des Crescendos eingesetzt. Und last not least: der Festspielchor singt unter der Leitung seines neuen Dirigenten Thomas Eitler de Lint genauso hervorragend wie zur Zeit von Eberhard Friedrich.

Jolanta Łada-Zielke, 11. August 2025, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

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