Ensemble Phoenix Munich © Frank Heublein
Dieses Barockkonzert ist dem Sänger und Komponisten Giovanni Felice Sances gewidmet. Es erfüllt alle meine Sinne, beschwingt mich, gibt mir Inspiration und Energie.
Regno d’Amore (Herrschaft der Liebe)
Musik von Giovanni Felice Sances in Solo, Dialog und Terzett
Ensemble Phoenix Munich
Sopran Bryony Lang
Tenor/Laute Ivo Haun
Theorbe/Erzlaute/Gitarre Axel Wolf
Cembalo/Orgel Michael Eberth
Bass/Erzlaute/Leitung Joel Frederiksen
Bayerisches Nationalmuseum, München, 5. Oktober 2025
von Frank Heublein
An diesem Sonntagnachmittag führt das Ensemble Phoenix Munich im Mars-Venus-Saal des Bayerischen Nationalmuseums in München das Programm „Regno d’Amore“ auf. Damit beginnt die achtzehnte Saison der Konzertreihe „Zwischen Mars und Venus“.
Im Fokus steht der Komponist und Sänger Giovanni Felice Sances (ca. 1600-1679). 1636 leitete er mit seiner ersten Oper Ermiona in Venedig eine erste Hochzeit der Oper in der Stadt ein. Im selben Jahr verließ er Venedig Richtung Wien. Er wurde als Tenor am Wiener Hof angestellt. 1649 wurde er Vizekapellmeister, ab 1669 bis zu seinem Tod war er der Kapellmeister des Wiener Hofes. Neben Opern hat er sowohl weltliche als auch geistliche Musik komponiert. Ihm beigestellt werden an diesem Nachmittag drei Werke Girolamo Frescobaldis (1583-1643). Er war ab 1608 der Organist im San Pietro im Vatikan. Seine Werke und mit diesen sein Name wurden durch Druck weitverbreitet. Er ist ein Musikstar der 17. Jahrhunderts.
Das erste Stück Fuggite ò pianti tornate ò canti zeigt die große Qualität des Ensembles. Entspannt, harmonisch geben sich die Stimmen die musikalische Hand. In Usurpator tiranno changiert Bryony Langs kraftvoller Sopran zwischen Schmerz und Sehnsucht. In Girolamo Frescobaldis Toccata per Spinetina sola, over Liuto spielt Axel Wolf diese zart und filigran auf der Erzlaute. In der Motette Dominus possedit me bietet Bass Joel Frederiksen seinen reichen Stimmenumfang voll in der Anbetung zur Geltung. Tenor Ivo Haun singt Accenti queruli heiter und leicht flockig und sphärisch im Ende.

Im etwa zwanzig Minuten dauernden zentralen Werk des Konzerts L’infortunio d’Angelica haben die drei Stimmen je zwei Rollen. Alle drei gemeinsam die des kommentierenden Chors und dann ihre Rollen. Bass Joel Frederiksen als Testo (Erzähler), Sopran Bryony Lang als Angelica und Tenor Ivo Haun als Ruggiero, den Angelica-rettenden-Monster-tötenden Helden. Der allerdings die erhoffte Gunst der Angelica nicht erlangt. Sie ziert sich trotz seiner Heldentat. Besonders in den Chorstellen greifen die Stimmen geradezu magisch ineinander.
In Girolamo Frescobaldis instrumentalen Canzon Sesta à 4 klingen die drei Lauten poppig, verspielt und andächtig. Fuggi, fuggi mio cor l’esca del dolce sguardo ist das zweite Sopransolostück. Bryony Lang singt mit strahlender Verve die heitere Weise, die für Barock untypisch Hinweise zum Tempo aufweist. Launige Presto Sequenzen werden voneinander getrennt durch ein singendes Innehalten in Adagio. Girolamo Frescobaldis Capriccio sopra la Bassa fiamenga zeigt Michael Eberth finessenreiches Cembalospiel. Die Triller tanzen auf den anderen Tönen. Wunderbar.

Viver trà pianti, e trà sospiri ist ein erhaben warmes Duett von Tenor und Bass. Deus in adjutorium ein feierliches Duett von Bass und Sopran. Das abschließende Iste Sanctus ist ein vollendet harmonischer Triogesang. Alle drei Stücke zeigen, wie hervorragend die Stimmen zueinander, miteinander und zusammen einen mein Herz anrührenden Klang hervorbringen. Als Zugabe wird das heiter aufgeweckte Io son amore von Luca Marenzio (1553-1599) angestimmt.
Voller Inspiration und Energie gehe ich beschwingt aus einem Konzert, das alle meine Sinne erfüllt hat und wohlig nachwirkt.
Frank Heublein, 6. Oktober 2025, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
Programm
Giovanni Felice Sances (ca. 1600-1679)
Fuggite ò pianti tornate ò canti. Arietta A 3., Il Quarto Libro delle Cantate et Arie a voce sola, Venezia 1636
Ensemble Phoenix Munich
Giovanni Felice Sances
Usurpator tiranno, Cantada à voce sola sopra il Passacaglie, Cantade, Libro Secondo, Parte Prima, Venezia 1633
Bryony Lang – Sopran
Girolamo Frescobaldi (1583-1643)
Toccata per Spinetina sola, over Liuto, Il primo Libro delle Canzoni, Roma 1628
Axel Wolf – Laute, Michael Eberth – Orgel
Giovanni Felice Sances
Dominus possedit me, Mottetti a voce sola, Venezia 1638
Joel Frederiksen – Bass
Giovanni Felice Sances
Accenti queruli. Cantata à voce sola sopra la Ciaccona, Cantade, Libro Secondo, Parte Prima, Venezia 1633
Ivo Haun – Tenor
Giovanni Felice Sances
L’infortunio d’Angelica, Dialogo à 3 voci, Interlocutori Testo, Angelica, e Ruggiero. Capricci poetici, Venezia 1649
Già dell’horrido Mostro (Testo, Angelica) Fortunata povertà (Coro)
Non proferì parola (Testo)
Fanciulletta verginella (Coro)
Lacrimosa ma bella (Testo, Angelica)
Sciocchi amanti che credete (Ruggiero, Coro)
Joel Frederiksen – Testo
Ivo Haun – Ruggiero
Bryony Lang – Angelica
Girolamo Frescobaldi
Canzon Sesta à 4, Il Primo Libro delle Canzoni, Venezia 1634
Giovanni Felice Sances
Fuggi, fuggi mio cor l’esca del dolce sguardo, Il Quarto Libro delle Cantate et Arie a voce sola, Venezia 1636
Bryony Lang – Sopran
Giovanni Felice Sances
Viver trà pianti, e trà sospiri. Aria (Decima Ottava) A doi Voci., Il Quarto Libro delle Cantate et Arie a voce sola, Venezia 1636
Ivo Haun – Tenor
Joel Frederiksen – Bass
Girolamo Frescobaldi
Capriccio sopra la Bassa fiamenga, Il primo libro di capricci, Rom 1624
Michael Eberth – Cembalo
Giovanni Felice Sances
Deus in adjutorium, Motetti a una, due, tre e quattro voci, Venezia 1638
Byrony Lang – Canto
Joel Frederiksen– Bass
Giovanni Felice Sances
Iste Sanctus, Motetti a 2, 3, 4 e cinque voci, Venezia 1642
The Woods so Wild, Ensemble Phoenix Munich Bayerisches Nationalmuseum, München, 15. Mai 2025
Ensemble Phoenix Munich Bayerisches Nationalmuseum, München, 30. März 2025
Ensemble Phoenix Munich Bayerisches Nationalmuseum, München, 6. Februar 2025