His Majesty King Carl XVI Gustaf, Sophie Joissains (Mayor, Aix-en-Provence), Paul Hermelin (Chairman of the Board, Festival d’Aix-en-Provence) & Susanne Rydén (President, Birgit Nilsson Prize) ©Yanan Li
Preisverleihung Birgit-Nilsson-Preis
Verleiher: König Carl XVI. Gustaf
Festival d’Aix-en-Provence
Konserthuset in Stockholm, 21. Oktober 2025
von Zenaida des Aubris
Der plötzliche Tod von Pierre Audi im Mai dieses Jahres gab der Verleihung des Birgit-Nilsson-Preises am 21. Oktober in Stockholm eine bewegende Note. Der Preis, der seit 2009 alle drei Jahre vergeben wird, ging jetzt an das Festival d’Aix-en-Provence, dessen künstlerischer Leiter Audi seit 2018 war – eine zutiefst passende Ehrung für einen Mann, dessen visionäre Kraft und unerschütterliche Neugier das europäische Musiktheater über Jahrzehnte geprägt haben.
Der mit einer Million US-Dollar dotierte Preis wird normalerweise an Einzelpersönlichkeiten verliehen. Doch schon 2014 wurde diese Regel gebrochen, als die Wiener Philharmoniker damit ausgezeichnet wurden.
Nun tritt das Festival d’Aix-en-Provence in diesen erlesenen Kreis. Das Festival wurde für seine künstlerischen Leistungen und insbesondere für sein Engagement für die Entwicklung neuer Opernproduktionen ausgezeichnet, mit besonderer Würdigung der Weltpremiere von Innocence im Jahr 2021, mit Musik von Kaija Saariaho und einem Original-Libretto von Sofi Oksanen und unter der musikalischen Leitung von der Dirigentin Susana Mälkki. Für ein Festival, das großenteils auf private Unterstützung und künstlerischen Wagemut statt auf staatliche Subventionen setzt, bedeutet die Auszeichnung sowohl Anerkennung als auch Bestätigung seines Weges.

Seit seiner Gründung im Jahr 1948 gilt Aix-en-Provence als eine Hochburg des Mozart-Geistes. Generationen von Sängerinnen und Sängern, darunter Victoria de los Angeles, Teresa Berganza, Jessye Norman, Kiri Te Kanawa, José van Dam und viele mehr, verzeichneten dort wegweisende Erfolge in den frühen Jahren ihrer Karrieren.
Auch wenn das Festival seither den Bogen über Belcanto, Zeitoper und avantgardistische Neudeutungen gespannt hat, bleibt diese Mozart’sche DNA lebendig. Bei der Preisverleihung im Konserthuset in Stockholm wurde diese Tradition würdevoll beschworen: der schwedische Bariton Peter Mattei, der einst in Peter Brooks legendärer Don Giovanni-Inszenierung von 1998 in Aix brillierte, sang die Serenade „Deh, vieni alla finestra“ mit jener aristokratischen Eleganz, die sein Markenzeichen geworden ist.
Seine Majestät König Carl XVI Gustav überreichte die Preis-Statuette an Sophie Joissains, Bürgermeisterin von Aix-en-Provence, und Paul Hermelin, Vorstandsvorsitzende des Festivals. Sir George Benjamin, Komponist von Written on Skin, auch ein kommissioniertes Werk des Festivals in 2013, gab die Laudatio. Darin sprach er von der Atmosphäre beim Festival als ein „Opernparadies“ und würdigte sowohl Audi als auch dessen Vorgänger Bernard Foccroulle für das ihm und seinem Team entgegengebrachte Vertrauen und Engagement.

Ansonsten stand der Abend ganz im Zeichen von Birgit Nilsson, der überragenden Wagner-Sopranistin ihrer Epoche. Eine Filmaufnahme ihres „Dich, teure Halle“ lautete den Abend ein und zeigte die unerschütterliche Strahlkraft und das edel getragene Legato, das sie unsterblich machte. Nach der Einspielung, leitete die Dirigentin Susanna Mälkki das Royal Stockholm Philharmonic Orchestra mit federndem, durchsichtigem Klang durch das Vorspiel zum dritten Akt von Lohengrin und ließ anschließend in Wilhelm Stenhammars selten zu hörender Konzertouvertüre Excelsior! die wagnerischen Schatten flirren. Als zweite Arie, sang Peter Mattei „O du mein holder Abendstern“ aus Tannhäuser mit ehrfürchtiger und kontemplativer Würde.
Es folgte Matilda Sterby, im Vorjahr Preisträgerin des jährlichen Birgit-Nilsson-Stipendiums. Sie trug eine Arie aus Kaija Saariahos Oper Innocence vor. Mit ihrem glockenklaren Sopran, wusste sie die verletzlichen und eindringlichen Emotionen auszudrücken. Zuletzt vereinten sich Sterby mit Mattei und Tenor Daniel Johansson im Finale des dritten Aktes von Tannhäuser zu einem kraftvoll leuchtenden Trio. Sterby entfaltete dabei einen strahlenden, fülligen Sopran, wie ihn einst Birgit Nilsson selbst verkörperte.
Trotz der elegischen Untertöne überwogen jedoch die Feierlichkeiten. Beim anschließenden Gala-Dinner verzauberte die junge schwedische Sopranistin Christina Nilsson (keine Verwandschaft zu Birgit) das Gala-Publikum mit unbeschwerten schwedischen Liedern.
Obwohl noch am Beginn ihrer Karriere, war sie schon als Aida an der Metropolitan Opera in New York zu hören. So lebt in ihr, in der Stiftung und im kulturellen Selbstverständnis Schwedens das Erbe der großen Birgit Nilsson fort – ein Vermächtnis, das nicht nur Größe ehrt, sondern die Kunstform Oper immer wieder neu beflügelt.
Zenaida des Aubris, 27. Oktober 2025, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at