Jakub Hrůša © Dieter Nagl
Die Fünfte Beethovens eben. Kraft pur. „Kult“ (O-Ton Hrůša). Und die Bamberger Symphoniker eben. Ein Geheimtipp für Klassik pur. Dadada_daaaaa!
Joseph-Keilberth-Saal, Bamberg, 19. Januar 2024
Bamberger Symphoniker
Jakub Hrůša, Dirigent
von Dr. Gerald Hofner
Für einen sternenklaren Winterabend weit unter null Grad braucht das Herz Wärme. Und es bekam sie – als mitreißenden Mix zweier Classical-Pop-Stücke, interpretiert von dem Weltklasseorchester aus Bamberg, garniert mit einem vielversprechenden Nachwuchs-Pianisten.
Die beiden Stücke zeigen, gerade weil sie aus derselben Schaffensperiode des vielleicht größten Musikgenies aller Zeiten stammen, die unglaubliche Vielfältigkeit Beethovens. Nummer eins im Programm war das letzte seiner Klavierkonzerte (mit dem zunehmenden Aufgeben der Satzformen kehrte Beethoven nie mehr zum Genre des Klavierkonzertes zurück), das im Orchester die weichen und pastoralen Töne der 6. Sinfonie aufnimmt, umspielt von einem ungewohnt zurückhaltenden Klavier. Als Kontrast dazu wurde im Anschluss die sehr konkrete und kämpferische Stimmung der 5. Sinfonie gegeben, klar und direkt.
Als Klaviersolist des ersten Teils debütierte der 23 Jahre junge Wiener Lukas Sternath mit den Bamberger Symphonikern – Schüler auch von András Schiff und Igor Levit. Der bereits mehrfach prämierte „Rising Star“ meisterte die vielen perlenden Läufe und Kadenzen Beethovens technisch brillant. Phasenweise gelang ihm auch ein mitreißendes Wechselspiel mit dem Orchester. Für eine völlige Verschmelzung mit dem Orchester fehlte vielleicht noch die Routine und auch die intuitive Abstimmung, agierte doch auch das Orchester in diesem ersten Stück des Abends überraschend weich und fast unscharf. Fast kontrastiert dazu erschien der Anschlag des Pianisten in den hohen Oktaven zu hart. Dagegen war die ebenso deutliche Betonung durch Off-Beats gefällig – letzteres auch in der Zugabe (Schubert’sche Variationen), mit dem Sternath dem jubelnden Applaus Tribut zollte.
Man darf sehr gespannt sein, welche Entwicklung sich in den beiden programmgleichen Gastspielen von Sternath mit den Bamberger Symphonikern in Hamburg und Köln in den nächsten Tagen ergeben.
Ein reiner Beethoven-Abend ist selten bei den Bambergern, die im Abonnement ansonsten gerne der Avantgarde oder sogar Post-Avantgarde ein Gehör verschaffen. Vielleicht erlebte das Orchester unter dem unaufgeregten Dirigat des volksnahen Chefdirigenten Jakub Hrůša deshalb an diesem besonderen Abend der späten Klassik seine helle Spielfreude. Nach den pastoralen Flächen als Begleitung im ersten Stück zeigte der Klangkörper nach der Pause sein eigenes und eigentliches Können. Daran, dass Beethovens Fünfte das Pop-Stück der späten Klassik ist, ließ Hrůša in seiner temporeichen Interpretation keinen Zweifel. Nicht nur in der Präzision, auch in der Rhythmusbetonung und in der klaren und wendigen Direktheit zeigte das kleine Weltklasseorchester seine ganze Perfektion, ohne Atmosphäre oder Transparenz zu verlieren. Und obwohl (oder gerade weil) es nicht üppig besetzt war, wurde es mit Wucht zum freudevollen Verkündiger des gewonnenen Kampfes. Im transparenten Wandel von C-Dur aus c-moll und rufe es in die Welt.
Die Fünfte Beethovens eben. Kraft pur. „Kult“ (O-Ton Hrůša).
Und die Bamberger Symphoniker eben. Ein Geheimtipp für Klassik pur. Dadada_daaaaa!
Dr. Gerald Hofner, 20. Januar 2024, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
Bamberger Symphoniker, Albrecht Mayer, Jakub Hrůša, Elbphilharmonie Hamburg, 28. Mai 2019