Verbier © Verbier Promotion
von Lothar und Sylvia Schweitzer
Im nobelsten Schigebiet der Schweiz im Kanton Wallis findet im Sommer umrahmt von einer wunderschönen Bergwelt das internationale Verbier Festival statt. Dieses Jahr standen neben einer Vielzahl von Konzerten, die teilweise Klassik und Jazz verbanden, „Gianni Schicchi“ und „Cavalleria rusticana“ zusammen konzertant mit klingenden Namen wie De Tommaso, Tézier und Terfel auf dem Programm.
Über die Lauretta lasen wir in der Opernzeitschrift „der neue Merker“: „Ying Fang entzückte mit einer wunderbar klaren, leuchtenden Sopranstimme. Ihre berühmte Arie O mio babbino caro geriet zu einem der stillsten, aber berührenden Momente des Abends, der der Handlung emotionale Tiefe verlieh.“ (Marcel Burkhardt) Der Name war uns neu. Wir recherchierten im Spielplan der Wiener Staatsoper. Sie sang bisher nur im Frühjahr 2023 in acht Vorstellungen von „Le nozze di Figaro“ die Susanna.

In Bad Wildbad im Schwarzwald findet jährlich ein Rossini-Festival statt. Rossini war nach einer Kur in Wildbad auch in seiner Schaffenskraft wieder gestärkt. Dieses Festival ist für Neuentdeckungen verdächtig.
Viel Erfolg hatte im diesjährigen Sommer „La Cenerentola“. Der Regisseur Jochen Schönleber formte mit dem Bassbariton Dogukan Özkan die mittlere Rolle des Alidoro besonders heraus. Der Philosoph und Lehrer des Prinzen erscheint wie ein Engel (Gottesbote). Özkan „sichert ihm mit ruhig würdiger Präsenz, mit einem gewaltigen Tonumfang seiner großen Arie, die Rossini erst drei Jahre nach der Uraufführung hinzu komponiert hatte, und mit einem warmen Unterton seines Basses die verdiente Größe und Achtung.“ (Udo Klebes im „neuen Merker“) Das erinnert stark an den uns an der Wiener Staatsoper in dieser Partie besonders aufgefallenen Ludwig Welter.

In der Spielzeit 2011/12 sang sie an der Wiener Staatsoper die Modistin im „Rosenkavalier“, die Gianetta in „L’elisir d’amore“, die Barbarina und die Kate Pinkerton. Jetzt taucht im Feuilleton die in Trinidad geborene Jeanine De Bique wieder auf und wir erfahren einiges über ihre Violetta an der Berliner Staatsoper Unter den Linden.
Wir erinnern uns dabei an unsere Klassikwelt Nr. 90 und das Wörtchen „aber“, welches die Begeisterung des vorher Gesagten relativiert. So beeindruckt ihr Erscheinungsbild und ihr gefühlvolles Spiel, aber ihre Stimme klang ganz zu Beginn noch ein wenig belegt. Das löst sich bald und sie beeindruckt mit strahlenden Höhen und brillanten Koloraturen. Sie bewältigt die große Arie im ersten Bild zunächst souverän, doch in der letzten Phase ließ ihre Kondition ein klein wenig nach, so dass sie auf den hohen Schlusston verzichtete. Im zweiten und dritten Bild begeisterte sie mit warmem volumenreichem Wohlklang. Im Schlussbild eine atemberaubende Abschiedsarie „Addio del passato“, die eigentliche Todesszene blieb ein wenig dahinter zurück. Beachtenswert, wie hier das Menschliche einer Stimme vorgeführt wird!

Bei der israelischen Sopranistin Hila Fahima, von 2013 bis 2020 Ensemblemitglied der Wiener Staatsoper, ließen damals Ohrenzeugen unseres Freundeskreises eine zu kleine Stimme erwarten. Im Nymphenterzett ist uns 2014 ihre Najade noch nicht besonders aufgefallen.
Aber 2016 zur Zerbinetta avanciert, wurden wir schon im Vorspiel von ihr angenehm überrascht. An diesem Abend heimste sie den größten Erfolg ein. An der „Oper Burg Gars“ erfreute sich Kollegin Traude Steinhauser vom „neuen Merker“ an virtuosen hohen und höchsten Tönen ihrer Violetta in Verdis „La Traviata“. „Auch lyrische Klangfarben stehen der schlanken, blitzsauber intonierenden Stimme zur Charakterisierung einer großen Liebenden zur Verfügung.“
Lothar und Sylvia Schweitzer, 11. November 2025, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

Lothar und Sylvia Schweitzer
Lothar Schweitzer ist Apotheker im Ruhestand. Gemeinsam mit seiner Frau Sylvia schreibt er seit 2019 für klassik-begeistert.de: „Wir wohnen im 18. Wiener Gemeindebezirk im ehemaligen Vorort Weinhaus. Sylvia ist am 12. September 1946 und ich am 9. April 1943 geboren. Sylvia hörte schon als Kind mit Freude ihrem sehr musikalischen Vater beim Klavierspiel zu und besuchte mit ihren Eltern die nahe gelegene Volksoper. Im Zuge ihrer Schauspielausbildung statierte sie in der Wiener Staatsoper und erhielt auch Gesangsunterricht (Mezzosopran). Aus familiären Rücksichten konnte sie leider einen ihr angebotenen Fixvertrag am Volkstheater nicht annehmen und übernahm später das Musikinstrumentengeschäft ihres Vaters. Ich war von Beruf Apotheker und wurde durch Crossover zum Opernnarren. Als nur für Schlager Interessierter bekam ich zu Weihnachten 1957 endlich einen Plattenspieler und auch eine Single meines Lieblingsliedes „Granada“ mit einem mir nichts sagenden Interpreten. Die Stimme fesselte mich. Am ersten Werktag nach den Feiertagen besuchte ich schon am Vormittag ein Schallplattengeschäft, um von dem Sänger Mario Lanza mehr zu hören, und kehrte mit einer LP mit Opernarien nach Hause zurück.“
Schweitzers Klassikwelt 147: Glücklich die Opernwelt klassik-begeistert.de, 30. September 2025