Pablo Heras-Casado © Fernando Sancho
Eigentlich merkt man erst jetzt, wie sehr man das Bayreuther Ensemble im Konzertrepertoire vermisst. Was dieses phantastische Orchester unter Pablo Heras-Casado da im Wolkenturm erklingen ließ – von dem kann man noch lange zehren. Mit den großartigen Solisten hätte man sich gewünscht, den ganzen Ring auf einmal zu hören.
Richard Wagner
Walküre: 1. Akt
Walküre: Walkürenritt
Walküre: Schluss 3. Akt
Solisten: Vida Miknevičiūtė · Michael Spyres · Günther Groissböck
Bayreuther Festspielorchester
Dirigent: Pablo Heras-Casado
Wolkenturm, Grafenegg, 29. August 2024
von Herbert Hiess
Der spanische Dirigent Pablo Heras-Casado ist unter anderem auch Musikdirektor vom Teatro Real in Madrid und brillierte in der letzten Zeit immer öfters bei Wagner-Opern. Zuletzt beim „Parsifal“ in Bayreuth und bei den „Meistersingern“ in Madrid – beides mit größtem Erfolg. Angeblich dirigiert er auch in Bayreuth den nächsten „Ring“.
Hier in Grafenegg hatte das Publikum das Glück, die aktuelle „Walküre“-Besetzung zu erleben und eben den spanischen Maestro am Pult. Das Orchester erwies sich zu Recht als internationale Spitzenklasse.
In allen Instrumentengruppen konnte man sowohl bei solistischen Stellen als auch bei Tutti-Passagen die höchste Qualität erleben. Da fielen schon am Beginn des ersten Aktes die phantastischen Solo-Celli auf; die Holzbläser waren Spitzenklasse und das Blech bekannt strahlend.
Schade, dass Heras-Casado nicht die überbordende Leidenschaft demonstrierte; so hätte man sich beim Schwertmotiv nach „Siegmund heiß ich, Siegmund bin ich“ ein fulminantes Fortissimo und eine leichte Verzögerung vor der Explosion gewünscht. So war es eher fast beiläufig.
Gesanglich war es einfach hervorragend; vor allem in dem ersten Akt „Walküre“. Vida Miknevičiūtė dürfte heute die beste Sieglinde sein und Michael Spyres ein umwerfender Siegmund; unvergessen die „Wälse“ Rufe beim „Ein Schwert verhieß mir der Vater“. Wenn er noch dazu öfters mit der Stimme spielen würde, wäre das Opernglück vollkommen. Und Günther Groissböck war ein beeindruckender und orgelnder Hunding.
Was Groissböck bei Hunding beeindruckte, enttäuschte er bei Wotans Abschied dieser Oper. Da merkte man, dass er für die eher hoch liegende Partie überfordert war. Dadurch konnte er diese Partie auch nur in dieser Szene richtig ausfüllen. Zu Recht könnte man daran zweifeln, dass er den Wotan komplett durchhalten könnte.
Vor Wotans Abschied gab es noch den berühmten „Walkürenritt“; exzellent gespielt!
Trotz allem war es ein fulminantes Konzert und man muss der Grafenegger Intendanz dankbar sein, dieses und andere Ensemble an diesen Festivalort zu holen. Hier erlebt man Künstlerinnen und Künstler, die oft in Wien gar nicht zu hören sind.
Herbert Hiess, 30. August 2024, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at