Kirill Gerstein © Marco Borggreve
Claude Debussy
Trois Nocturnes
Ferruccio Busoni
Konzert für Klavier und Orchester mit Männerchor C-Dur op. 39
Berliner Philharmoniker
Sakari Oramo Dirigent
Kirill Gerstein Klavier
Herren des Rundfunkchors Berlin
Damen des Rundfunkchors Berlin
Gijs Leenaars Choreinstudierung
Philharmonie Berlin, 19. Oktober 2024
von Peter Sommeregger
Weit abseits der ausgetretenen Pfade des Konzertrepertoires bewegte sich das Programm dieses Konzertes. Debussys Trois Nocturnes sind inspiriert von Gemälden des amerikanischen Malers James Whistler, dessen Werke der Komponist bewunderte. Debussy greift auf Naturstimmungen wie Wind, Wolken, den Mond und fließendes Wasser zurück, es gelingen ihm dichte, farbige Miniaturen. Im dritten Teil wird durch die Damen des Rundfunkchors Berlin die atmosphärische Dichte noch gesteigert. Dem finnischen Dirigenten Sakari Oramo gelingt ein stimmungsvolles Klangbild. Seit 12 Jahren stand das Werk nicht mehr auf dem Programm des Orchesters.
Hauptwerk des Abends war das ausladende, fast 70 Minuten lange Klavierkonzert Ferruccio Busonis. Die Berliner Philharmoniker hatten es 1904 mit dem Komponisten am Flügel uraufgeführt, 1921 erfolgte eine weitere Aufführung, erneut mit dem Wahlberliner Busoni als Solist. In den über hundert Jahren danach fanden in der Philharmonie nur Aufführungen des Werkes mit anderen Orchestern statt. Höchste Zeit also, um es im 100. Todesjahr Busonis wieder aufzuführen.
Als Solist erlebte man den russisch-amerikanischen Pianisten Kirill Gerstein, inzwischen Wahlberliner und bei den Berliner Philharmonikern bereits mehrfach erfolgreich aufgetreten. Busonis Monumentalwerk hat er bereits mit Sakari Oramo 2017 in Boston gespielt, die Aufführung ist auch auf CD erschienen.
Pianist und Dirigent strukturieren die sechs einzelnen, sehr unterschiedlichen Sätze sehr klar, wodurch die komplizierte Struktur des Werkes gut nachvollziehbar wird. Gerstein brilliert sowohl in den langsamen, als auch den bewegten Abschnitten des Werkes mit souveränem Spiel und profunder Werkkenntnis, er spielt auswendig und setzt die entscheidenden Akzente, obwohl der Komponist den Klavierpart ebenbürtig dem Orchester in die Partitur eingebettet hat. Furios die Tarantella und die Zitate italienischer Volkslieder, ehe im getragenen letzten Satz die Herren des Rundfunkchores Berlin zu einem getragenen Lobgesang auf die Gottheit Allahs einsetzen. Am Ende begeisterter, stürmischer Applaus für alle Beteiligten, der Löwenanteil davon für Kirill Gerstein, der einmal mehr seinen Ruf als Ausnahmepianist bestätigt hat.
Peter Sommeregger, 20. Oktober 2024, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at